Presse-Gespräch - “Lager der Händler sind gut gefüllt“

„Das Fahrrad ist sicher!“: Die aktuelle Liefer-Situation

Von Thomas Geisler

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| Foto: pd-f.de

21.02.2022  |  Der Frühling ist nicht mehr weit, die Fahrrad-Saison 2022 kommt so langsam in Schwung. Eine Frage, die immer wieder auftaucht: Gibt es überhaupt genügend Fahrräder? Das beantworteten Expert/innen aus Industrie und Handel kürzlich bei einem Medien-Gespräch des pressedienst-fahrrad unisono mit „Ja!“. Die Lager sind voll, doch nicht jedes Modell ist in allen Größen und Farben verfügbar. Und es ziehen andere Probleme auf...

„Die Mär, keine Fahrräder kaufen zu können, können wir nicht bestätigen“,
stellt Jörg Müsse gleich zu Beginn des Gesprächs klar: "Die Ware ist da, die Lager sind gut gefüllt." Müsse ist Geschäftsführer der Bico, ein Netzwerk mit über 700 Fachhandelspartner/innen in Deutschland.  Auch Tobias Hempelmann, Fahrradhändler und stellvertretender Vorsitzender des Verbands des Deutschen Zweiradhandels (VDZ), bestätigt: „80 bis 90 Prozent der Händler/innen haben mehr Räder auf Lager als letztes Jahr. Das Fahrrad ist sicher.“ Aktuell Kauf-Interessierten rät Hempelmann, nicht unbedingt auf das neueste Modell zu warten, sondern zu einem Rad aus der Vor-Saison zu greifen: "Das ist verfügbar und meist sogar günstiger."

Dass nicht immer das Wunschrad auch am Wunschort ist, weiß Anja Kallenbach aus dem täglichen Business. Die "Miss Germany" 2021 betreibt einen Fahrradladen in Thüringen und spricht für viele Kolleg/innen: „Natürlich freuen wir uns über die rasant steigenden Umsatzzahlen der letzten Jahre. Aber man muss auch sagen: Kund/innen, die mit speziellen Wünschen zu uns kommen, müssen wir teilweise mit anderen Modellen zufriedenstellen.“

Die Lieferzeiten bei so manchem Rad liegen
derzeit bei sechs bis zwölf Monaten. Kallenbachs Wunsch ist deshalb ein überregionaler Austausch von Fachhändler/innen, um die Kundenwünsche bestmöglich zu erfüllen: "Wir verkaufen E-Bikes und Mountainbikes gut, Gravelbikes sind bei uns hingegen Ladenhüter. In anderen Regionen schaut das anders aus. Da könnte man austauschen."

Ein solches Netzwerk bietet beispielsweise der Verbund Service und Fahrrad (VSF). Vorstandsmitglied und Fachhändlerin Sandra Appel bestätigt die Bereitschaft der VSF-Mitglieder, Räder gegenseitig zu tauschen. "Gerade mit Hinblick auf die längeren Lieferzeiten ein wichtiges Tool."  Viele Angaben zu Lieferzeiten bezögen sich bereits auf das Modelljahr 2023, so Appel, was für die aktuelle Saison noch nicht relevant ist. "Solche Informationen müssen für Verbraucher/innen transparent gemacht werden", sagt Jörg Müsse von Bico, der eine Online-Verfügbarkeitsprüfung von Rädern anregt.

Die längeren Lieferzeiten liegen an diversen Problemen,
mit denen die Hersteller aktuell zu kämpfen haben: Steigende Container- und Rohstoff-Preise, geschlossene Produktionsstätten und Chip-Mangel sind dabei nur einige Themen. Davon sind auch Hersteller betroffen, bei denen man das auf den ersten Blick nicht vermuten würde: Beim Licht-Spezialisten Busch & Müller etwa konnten 60 000 Scheinwerfer nicht fertiggestellt werden, da ein Elektronikteil nicht lieferbar war. „Es fehlte zwar nur ein kleines Teil, aber die Produktion des kompletten Scheinwerfers stand still“, berichtet Marketing-Manager Sebastian Göttling. Kleinteile sind es auch oft, die die Fertigstellung des ganzen Rads blockieren können.

