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23.10.2015 | Immer wieder hatte ich von "The Collector" aus Singapur gehört, der eine herrliche Fahrrad-Sammlung besitzen soll. Das erste Mal, als ich "Uncle Joo" dann sah, war ich mit Freunden auf dem Rennrad unterwegs; wir waren zu einer kleinen Gruppe aufgerollt.
Joo war auf einem alten Stahlrahmen-Rad unterwegs,
eine kleine Tasche über der Schulter. Wir begrüßten die Gruppe, und sind weitergefahren. "The Collector" war mir danach immer präsent.
Das nächste Mal sah ich Poon Kong Ah Joo, wie er mit vollem Namen heißt, am Morgen des Rapha "Gentlemen's Race" in Singapur. Diesmal war Joo auf einem schönen "Richard Sachs"-Bike unterwegs. Es kommt nicht oft vor, dass man jemand in Asien auf einem so seltenen amerikanischen Stahlrahmen-Rad sieht. Diesmal ging sofort zu ihm, und stellte mich vor.
Wir begannen, über sein Rad zu fachsimpeln.
Dann beschrieb er mehrere seltene seiner anderen Fahrräder, und meine Augen leuchteten. Schließlich hat mich Ah Joo eingeladen, ihn in seiner Auto-Restaurierungs-Werkstatt im Industriegebiet Sin Ming zu besuchen, wo seine Sammlung von Fahrrädern untergebracht ist.
Und was ich dort vorgefunden habe, war wie eine verlorene Stadt zu entdecken: Unter dem Dach im oberen Raum der Werkstatt hingen Zeile auf Zeile wunderschöne Rennräder mit makelloser Lackierung.
Die blitzblanken Chrom-Teile fingen die morgendlichen Sonnenstrahlen
ein, und warfen Reflexionen an Wände und Decke. "Ich weiß nicht genau, wieviele ich derzeit habe",sagt Mr Poon: "Ich sammle sie nun seit sieben Jahren. Es werden wohl weit über hundert sein."
Fast jede klassische Stahlrahmen-Marke ist dabei, dazu berühmte Rohre und Komponenten - alles von legendären Marken wie Colnago und Cinelli, Reynolds und Columbus, bis zu Hetchins und Richard Sachs. Und alles liebevoll erhalten, in dieser unscheinbaren Werkstatt. Ah Joo erzählte und erzählte von seinen Schätzen: Wie und wo er sie gefunden hat, wie er sie restaurierte...
Viele denken nun vermutlich, dass er wohl selten
eines seiner wertvollen Räder fährt. Das Gegenteil ist der Fall: Obwohl "Uncle Joo" dieses Jahr 60 geworden ist, fährt er jede Woche noch 200 bis 300 Kilometer.
"Ich versuche, alle meiner Räder regelmäßig zu fahren. Auch wenn es mal regnet, kalt oder Nacht wird", erzählt Ah Joo nicht ohne Stolz in der Stimme. Dass die schönen alten Räder dann auch mal schmutzig werden, kümmert ihn nicht weiter: "Dann putze ich sie eben. Räder sind zum Fahren gebaut. Auch wenn sie alt sind, gilt das noch!"