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Katjuscha: Deutsche Hilfe für Russland

Von Christoph Adamietz

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Team Katjuscha bei der Tour Down Under 2012 | Foto: ROTH

30.01.2012  |  (rsn) - Winterzeit ist Wechselzeit. In den vergangenen Wochen und Monaten hat sich auf dem Transfermarkt einiges getan. Um Sie zum bevorstehenden Saisonbeginn auf den aktuellsten Stand zu bringen, stellt Radsport News die 18 WorldTour-Teams vor und analysiert ihre Stärken und Schwächen.

Teil 15: Katjuscha

Das russische Katjuscha-Team vertraut 2012 auf "Made in Germany". Mit Teamchef Hans-Michael Holczer, den Sportlichen Leitern Christian Henn, Torsten Schmidt, Uwe Peschel, Erik Zabel, Michael Rich und Theo Maucher findet man zahlreiche Deutsche im Management und in der sportlichen Leitung des WorldTour-Rennstalls. Die 22 Siege aus dem Vorjahr sind für Holczer und seine Mannschaft eine Vorgabe, die es zu übertreffen gilt. Zudem hofft Katjuscha, durch Heimkehrer Denis Mentschow im vierten Jahr des Bestehens erstmals eine dreiwöchige Rundfahrt gewinnen zu können.

Kommen und Gehen: Mit Danilo Di Luca (zu Acqua e Sapone) und Filippo Pozzato (zu Farnese Vini) trennte sich Neu-Teamchef Hans-Michael Holczer von zwei prominenten Italienern, die im Katjuscha-Dress die Erwartungen nicht hatten erfüllen können. Gleiches gilt für den Russen Vladimir Karpets (zu Movistar) und den belgischen Klassiker-Spezialisten Leif Hoste (zu Accent Jobs-Willems Veranda's). Das russsische Quartett Arkimedes Arguelyes, Alexander Mironov, Artem Ovechkin, Nikolai Trussov schlossen sich dem neuen Zweitdivisionär RusVelo an, Landsmann Egor Silin wechselte zu Astana und der Belgier Stijn Vandebergh fährt mittlerweile für Omega Pharma-Quickstep. Außerdem zählen der Moldawier Alexandre Pliuschin (Leopard-Trek CT) und der 36-jährige Russe Sergej Ivanov (Ende der Karriere) nicht mehr zum Aufgebot. Keinen neuen Vertrag erhielt dessen Landsmann, der bei der Tour de France positiv getestete zweimalige Vize-Weltmeister Alexander Kolobnev.

Mit Mentschow (von Geox) verpflichtete Holczer den seit Jahrten besten russischen Rundfahrer, der dem Team den ersten GrandTour-Erfolg bescheren soll. Auch der Slowene Simon Spilak (von Lampre-ISD) wurde für die - kleinen - Rundfahrten eingekauft. Mit dem erfahrenen Spanier Oscar Freire (von Rabobank) wurde zudem ein erstklassiger Sprinter unter Vertrag genommen, der es in seinem letzten Profijahr allerdings gegen Cavendish, Greipel & Co. schwer haben wird.

Ihre Zukunft noch vor sich haben dagegen die Sprint-Talente Rüdiger Selig und Marco Haller. Sowohl der 22 Jahre alte Berliner als auch der zwei Jahre jüngere Österreicher gehen in ihre erste Profi-Saison. Auch Freires Landsmann Angel Vicioso (von Androni) und der Norweger Alexander Kristoff (von BMC) zählen zu den schnellen Männern im Peloton. Die Klassiker-Abteilung verstärken soll der routinierte Spanier Xavier Florencio (von Geox), während die Russen Maxim Belkov (von Vacansoleil-DCM) Timofey Kritskiy und Alexei Tsatevich (beide vom Nachwuchsteam Itera-Katjuscha) sowie der Lette Gatis Smukulis (von HTC- Highroad) als Helfer vorgesehen sind.

Die Kapitäne: Der Giro-Sieger und zweifache Vuelta-Gewinner Mentschow wird gemeinsam mit dem Spanier Joaquin Rodriguez das Team in den großen Rundfahrten anführen. Der mittlerwelie 34 Jahre alte Mentschow konnte beim Zweitdivisionär Geox zu selten seine Klasse zeigen - auch,weil das Team nicht beid er Tour de France dabei war -, hat aber durch den Wechsel zu einem russischen Rennstall viel an Motivation gewonnen und traut sich den Tour-Sieg zu. Der zwei Jahre jüngere Rodriguez wird es aufgrund seiner Zeitfahrschwäche schwer haben, bei einer der großen Rundfahrten auf dem Podium zu landen. Für kleinere Rundfahrten stehen Neuzugang Spilak und der Russe Vladimir Gusev parat.