Burkhard Stork, Geschäftsführer beim Zweirad-Industrie-Verband (ZIV), sieht die Fahrrad-Branche deshalb weiterhin vor einer herausfordernden Situation, die seiner Ansicht nach mindestens zwei Jahre anhalten wird. Er nimmt deshalb die Fahrrad-Industrie in die Pflicht: „Die Nachfrage ist fantastisch. Wir müssen sie bedienen.“

Ein wichtiger Aspekt wird in Zukunft eine
widerstandsfähige Lieferkette sein. Dafür wird immer wieder mehr Produktion in Europa gefordert. Für Stork zwar ein wichtiger Punkt, aber keine Sofortlösung. Auch der E-Bike-Hersteller Riese & Müller arbeitet intensiv an diesem Thema. Alexander Eilhauer, Head of Supply Chain & Purchasing, sagt aber auch, dass man nicht komplett auf den asiatischen Markt verzichtet kann: "Viele Komponenten werden weiterhin in Asien gefertigt, Alternativen in Europa sind jedoch interessant. Wenn wir als Industrie eine Rolle spielen wollen, müssen alle Marktteilnehmer ihre Leistung erhöhen und wir müssen gemeinsam neue Player in den Markt bekommen. Wir sind gar nicht so schlecht dabei. Automobile gibt es im Moment auch nicht wie Sand am Meer."

Die ständig veränderten Rahmenbedingungen brauchen jedoch auch Anpassungen in den einzelnen Unternehmen. "Wir stehen immer wieder vor neuen Herausforderungen und müssen sicherstellen, dass wir das richtige Werkzeug zur richtigen Zeit haben“, erklärt Markus Krill, Geschäftsführer beim Anhänger-Spezialisten Croozer. Aktuell sucht er für sein Unternehmen mehr Lager-Kapazitäten, finde aber keine passenden Lagerplätze. Ein größeres Lager bindet laut Krill allerdings auch mehr Kapital. Ein Problem, das viele Fahrradhändler/innen kennen, wenn sie teure E-Bikes auf Lager halten wollen oder mehr Werkstatt-Teile bevorraten müssen.

Vor allem Verschleißteile wie Bremsen, Ketten
oder Schaltungs-Komponenten haben als Ersatz- oder Reparatur-Teile aktuell lange Lieferzeiten. Hinzu kommt, dass es hier eine hohe Produkt-Vielfalt gibt und man genau auf ein bestimmtes Teil angewiesen ist, damit das Rad als Ganzes funktioniert. „Alle Komponenten auf Lager zu haben, ist unmöglich. Wir kommen da an unsere Grenzen“, sagt Händlerin Sandra Appel: "Dabei müssen wir doch die Leute auf dem Fahrrad halten, um die Ziele der Verkehrswende zu erreichen!" Hinzu kommt, dass viele ältere Komponenten auslaufen und dann nicht mehr oder nur noch schwer als Ersatz erhältlich sind. „Es ist zu vergleichen mit einem Betriebssystem beim Computer: Irgendwann wird der Support eingestellt“, so Jörg Müsse von Bico: "Eine bedenkliche Entwicklung..."

Die Komponenten-Knappheit bei den Reparatur-Produkten lässt viele deshalb im Internet stöbern. Das wiederum ruft Kriminelle auf den Plan, die mit Fake-Shops und gefälschten Marken-Produkten versuchen, Profit zu machen. "Für den Laien ist das oft kaum erkennbar", sagt André Joffroy vom Distributeur trail.camp, der ua Getriebenaben des norwegischen Herstellers Kindernay im Angebot hat:  „Das ist zwar noch kein großes Thema, es wird sich in Zukunft aber verschärfen.“

Thomas Geisler ist Redakteur beim pressedienst-fahrrad.

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