RSNplusSchattenmann im Rampenlicht

Yates mit van Aert als Gamechanger zum Giro-Triumph

Von Tom Mustroph aus Sestrières

Foto zu dem Text "Yates mit van Aert als Gamechanger zum Giro-Triumph"
Simon Yates (Visma - Lease a Bike) steht vor dem Gesamtsieg beim Giro d´Italia | Foto: Cor Vos

31.05.2025  |  (rsn) - Es war ein Sieg wie aus dem Radsportlehrbuch längst vergangener Zeiten. Drei Wochen lang hielt Simon Yates (Visma – Lease a Bike) sich gut versteckt. Er geriet nicht in Gefahr, auf Pressekonferenzen Energie zu vergeuden. Er hielt sich aus Sprints um Bonussekunden fein heraus. Er fuhr so unauffällig, dass man ihn fast vergaß, während die Konkurrenz auf den hell am Radsportfirmament leuchtenden neuen Stern Isaac Del Toro (UAE – Emirates – XRG) und den wieder erstarkten Kämpen Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) schaute. Yates war immer da, immer in ihrer Nähe, aber man bemerkte ihn kaum.

“Ein bisschen war das auch der Plan“, sagte der Brite lächelnd auf der Pressekonferenz. “Das liegt schon daran, wie der Giro organisiert ist. Er wird immer in der dritten Woche entschieden. Also ging es darum, stets sicher zu bleiben und im ersten Teil keine Zeit zu verlieren, was mir dank meiner Teamkollegen auch ganz gut gelang“, erklärte er. Ganz auf den letzten Tag wollte er es aber auch nicht ankommen lassen. “Ich habe es auf Etappe 16 versucht, aber da war ich nicht stark genug“, gab Yates zu.

___STEADY_PAYWALL___

So blieb nur die allerletzte Bergetappe. Doch in die startete Yates mit Zweifeln. “Ich war wirklich nicht besonders zuversichtlich. Ich habe die Anstrengungen der letzten Wochen in den Beinen gespürt. Aber ich hatte vor, mich am Colle delle Finestre von den beiden anderen Jungs (Del Toro und Carapaz) zu lösen. Ich wusste, wenn ich einmal wegkäme, würde ich stark genug sein, ein hohes Tempo durchzuhalten. Die anderen hatten ja vorher schon gezeigt, dass sie im Finale explosiver sind. Also blieb mir keine Wahl“, gestand der 32-Jährige ein.

Die entscheidende Szene der 20. Giro-Etappe: Simon Yates (li.) schüttelt am Colle delle Finestre Isaac Del Toro (Mi.) und Richard Carapaz ab. | Foto: Cor Vos

Dass dann für die Abfahrt vom Colle delle Finestre und dem folgenden Flachstück mit Wout van Aert eine wahre Lokomotive bereitstand, erleichterte das Vorhaben natürlich auch. “Wout war der Gamechanger heute“, meinte auch Marc Reef, Sportlicher Leiter von Visma – Lease a Bike, im Ziel zu RSN. “Er war von Beginn dieser Etappe an scharf und es war einfach gut, ihn in dieser Gruppe zu haben“, erklärte Reef mit Blick auf die ursprünglich 31 Ausreißer des Tages.

Allerdings hatte Visma auch an anderen Tagen Fahrer vorn, ohne dass Yates daraus viel Kapital schlagen konnte. “Heute fügte sich einfach ein Teil zum anderen und es entstand etwas Großes“, fasste Reef den Tag zusammen. Zu Plänen im Radsport gehört eben auch, dass sie oft nicht aufgehen.

Yates profitierte von Carapaz‘ Attacken

An diesem Samstag im Mai fügte sich für Visma – Lease a Bike aber viel. Yates konnte von den Attacken von Carapaz zuvor profitieren. Die ermüdeten Del Toro. Vor allem aber trennten sie den Mexikaner von seinen Begleitern. Am Colle delle Finestre entwickelte sich daher ein Kampf der Kapitäne gegeneinander, ganz ohne Unterstützung. Das zog Del Toro den Zahn. Warum Carapaz sich nicht auch noch vom UAE-Youngster löste, wird wohl immer sein Geheimnis bleiben.

Wesentlicher Erfolgsfaktor: Wout van Aert fuhr in der Ausreißergruppe des Tages und stellte sich im Finale in die Dienste von Yates. | Foto: Cor Vos

Dass Del Toro dann auf seine Teamkollegen wartete, war bereits das Eingeständnis der Niederlage. “Wir wussten, jetzt geht es nur noch um die Verteidigung des zweiten Platzes“, beschrieb Del Toros Helfer Rafal Majka den Moment, als der Pole den Mann in Rosa wieder erreichte.

Für den neuen Gesamtführenden war die Etappe besonders emotional. Im Jahr 2018 hatte Yates am Colle delle Finestre den Giro, den er damals sogar noch länger angeführt hatte als Del Toro jetzt (elf Tage der Mexikaner, 13 Tage der Brite 2018), noch gegen seinen Landsmann Chris Froome verloren.

Bei Yates wuchs das Selbstbewusstsein mit jedem Tag

Ich habe diesen Tag niemals vergessen. Und als ich jetzt den Parcours dieses Giro sah, nahm ich mir vor, genieße diese Etappe, mache auch etwas Besonderes daraus, denn dieser Anstieg hat meine Karriere ja definiert“, blickte er zurück. Bei diesem 108. Giro wuchs sein Selbstbewusstsein Tag für Tag. “Wir waren ja auch niemals weit zurück. Das schafft Vertrauen, bei Simon, aber auch im ganzen Team“, sagte Reef.

Er kann es glauben: Simon Yates holt sich mit einem Parforceritt auf der 20. Giro-Etappe das Rosa Trikot und steht damit vor dem Gesamtsieg. | Foto: Cor Vos

Und jetzt wollten es der Radsportgott und Wout van Aert und natürlich auch Kopf und Beine von Yates selbst, dass der Schicksalsberg sich dieses Mal nicht von der düsteren, sondern bei sommerlichen Temperaturen von seiner strahlenden Seite zeigte.

Und bei Visma – Lease a Bike herrscht nach dem eher verkorksten Jahr 2024 nun wieder die Gewissheit: Ja, es kann klappen mit den großen Siegen. Sogar eine Art Muster erkannte Reef jetzt: “Mit Primoz haben wir auch am vorletzten Tag Rosa geholt“, spielte er auf den Giro 2023 an.

Damals war es ein Zeitfahren, das dem Olympiasieger in dieser Disziplin den Gesamtsieg brachte. Diesmal ein langer Berg, der den im Alter weniger explosiv gewordenen Bergfahrer Yates den rosa Himmel erreichen ließ. Fazit: Man muss die eigenen Stärken nur richtig einsetzen und bis zum Ende Zuversicht bewahren.

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.06.2025EF trauert dem entgangenen Maglia Rosa nicht hinterher

(rsn) – Zwei Etappensiege und ein dritter Platz in der Gesamtwertung: Der Giro d’Italia 2025 dürfte als eine der erfolgreichsten Grand Tours in die Geschichte von EF Education – EasyPost eingeh

02.06.2025Giro-Debütant van Aert mit Trofeo Bonacossa ausgezeichnet

(rsn) - Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) kann auf ein erfolgreiches Giro-Debüt zurückblicken. Nicht nur gewann der Belgier die Schotter-Etappe nach Siena und komplettierte damit seine Sammlung

02.06.2025Reef: “Wir haben in den letzten Wochen alles perfekt umgesetzt“

(rsn) – Der achte Gesamtsieg bei einer Grand Tour kam für Visma – Lease a Bike eher unerwartet. Zwar hatte Simon Yates bereits im Jahr 2018 die Vuelta a Espana für sich entscheiden können, dana

02.06.2025Das große Ziel verfehlt, Denz und Pellizzari retteten die Bilanz

(rsn) – Heinrich Haussler sprach von einer "emotionalen Achterbahnfahrt“. Der Sportliche Leiter von Red Bull – Bora – hansgrohe sprach im Ziel der 18. Etappe des Giro d’Italia über den Tage

02.06.2025Hollmann nach Giro-Sturz zum zweiten Mal operiert

(rsn) – Juri Hollmann ist seit seinem Ausscheiden auf der 6. Etappe des Giro d´Italia in Neapel bereits zwei Mal operiert worden. Das teilte sein Team Alpecin – Deceuninck mit und gab ein Update

01.06.2025Adam Yates zwischen den Stühlen – und doch zufrieden

(rsn) – Allzu oft kam es noch nicht vor, dass Simon und Adam Yates in ihren Karrieren, die sich näher an der Zielgeraden als an Kilometer 0 befinden, in Grand Tours gegeneinander antreten mussten.

01.06.2025Yates: “Es ist noch nicht ganz bei mir angekommen“

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat seinem Team einen perfekten Abschluss des 108. Giro d´Italia beschert. Der Niederländer setzte sich auf der 21. Etappe nach 143 weitgehend ruhig ge

01.06.2025Krieger kommt als Giro-Letzter in Rom an

(rsn) – Die Gemeinsamkeit zwischen Alexander Krieger (Tudor) und Giovanni Pinarello ist nicht unbedingt offensichtlich, aber es gibt sie. Den Sprintanfahrer und den Begründer der italienischen Edel

01.06.2025Gianetti gesteht am Tag danach taktische Fehler ein

(rsn) - Zum Start der letzten Etappe des 108. Giro d´Italia zog UAE-Teamchef Mauro Gianetti eine selbstkritische, aber auch optimistische Bilanz. Zwar hatte UAE – Emirates – XRG das Rennen über

01.06.2025Kooij macht Visma-Feiertag in Rom komplett

(rsn) – Der 108. Giro d´Italia ist zu Ende und nach 21 Etappen stand Simon Yates (Visma – Lease a Bike) in Rom auf dem höchsten Podest. Nach 143 Kilometern durch die Hauptstadt gewann am Sonnta

01.06.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

01.06.2025Totales Taktik-Fiasko! So hat UAE hat den Gesamtsieg verschenkt

(rsn) – Was am Colle delle Finestre zum großen Showdown zwischen Isaac Del Toro (UAE – Emirates – XRG) und Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) werden sollte, wurde bei der 20. Etappe de

Weitere Radsport-Markt-Nachrichten

02.06.2025Niedermaier verlängert mit Canyon – SRAM

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

02.06.2025EF trauert dem entgangenen Maglia Rosa nicht hinterher

(rsn) – Zwei Etappensiege und ein dritter Platz in der Gesamtwertung: Der Giro d’Italia 2025 dürfte als eine der erfolgreichsten Grand Tours in die Geschichte von EF Education – EasyPost eingeh

02.06.2025Giro-Debütant van Aert mit Trofeo Bonacossa ausgezeichnet

(rsn) - Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) kann auf ein erfolgreiches Giro-Debüt zurückblicken. Nicht nur gewann der Belgier die Schotter-Etappe nach Siena und komplettierte damit seine Sammlung

02.06.2025Deutsche Erfolge in Luxemburg, Österreich und im Iran

(rsn) - Die deutschen Kontinental-Teams haben in der vergangenen Woche bei internationalen Rundfahrten starke Akzente gesetzt. Joshua Huppertz (Lotto - Kern Haus - PSD Bank) sicherte sich bei der tra

02.06.2025Reef: “Wir haben in den letzten Wochen alles perfekt umgesetzt“

(rsn) – Der achte Gesamtsieg bei einer Grand Tour kam für Visma – Lease a Bike eher unerwartet. Zwar hatte Simon Yates bereits im Jahr 2018 die Vuelta a Espana für sich entscheiden können, dana

02.06.2025Das große Ziel verfehlt, Denz und Pellizzari retteten die Bilanz

(rsn) – Heinrich Haussler sprach von einer "emotionalen Achterbahnfahrt“. Der Sportliche Leiter von Red Bull – Bora – hansgrohe sprach im Ziel der 18. Etappe des Giro d’Italia über den Tage

02.06.2025Hollmann nach Giro-Sturz zum zweiten Mal operiert

(rsn) – Juri Hollmann ist seit seinem Ausscheiden auf der 6. Etappe des Giro d´Italia in Neapel bereits zwei Mal operiert worden. Das teilte sein Team Alpecin – Deceuninck mit und gab ein Update

01.06.2025Adam Yates zwischen den Stühlen – und doch zufrieden

(rsn) – Allzu oft kam es noch nicht vor, dass Simon und Adam Yates in ihren Karrieren, die sich näher an der Zielgeraden als an Kilometer 0 befinden, in Grand Tours gegeneinander antreten mussten.

01.06.2025Yates: “Es ist noch nicht ganz bei mir angekommen“

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat seinem Team einen perfekten Abschluss des 108. Giro d´Italia beschert. Der Niederländer setzte sich auf der 21. Etappe nach 143 weitgehend ruhig ge

01.06.2025Highlight-Video der 21. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) setzte am Sonntag den für sein Team perfekten Schlusspunkt des 108. Giro d´Italia. Im Massensprint in den Straßen Roms ließ er alle Konkurrenten hint

01.06.2025Krieger kommt als Giro-Letzter in Rom an

(rsn) – Die Gemeinsamkeit zwischen Alexander Krieger (Tudor) und Giovanni Pinarello ist nicht unbedingt offensichtlich, aber es gibt sie. Den Sprintanfahrer und den Begründer der italienischen Edel

01.06.2025Gianetti gesteht am Tag danach taktische Fehler ein

(rsn) - Zum Start der letzten Etappe des 108. Giro d´Italia zog UAE-Teamchef Mauro Gianetti eine selbstkritische, aber auch optimistische Bilanz. Zwar hatte UAE – Emirates – XRG das Rennen über

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine