Tagebuch von der Japan-Rundfahrt

Ein Streckenplan, bei dessen Anblick gleich Freude aufkam

Von Louis Leinau

Foto zu dem Text "Ein Streckenplan, bei dessen Anblick gleich Freude aufkam"
Die Streckenkarte zur vorletzten Etappe der Tour of Japan. | Foto: Team Sauerland

25.05.2019  |  (rsn) - Zum letzten Mal wünsche ich Euch persönlich einen guten Morgen, heute aus Izu!

Wir befinden uns gerade auf dem letzten Transfer der Rundfahrt, zurück nach Tokio, wo der ganze Spaß vor neun Tagen begonnen hat. Aber es steht ja noch eine Etappe aus, ihr könnt euch also auf unseren morgigen Abschlussbericht freuen.

Joann hatte ja gestern schon seine Begeisterung über die heutige Etappe geäußert, 3.700 hm verpackt auf 122 km lösten natürlich auch bei mir keine großen Freudengefühle aus. Um dem ganzen Tag noch einmal zusätzliche Würze zu verleihen, kletterte auch die Temperatur schon zum Start um 10:00 Uhr morgens über die 30 Grad- Marke.

Und der Rundkurs löste schon beim Blick auf die Karte Schwindelgefühle aus: Er führte rund um eine der bekanntesten Keirin-Schulen Japans, bestand aus unzähligen Kurven und beinhaltete keinen einzigen geradeaus verlaufenden Abschnitt. Es ging entweder steil bergauf oder steil bergab. Ich habe euch für einen besseren Eindruck Durcheinanders einfach Mal ein Foto aus dem Roadbook unten angefügt.

Meinen Rennverlauf nehme ich schon einmal vorweg - wenn ich dem Tag eine Schulnote geben würde, dann wäre es heute eine glatte vier. Es hat dann zwar noch gereicht um zur morgigen Etappe versetzt zu werden, aber meine Leistung war alles andere als brillant. So verbrachte ich den Tag ziemlich direkt nach dem Start im Gruppetto und hatte 120 km Aufholjagd beziehungsweise Eingrenzen des Abstandes nach vorne, um nicht aus dem Zeitlimit zu fallen, vor mir – da kommt doch direkt Freude auf, das hatte ich mir definitiv anders vorgestellt!!

Besonders weil aus der Gruppe kaum jemand wirklich Lust hatte, sich an der Nachführarbeit zu beteiligen. Glücklicherweise (für ihn natürlich nicht) leistete mir Felix Intra dabei Gesellschaft und so waren wir wenigstens zwei Fahrer, die Interesse hatten, vor Zeitschluss anzukommen.

Somit gibt’s von meinem Tag also eher wenig zu berichten. Ich schaffte es im Zeitlimit ins Ziel und habe damit wenigstens das Minimalziel erreicht. Allerdings habt ihr ja glücklicherweise die Auswahl zwischen zwei Autoren in diesem Tagebuch und bei meinem Bruder lief es heute deutlich besser. Deswegen kurz seine Sicht der Dinge, damit ihr auch etwas zum eigentlichen Rennen erfahrt:

Nach einem nicht ganz optimalen Start, bei dem ich viel zu weit hinten im Feld in die erste schnelle Abfahrt ging, war ich zuerst damit beschäftigt, durch mehrere, abgehängte Gruppen wieder nach vorne zu fahren. Eingangs der zweiten Runde gelang es mir auch schließlich und ich sortierte mich zusammen mit Adam im vorderen Bereich des Feldes ein.

Die ersten drei Runden wurde ein höllisches Tempo angeschlagen und so verkleinerte sich das Feld immer weiter auf ca. 30 Fahrer. Erst gegen Mitte des Rennens wurde dann kontrollierter gefahren und ich konnte kurz etwas durchatmen.

Richtung Finale wurde das Tempo dann allerdings wieder erhöht und es gab nochmal mehrere Angriffe auf das Führungstrikot. In der vorletzten Runde konnte ich das Tempo am Anstieg dann nicht mehr halten und verlor den Anschluss. Die letzte Runde bin ich alleine gefahren und ich war selten so froh, endlich den Zielstrich erreicht zu haben.

Ich kam auf Rang 23, mit 3:20 Minuten Rückstand auf den Sieger ins Ziel. Weiter vorne zerlegte sich die Gruppe weiter und es kam mehr oder weniger jeder Fahrer einzeln an. Adam hielt allerdings bis zum Schluss vorne mit und beendete die Etappe auf einem starken 5. Platz.

Somit gab es also auch am 7. Etappentag wieder ein gutes Resultat für unsere Mannschaft. Jetzt probieren wir, uns noch einmal für den morgigen Tag zu erholen. Es steht zum Glück ein komplett flacher Kurs am Hafen von Tokio an, die Kletterei ist somit endlich zu Ende und wir werden noch ein letztes Mal alles geben, um das Rennen so gut zu beenden wie wir es begonnen haben.

Sayonara und bis Morgen,
Louis

PS: In unserem Duell hat Joann heute den Sack zu gemacht und mit einem starken Rennen die Wertung, einen Tag vor Ende der Rundfahrt, endgültig für sich entschieden. Am Ende war es dann aber auch verdient, muss ich zugeben.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.05.2019Sayonara - Das Rennen war die lange Reise wert

(rsn) - Konichiwa aus Tokyo, heute endet unsere Reise mit der letzten Etappe in Tokio und demzufolge gibt’s dann auch heute den letzten Bericht aus Japan für euch. Der Tag startete um 7:30 Uhr

24.05.2019Mit 44 Pedalumdrehungen in der Minute auf den Mount Fuji

(rsn) - Konichiwa vom Mount Fuji, wie gestern schon von Louis erwähnt, stand uns heute die Königsetappe hinauf auf 2.000 Meter zum Mount Fuji bevor. Auf den ersten Blick erinnerte die Renndistanz an

23.05.2019Sommerwetter und malerische Kulisse in den Japanischen Alpen

Ich wünsche euch einen guten Morgen aus Oyama! Heute hatten wir einen angenehmen Start in den Tag. Es ging zwar wieder früh am Morgen los, unser Hotel lag aber nur wenige hundert Meter entfernt vom

22.05.2019Die Organisation dieses Rennens ist hervorragend!

(rsn) - Konichiwa aus Iida,Heute stand der vom Streckenprofil her vorerst einfachste Tag an. Die 4. Etappe führte uns auf einem siebenmal zu fahrenden Rundkurs um die Stadt Mino und war mit sehr mode

21.05.2019Fast hätte es zum ganz großen Coup gereicht

(rsn) - Ich wünsche euch einen guten Morgen aus Inabe. Es gibt heute wieder einen Bericht aus unserem schönen Reisebus, der sich auf der zweistündigen Anfahrt in Richtung Mino befindet, dem Start

20.05.2019Zwei Runden vor Schluss war das Rennen für mich gelaufen

(rsn) - Konichiwa aus Kyoto, wie gestern schon mein Bruder melde ich mich heute auch aus unserem Reisebus, der sich auf dem Weg zu unserem nächsten Etappenort Inabe befindet. Das bedeutet, uns steht

19.05.2019Das Familienduell gegen meinen Bruder verloren

(rsn) - Sonnige Grüße, heute noch einmal aus dem schönen Sakai - oder, wenn man genau ist, dann habe ich Sakai bereits hinter mir gelassen, denn ich melde mich gerade aus dem Reisebus, mit dem alle

Weitere Radsport-Markt-Nachrichten

22.05.2024Power to the Peloton: Mit Einigkeit bekommen Fahrer ihren Willen

(rsn) – Der Radsport hat sich am Dienstag auf der 16. Etappe des Giro d´Italia einmal mehr nicht mit Ruhm bekleckert. Und das lag nicht am nächsten überlegenen Sieg von Tadej Pogacar (UAE Team Em

21.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die

21.05.2024Nach Rückkehr auf Rang zwei Optimismus bei Martinez und Bora

(rsn) – Noch ist nichts in Sack und Tüten. Aber der nächste Schritt ist gemacht. Der nächste Schritt für Daniel Martinez und Bora – hansgrohe, den Giro d’Italia 2024 mit der maximalen Ausbeu

21.05.2024Zum Abschluss der Kletter-Trilogie zweimal Passo Brocon

(rsn / ProCycling) – Die Kletter-Trilogie bei diesem 107. Giro d'Italia endet mit einer klassischen Etappe durch die Dolomiten: relativ kurz, aber dennoch intensiv, mit 4.200 Höhenmetern auf 159 Ki

21.05.2024Majka: “Ich habe Tadej gesagt, dass er fahren soll“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat seinen fünften Tagessieg beim diesjährigen Giro d’Italia 2024 (2.UWT) eingefahren. Allerdings musste die 16. Etappe wurde wegen Schneefall und extre

21.05.2024Highlight-Video der 16. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat beim 107. Giro d’Italia die Konkurrenten zum wiederholten Mal stehenlassen und seinen fünften Tagessieg eingefahren. Der 25-jährige Slowene entschie

21.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 16. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

21.05.2024Pogacar bleibt auch in der dritten Woche eiskalt

(rsn) – So wie die zweite geendet hatte, begann auch die finale Woche des 107. Giro d´Italia: mit einem weiteren Triumph von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). Der Slowene holte sich im Dauerregen

21.05.2024O´Connor: “Eines der am schlechtest organisierten Rennen“

(rsn) – Nach heftigen Protesten von Teams und Fahrern haben die Organisatoren des 107. Giro d’Italia in letzter Minute den Start der 16. Etappe von Livigno auf 1.915 Metern nach Prato (Prad) am En

21.05.2024Aldag: “Ich bin kein Freund davon, dass 22 Teams abstimmen“

(rsn) - Quälend lange, über fast 24 Stunden, zog sich die Entscheidung hin, wo das Peloton die 16. Etappe des Giro d’Italia von Livigno nach Santa Christina Val Gardena in Angriff nehmen wird. Ers

21.05.202416. Etappe startet in Laas und ist auf 118,4 Kilometer verkürzt

(rsn) – Die 16. Etappe des 107. Giro d´Italia wird nicht wie geplant in Livigno beginnen und über den Passo di Foscagno sowie den Umbrailpass führen. Nach vehementen Protesten der Fahrer und Team

21.05.2024Biermans stürzte auf Mortirolo-Abfahrt 30 Meter tief in Schlucht

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE TEAM Emirates) dominierte auch die Königsetappe des 107. Giro d’Italia. Doch hinter dem Slowenen und den weiteren Favoriten spielte sich ein Drama ab, das böse hätte

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine