Neues E-Gravelbike - erster Test

C.B.T. Blade 99: Leichter auf Schotter

Von Wolfgang Preß

Foto zu dem Text "C.B.T. Blade 99: Leichter auf Schotter"
| Foto: Filiberto Daidola

29.10.2020  |  Gestern hat der oberitalienische Rennrad-Spezialist C.B.T. in Cuneo sein neues E-Gravelbike "Blade 99" präsentiert, die Schotter-Version seines E-Renners "Arktik 09" (hier der rsn-Artikel dazu). Wir hatten Gelegenheit, ein Vorserien-Modell des brandneuen Gravellers schon vor zwei Wochen während eines dreitägigen Gravel-Camps des Bozner Radbekleidungs-Produzenten Q36.5 am Kalterer See ausführlich zu testen.

Soviel vorab: Kann man sich bei einem E-Renner noch fragen,
ob man das wirklich braucht (solang man nicht in den Bergen wohnt), so stellt sich diese Frage bei einem E-Gravelbike nicht. Denn die Unterstützung bis 25 km/h, die man mit dem Rennrad zumindest auf flachen Strecken eher selten in Anspruch nimmt, die hat auf dem Schotterrad absolut ihren Sinn: Durch den je nach Untergrund oft deutlich höheren Rollwiderstand auf nicht asphaltierten Strecken ist man auch in der Ebene für die zusätzlichen E-Watt meist durchaus dankbar.

Das Blade 99 stellt diese Unterstützung in besonders unauffälliger Form zur Verfügung: Der gut rund um das Unterrohr integrierte Akku fällt kaum ins Auge, ebenso der kleine Nabenmotor im Heck, dessen Durchmesser nicht über Zahnkranz und Scheibenbremse hinausgeht, das schlanke Display am Lenker könnte auch als Navi durchgehen. Lediglich der Bedienungsknopf am Oberlenker zeigt, dass man mit E-Assistenz unterwegs ist.

Dass das Blade tatsächlich kaum als E-Rad auffällt,
demonstrierte der Einsatz am Kalterer See eindrücklich: Der Großteil der Teilnehmer/innen identifizierte das Rad erst dann als E-Bike, wenn bei Anstiegen auf Asphalt das Motorgeräusch hörbar wurde; auf Schotter war der Antrieb durch das Knirschen des Untergrunds nur in den beiden höchsten (von fünf) Unterstützungsstufen zu vernehmen. Lediglich ein paar ebenfalls teilnehmende Kollegen vom Fach enttarnten das Blade anhand des Nabenmotors schnell als E-Rad.

Der Carbon-Spezialist C.B.T. ist stolz darauf, dass vom Rahmen über den neuen, leistungsstarken Naben-Motor bis zum patentierten Akku alles unter ihrer Regie entworfen und konstruiert wurde; zudem ist das Rad (natürlich abgesehen von den Sram-Komponenten) komplett "Made in Italy".

Der Akku wurde vollständig in Cuneo entwickelt,
er ist harmonisch hufeisenförmig ins Unterrohr integriert. Der Vorteil gegenüber vielen integrierten Lösungen der Konkurrenz: Er kann zum Aufladen problemlos vom Rahmen genommen werden; das Rad muss also nicht zum Laden in die Wohnung, so man keine Garage mit Stromanschluss hat. Er wiegt lediglich rund 2300 Gramm, was er auch den gerade mal 1,4 Millimeter dünnen Wänden des Aluminium-Gehäuses verdankt, und hat eine Leistung von nominal 378 Wattstunden - genug für Runden bis zu 100 Kilometer (je nach Gelände).

Zum Fahreindruck: Durch das für ein E-Bike recht geringe Gesamtgewicht von unter 13,5 kg (in der getesteten Rahmenhöhe 58) läuft das Blade auch über 25 km/h bzw ohne Unterstützung ziemlich leicht. Der Nachteil des Nabenmotors, der keinen Freilauf möglich macht, und der damit leicht erhöhte Widerstand beim Fahren ohne Unterstützung, macht sich in der Praxis nicht wirklich bemerkbar.

Der Motor schiebt in Stufe eins noch recht dezent,
aber durchaus spürbar an; aufschlußreich ist die Anzeige am Display, mit wieviel E-Watt man im Moment unterstützt wird. In der ersten Stufe sind es je nach Gelände in der Regel um 20 bis 50 Watt, was sich auf steilen Anstiegen in der höchsten Stufe auf bis zu 270 Watt steigert.

In den letzten beiden Unterstützungsstufen macht der Motor dann schon ordentlich Druck, wie ich auf unserer Gravel-Runde durch den schönen Naturpark Trudner Horn immer wieder (durchaus dankbar...) feststellen konnte. Die maximale E-Assistenz ist allerdings nur in wirklich steilen Passagen nötig; ich war in der Regel lediglich mit Stufe eins oder zwei unterwegs (bin aber auch konditionell nicht ganz unfit;-). Auch für die im Schnitt um sieben Prozent steile Schotter-Auffahrt zum 1989 Meter hohen Jochgrimm war Stufe zwei weitgehend ausreichend; der Motor spendiert dann zwischen 40 und 70 zusätzliche Watt.

In der stellenweise spektakulären Abfahrt vom Jochgrimm,
unterhalb des Weißhorns, zeigte sich dann allerdings, dass das Blade eben doch ein auf Gravel umgerüstetes Rennrad ist: In den tiefen Schotter-Passagen sanken die montierten 30-mm-Crossreifen recht weit ein, und machten das Fahrgefühl ziemlich schwammig - definitiv nix für Einsteiger, und nur durch mehr Tempo zu kompensieren. In der Serien-Version sind laut C.B.T. zwar 32-mm-Gravel-Reifen aufgezogen - die zwei Millimeter mehr werden aber keinen großen Unterschied machen. Und breitere Reifen erlaubt der Rahmen nicht.

Das ist aber auch schon der einzige echte Kritikpunkt. Ansonsten ist das Fahrverhalten tadellos - vor allem auf Asphalt, bei manchen Gravelbikes eher ein Schwachpunkt: In der langen Abfahrt von Oberbozen, nach unserer schönen Samstags-Tour zu den "Stoananen Mandln" am Tschögglberg, hatte ich auf den kurvigen Straßen unterhalb des Ritten trotz Geschwindigkeiten bis über 80 km/h nie das Gefühl, unsicher unterwegs zu sein.

Die 160-mm-Bremsen, wie die übrigen Komponenten
aus der Apex-Gruppe von Sram, funzten klaglos und gut dosierbar, die Schwalbe-Crossreifen waren erstaunlich unschwammig, wohl auch bedingt durch den (im Vergleich mit breiteren Gravel-Reifen) vergleichsweise hohen von mir (83 kg...) aus Sicherheitsgründen gefahrenen Luftdruck von 4,5 bar. Lediglich die Tacho-Anzeige war ab 65 km/h gelegentlich verwirrt, und zeigte immer wieder mal 40 km/h zu wenig an - ein Software-Problem des Vorserien-Modells, das laut C.B.T mittlerweile beseitigt ist.

Was ich leider nicht ausprobieren konnte, war die bereits mit dem E-Renner Arktik vorgestellte neue Steuerung der Tret-Unterstützung nach Herz-Frequenz. Dazu benötigt man eine im Google PlayStore herunterzuladende App, für die mein Mobiltelefon jedoch schon zu alt ist. In Kürze soll das Ganze auch für iOS verfügbar sein, dann werde ich die App auf dem iPhone meiner Frau;-) installieren + ausführlich testen - wird also nachgeliefert...

Die dazu eigens entwickelte Motor-Software
sorgt für die Kommunikation zwischen Smartwatch, HF-Brustgurt und der Power-Einheit, damit der Grad der Tretunterstützung über die eingestellte maximale Herz-Frequenz geregelt werden kann - oder auch dank eines in der Motorsteuerung im Rahmen eingebauten Neigungsmessers basierend auf der Steigung der Straße.

rsn-Bewertung: Das Blade ist ein leichter, schneller E-Graveller, der kaum als Elektrorad zu identifizieren ist. Trotzdem bietet er beste Motor-Unterstützung in fünf Stufen, die sich per App auch je nach Steigung oder Herzfrequenz regulieren lässt. Lediglich die maximal mögliche Reifenbreite von 32 Millimetern schränkt den Einsatzbereich ein: Tiefer Schotter oder schweres Gelände sind nur für erfahrene Crosser gut zu bewältigen. Wer das akzeptiert, wird mit dem Blade jedoch gut zurecht kommen, und seine ansonsten tadellosen Fahreigenschaften im leichten Gelände und auf Asphalt schätzen - nicht weniger den starken Motor und den ausdauernden Akku.  