Die Sprinterfraktion wird vom bald 36-jährigen Freire angeführt, der mit seinem Etappensieg bei der Tour Down Under gezeigt hat, dass er sich - zumindest auf anspruchsvollem Sprinter-Terrain - nicht vor den besten zu verstecken braucht. Für Sprintsiege gut ist auch sein zwei jahre jüngerer Landsmann Vicioso, der im vergangenen Jahr unter anderem die 3. Etappe des Giro d'Italia gewonnen hat. Der große Durchbruch könnte in dieser Saison dem 24 Jahre alten Russen Denis Galimzyianov gelingen. 

Die Klassikerfraktion ist durch die Abgänge von Pozzato, Hoste und Kolobnev deutlich geschwächt. Für die Ardennen-Rennen hat das Team mit Rodriguez aber noch immer einen Sieg-Kandidaten in seinen Reihen, auch dessen Landsmann Daniel Moreno kommt auf schwerem Gelände sehr gut zurecht. Ergebnisse können auch  Florencio und der routinierte Italiener Luca Paolini herausfahren.

Der Geheimtipp: Bereits bei seinem Gastspiel als Stagiaire bei Leopard-Trek konnte Rüdiger Selig zeigen, dass er bei den großen Rennen vorne mithalten kann. Nicht zufällig gewann der 22-jährige Berliner das Eintagesrennen Binche-Tournai-Binche im Massensprint. Bei Katjuscha wird Selig von der Sportlichen Leitung viel Rückendeckung bekommen, Sprinttrainer Zabel könnte für den Neo-Profi zum Glücksfall werden - siehe Mark Cavendish -, und von Routinier Freire kann sich Selig einiges abschauen. Es würde kaum überraschen, sollte dem Neuling der eine oder andere Sprintsieg gelingen.

Stärken und Schwächen: Abgesehen von den flämischen Rennen hat Katjuscha für jedes Terrain Kandidaten für das Podium im Aufgebot. Mit Holczer und dessen Vertraute kommt sicherlich viel frischer Wind ins Team kommen. Eine der wichtigsten Aufgaben des Herrenbergers wird es sein, für Harmonie zu sorgen und die siebenköpfige spanische Fraktion zu integrieren. Den Kapitänen bleibt allerdings nicht mehr allzuviel Zeit, um große Siege einzufahren - allesamt sind sie deutlich jenseits der 30.

Prognose: Die Verjüngung des Kaders wird Katjuscha gut tun. Für die Erfolge werden aber zumindest in dieser Saison doch die Routiniers Mentschow, Freire und Rodriguez sorgen müssen. Gespannt sein darf man auf die jungen Sprinter wie Galimzyanov oder Selig, mit deren Hilfe die Sieg-Bilanz aus dem Vorjahr übertroffen werden dürfte. Den ersten großen Rundfahrtsieg der Teamgeschichte werden aber aller Voraussicht nach weder Mentschow und Rodriguez einfahren können.

Katjuscha 2012: Maxim Belkov, Pavel Brutt, Denis Galimzyanov, Vladimir Gusev, Petr Ignatenko, Mikhail Ignatiev, Vladimir Isaychev, Timofey Kritskiy, Denis Menchov, Alexander Porsev, Yury Trofimov, Alexei Tsatevich, Eduard Vorganov (alle Russland), Xavier Florencio, Oscar Freire, Joan Horrach, Alberto Losada, Daniel Moreno, Joaquin Rodriguez, Angel Vicioso (alle Spanien), Giampaolo Caruso, Luca Paolini (beide Italien), Rüdiger Selig (Deutschland), Marco Haller (Österreich), Alexander Kristoff (Norwegen), Aleksandr Kuschynski (Weißrussland), Gatis Smukulis (Lettland), Simon Spilak (Slowenien), Maxime Vantomme (Belgien)

Neuzugänge: Oscar Freire (Rabobank), Maxim Belkov (Vacansoleil), Simon Spilak (Lampre-ISD), Alexander Kristoff (BMC), Gatis Smukulis (HTC Highroad), Denis Mentschow, Xavier Florencio (beide Geox), Angel Vicioso (Androni), Timofey Kritskiy, Alexei Tsatevich (beide Itera-Katjuscha), Rüdiger Selig, Marco Haller (beide Neo-Profis)

Abgänge: Arkimedes Arguelyes, Alexander Mironov, Artem Ovechkin, Nikolai Trussov (alle Rusvelo), Vladimir Karpets (Movistar), Danilo Di Luca (Acqua e Sapone), Filippo Pozzato (Farnese Vini), Stijn Vandenbergh (Omega Pharma QuickStep), Leif Hoste (Accent Jobs), Egor Silin (Astana), Alexandre Pliuschin (Leopard-Trek), Alexander Kolobnev (unbekannt), Sergej Ivanov (Karriereende),

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