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07.05.2017 | (rsn) - Am Ende der 3. Etappe des 100. Giro d'Italia von Tortoli nach Cagliari (148 km) waren viele Favoriten froh, dass es in dem von Quick-Step Floors initiierten Windkantenrennen nicht schlimmer für sie gekommen war. Bis auf André Greipel (Lotto-Soudal), der alles richtig gemacht hatte, aber mit Pech das Rosa Trikot verlor.
Nach einer starken taktischen Leistung seines Quick-Step-Teams gewann Fernando Gaviria im Sprint einer siebenköpfigen Spitzengruppe den letzten Tagesabschnitt auf Sardinien vor dem Berliner Rüdiger Selig (Bora-hansgrohe) und Giacomo Nizzolo (Trek-Segafredo).
Mit dem Erfolg besiegte Gaviria auch alle Selbstzweifel. "Als ich zum Giro d'Italia kam, war ich besorgt, dass die anderen Fahrer viel stärker sein könnten als ich", erklärte der 22-Jährige, der die 2. Etappe als Vierter und die 1. als Zwölfter beendet hatte. "Ich hatte viel trainiert. Doch als der Giro anfing, dachte ich, dass ich es hätte besser machen sollen. Jetzt ist meine Moral viel besser", fuhr er grinsend fort.
"Wir wollten eine Staffel bilden. Deshalb waren wir vorne, um zu sehen was passieren würde", bestätigte Gaviria später. "Ich sah, wie Bennati und Nairo (Quintana) versuchten, aufzuschließen. Da schrie ich in den Funk: 'Vollgas, Vollgas`. Da öffnete sich der Abstand und nun haben wir etwas zu feiern."
Greipel erreichte das Ziel im Hauptfeld auf Platz 10 mit 13 Sekunden Rückstand. Dabei war der Hürther im Gegensatz zu einigen anderen Topleuten hellwach gewesen. Er wusste von dem heftigen Seitenwind, der etwa zehn Kilometer vor Calgari zu erwarten war. Deshalb hielt er sich spätestens ab 13 Kilometer vor dem Zielort an der Spitze des Feldes auf, dass hier schon von heftigen Böen geschüttelt wurde.
Greipel war also auch nicht überrascht, als sich nach und nach sechs Profis von Quick-Step Floors an der Spitze zeigten. Genau im richtigen Moment forcierte Bob Jungles das Tempo und an der Windkante teilte sich das Feld mit gut zehn Fahrern an der Spitze. Darunter auch Greipel.
"Wir wussten, dass zwölf Kilometer vor dem Ziel Staffeln drohten. Ich fuhr in der ersten Staffel, als ich den Fahrer vor mir berührte und aus den Pedalen rutschte. Deshalb fiel ich aus der ersten Gruppe heraus. Das ist so schade und ich bin sehr enttäuscht", schilderte der Hürther sein Pech, das ihm das Maglia Rosa kostete.
Greipel kam für einen kurzen Moment aus dem Tritt. Das reichte, um schnell eine Lücke von zehn Metern vor ihm aufgehen zu lassen. Der elfmalige Touretappensieger sprintete sofort los, nachdem er wieder Fuß gefasst hatte, um wieder Anschluss zu finden. Doch er kam nicht mehr ran. Auch nicht, als sich Geraint Thomas (Sky) zu ihm gesellte, der ebenso wie die anderen Gesamtwertungs-Favoriten um Titelverteidiger Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) und Nairo Quintana (Movistar) von der Quick-Step-Aktion überrascht worden war.
Immerhin gelang es den Favoriten mit größter Anstrengung ihrer Helfer, den Rückstand, der zwischenzeitlich fast eine halbe Minute betragen hatte, auf 13 Sekunden zu reduzieren.
Nach vorne kamen sie nicht mehr, wo auf den letzten beiden Kilometern der Kampf um den Etappensieg entbrannte. Zunächst versuchte Bob Jungles mit einem Fluchtversuch die verbliebenen vier Konkurrenten zur Arbeit zu zwingen, doch Nathan Haas (Dimension Data) zog mit und so machte die Flucht keinen Sinn mehr. Anschließend zogen Jungels und Maximiliano Richeze für Quick-Step-Sprinter Fernando Gaviria durch bereiteten den Sprint vor.
Nun in richtiger Position zur Ziellinie legte der kleine Kolumbianer los. Nur Rüdiger Selig, der bis dahin cool die Attacken der anderen an dessen Hinterrad verfolgt hatte, konnte folgen. Der Bora-hansgrohe-Profi versuchte zwar noch aus dem Windschatten zu kommen, doch dafür war Gaviria zu schnell, der mit dem Etappensieg wie Greipel am Tag davor auch das Rosa Trikot eroberte.
Mit dem Kampf um den Etappensieg hatte die frühe Ausreißergruppe mit Ivan Rovny (Gazprom-Rusvelo), Jan Tratnik (CCC Sprandi Polkowice), dem albanische Meister Eugert Zhupa (Wilier Triestina) und Kristian Sbaragli (Dimension Data) nichts zu tun, die sich zehn Kilometer nach dem Start gebildet hatte. Sbaragli sicherte sich ohnehin nur den ersten Zwischensprint und ließ sich dann ins Hauptfeld zurückfallen.
Als Letzter des verbliebenen Trios, das maximal zweieinhalb Minuten Vorsprung herausfahren konnte, wurde Tratnik 26 Kilometer vor dem Ziel gestellt und Quick-Step Floors begann, sich für die Windkante zu präparieren.