Die Daten
Rahmen: C.B.T. Voll-Carbon, Gewicht 900 Gramm (Rh. 54, lt.Herst.)
Schaltung: Sram Apex 1 HRD 1x11
Bremsen: Sram Apex 1, hydraul. Scheibenbremsen, 160 mm (v, h)
Laufräder: Nix 27.27 Aluminium
Lenker: Deda Gravel 100
Vorbau: Deda Zero
Sattelstütze: Deda Zero
Sattel: Fizik Aliante Gamma
Reifen: Vittoria Terreno TLR, 32 mm
Akku: 380 Wh, abnehmbar; Gewicht 2280 Gramm
Motor: 250 W, bürstenlos; in der Hinterrad-Nabe
USB-Buchse: am Display
Größen: 49, 52, 54, 56, 58 cm
Gewicht: 13,35 kg (Rh. 58; m. Ped.)
Preis: 4320 Euro

 

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

 
Weitere Informationen

C.B.T. Italia snc
Via Genova, 15
12100 Cuneo (CN)
Italien

Fon: 0039/ 171/ 40 238- 0

E-Mail: info@cbtitalia.com
Internet: www.cbtitalia.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

03.06.2023Officine Mattio Santiago AC: Stil in Stahl

Jede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet. Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mit neuen, weniger bekannten und auch ungewöhnlichen Sc

17.05.2023Corratec Allroad C1: Vielfältiger Einsatz

Jede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet. Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mit neuen, weniger bekannten und auch ungewöhnliche

15.05.2023KTM X-Strada Prime: Das Singletrail-Gravelbike

Jede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet. Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mit neuen, weniger bekannten und auch ungewöhnlich

12.05.2023Parapera Anemos Masterpiece: Die ultimative Gravel-Race-Machine

Jede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet. Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mit neuen, weniger bekannten und auch ungewöhnlichen Sc

10.05.2023YT Szepter Core 4: Ein Gravelbike zum Shredden

Jede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet (siehe die Rubrik "Test" in unserer Menü-Leiste). Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mi

08.05.2023Rennstahl 853 Trail Gravel: Für Trail, Alltag und Bikepacking

Jede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet. Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mit neuen, weniger bekannten und auch ungewöhnlichen Sc

11.12.2022Falkenjagd Aristos GT: Schneller, leichter Packesel

Jede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet (siehe die Rubrik "Test" in unserer Menü-Leiste). Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mi

05.12.2022Vello Gravel: Faltbar auf Schotter

Jede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet (siehe die Rubrik "Test" in unserer Menü-Leiste). Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mit br

23.11.2022Parapera Anemos Masterpiece: Leicht, schnell, agil...

Jede Menge Schotter: Seit März 2018 hat radsport-news.com über 70 Gravelbikes getestet (siehe die Rubrik "Test" in unserer Menü-Leiste). Nun geht der rsn-Gravelbike-Test in die siebte Runde, mit br

13.08.2021Poison Meskalin Titan Gravel: Psychedelisch...

Titan ist das Edel-Metall im Rahmenbau, es hat im Vergleich zu anderen Werkstoffen viele Vorteile: Titan ist doppelt so elastisch wie Stahl - und gilt damit als besonders komfortabel. Es rostet nicht,

09.08.2021Canyon Grail:On CF 8: Der elektrische Pfau

"Rad mit Hirschgeweih", "Elefant", "Pfau unter den Gravelbikes" - als das Grail im Frühjahr 2018 als erstes Gravelbike des Versenders Canyon auf den Markt kam, waren die Meinungen der Tester recht g

