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28.05.2017 | (rsn) - Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida), vor dem Start des 100. Giro d'Italia neben Nairo Quintana (Movistar) der Top-Favorit auf den Gesamtsieg, liegt vor dem abschließenden Zeitfahren über 29 Kilometer von Monza nach Mailand 39 Sekunden hinter der Kolumbianer auf Rang zwei der Gesamtwertung.
So weit so gut. Das große Problem ist jedoch, dass Weltklasse-Zeitfahrer Tom Dumoulin (Sunweb) nur 14 Sekunden hinter Nibali auf Rang vier liegt. Zudem hat der Französische Zeitfahrmeister Thibaut Pinot (FDJ) als Dritter nur vier Sekunden Rückstand auf den Titelverteidiger.
Auf der gestrigen 20. Etappe ging Nibali wieder Mal in die Offensive, als er im letzten Anstieg nach Foza attackierte und dort gemeinsam mit Pinot, Ilnur Zakarin (Katusha-Alpecin), Quintana und Domenico Pozzovivo (Ag2r) Dumoulin abschüttelte. Das Quintett konnte letztlich jedoch nur 15 Sekunden auf den Niederländer gutmachen, wobei Nibali als Etappendritter im Ziel noch vier Sekunden Bonifikation erhielt. "Ich habe es versucht, aber mehr ging nicht", fasste der 32-Jährige seine Leistung auf der letzten Bergetappe des Giro zusammen.
Nun muss Nibali auf seine Zeitfahrqualitäten vertrauen. Da die Zeitabstände unter den besten Fünf so gering sind, könnte er aber auch Gefahr laufen, noch vom Podium zu rutschen. "Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich verlieren oder gewinnen werden. Es ist ein schweres Zeitfahren. Ich werde eine gute Besichtigung machen morgen früh und versuchen, gut zu fahren. Dann werden wir die Zahlen sehen", sagte Nibali am Samstag, ohne eine wirkliche Prognose abzugeben.
"Schwer" ist ein ungewöhnlicher Begriff, um das abschließende Giro-Zeitfahren zu beschreiben, das tendenziell sogar bergab führt. Natürlich kommt die Strecke dem kraftvollen Spezialisten Dumoulin entgegen. Doch Nibali sollte zumindest einen Vorteil gegenüber Quintana haben, wie auch sein Coach Paolo Slongo bestätigte.
Der Italiener betonte, dass die Müdigkeit nach drei extrem harten Wochen eine große Rolle spielen wird. Slongo geht davon aus, dass Dumoulin daher lediglich 1,5 Sekunden pro Kilometer auf Nibali gutmachen kann - was dennoch reichen würde, um am Sizilianer vorbeizuziehen. Der Sunweb-Kapitän würde aber auch Quintana noch abfangen, sollte Slongos Rechnung aufgehen. Die sieht nämlich vor, dass der Mann im Rosa Trikot mindestens zwei Sekunden pro Kilometer gegenüber Dumoulin einbüßt.
Noch nie in der 100-jährigen Geschichte des Giro d'Italia waren vier Fahrer vor der letzten Etappe durch weniger alles eine Minute getrennt. Das dürfte zu einem einmalig spannenden Showdown führen - den sich die Organisatoren sicher genau so erträumt haben. "Das Gesamtklassement ist sehr eng. Die Zeitfahren sind der entscheidende Faktor in diesem Giro", so Nibali, der in der dritten Woche in den Bergen immer attackiert hatte, aber nie entscheidend wegkam.
Nun will der zweimalige Giro-Gesamtsieger heute nochmals alles geben, auch wenn die Ausgangsposition alles andere als ideal ist, wie Nibali eingestand: "Ich würde liebend gerne ganz oben auf dem Podium stehen. Wenn es nur so einfach wäre", fügte er an.
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