31.07.2021Cannondale Topstone Carbon: Königszapfen-gefedert

Vier Jahre haben die Entwickler von Cannondale am Rahmen-Set ihres Gravelbikes Topstone Carbon getüftelt - genauer gesagt am dann Ende 2019 eingeführten "KingPin"-System, das bis zu 30 mm Federweg i

Weitere Radsport-Markt-Nachrichten

13.04.2024Rohloff: Elektro-Version jetzt auch für “Bio-Bikes“

Rohloff und Rennlenker – das war bisher eine eher schwierige Kombination, da die Getriebeschaltung original mit einem Drehgriff geschaltet wird. Um die "R-Dose“ auch per Bremsschalthebel an ein

10.04.2024Assos Equipe RS S11 Schtradivari: Hightech-Hose auf Profi-Niveau

Mit einer Neufassung seines Topmodells geht Radbekleidungs-Spezialist Assos in die Saison 2024. Die Schtradivari – entwickelt in Kooperation mit dem Team Tudor, das mit Vorserienprodukten über 180.

01.04.2024Tunap Antriebsreiniger / Kettenwachs Ultimate: Kettenpflege ohne Kochtopf

Fortschrittliche Kettenpflege ermöglicht Tunap mit diesen zwei Produkten. Mit der integrierten Bürste des Reinigers lässt sich anhaftender Schmutz einfach lösen, während man die Reinigungsflüssi

01.04.2024Focus Paralane 8.8: Allroad-Bike mit Gravel-Genen

Allroad goes Gravel mit dem neuen Focus Paralane! Das Carbon-Bike orientiert sich mit kurzem Radstand, aerodynamischen Rohrformen und sportlicher Sitzgeometrie klar am Rennrad, ist aber auf ein deutli

01.04.2024Abus GameChanger 2.0: Neufassung des Road-Aero-Helms

Mit diesem Helm gelang Abus 2017 endgültig der Durchbruch im sportlichen Segment. Der Gamechanger wurde seinem Namen gerecht mit extrem guter Aerodynamik, wie die Zeitschrift Procycling gleich nach d

01.04.2024Xentis Squad 4.5 SL

Außergewöhnlich geformt sind die Felgen des Xentis-Radsatzes, dessen „Turbulatoren“ durch gezielte Verwirbelungen die Umströmung optimieren sollen. Dies sind praktisch kleine Stufen, die im Ber

01.04.2024Wera Bicycle Set 3 A

Kompakt und vielseitig bzw. -teilig ist das Fahrrad-Werkzeugset der Wera Werkzeuge GmbH. 38 Tools verbergen sich in dem handlichen Sortiment; ein softes Etui im Trikottaschen-Format sorgt dafür, dass

01.04.2024WD-40 Fahrrad Pflegeset: Drei gegen Schmutz und Reibung

Der Schmiermittel-Spezialist sorgt mit dem praktischen Dreiklang aus Fahrradreiniger, Kettenreiniger und Kettenspray für Sauberkeit und leichten Lauf. Ersterer wird aufs feuchte Fahrrad aufgesprüht;

01.04.2024Vision Metron 60 SL Disc Clincher TLR: Aero-Allrounder für höchste Ansprüche

Wo es auf optimale Aerodynamik ankommt, geht Vision mit dem Metron 60 SL Disc ins Rennen. Ob im Triathlon oder bei Straßenrennen, wo die Helfer ihre Kapitäne aus dem Wind nehmen müssen, bevor diese

01.04.2024Vaude Trailfront II

Wer unter Gravel Riding lange Toure mit Gepäck versteht, braucht Taschen wie die Trailfront. Die beidseitig komprimierbare Lenkertasche fasst 13 Liter, dazu kann mit Packriemen Equipment wie ein Schl

01.04.2024TreeFrog Elite 2 Bike Rack

Eine simple und sichere Methode, Fahrräder auf dem Autodach zu transportieren, hat Hersteller TreeFrog auf Lager. Mit Vakuum-Saugnäpfen geht es ganz ohne Dachreling und Querträger – das Dach muss

01.04.2024THM Frontale

Mit extrem geringem Gewicht und Individualisierungs-Optionen ist der Frontale ein echter Leckerbissen für Leichtbau-Fans. Die spezielle Konstruktionsweise ermöglicht es, die Position des Lenkers im

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine