Giro-Spitzenreiter über sein 80-Kilometer-Solo

Froome: “Es war ein kalkulierbares Risiko“

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Chris Froome (Sky) strahlt im Rosa Trikot des 101. Giro d´Italia. | Foto: Cor Vos

26.05.2018  |  (rsn) - Auch in diesem Jahr wird der Giro d’Italia seinem Ruf gerecht, die am wenigsten vorhersagbare der drei großen Rundfahrten zu sein. Mit einem unglaublichen 80-Kilometer-Solo stürmte Chris Froome (Sky) in Bardonecchia an die Spitze der Gesamtwertung und ist nun mit 40 Sekunden Vorsprung auf den Zweiten, Titelverteidiger Tom Dumoulin (Sunweb), plötzlich erster Kandidat auf den Gesamtsieg der 101. Italien-Rundfahrt.

Wie der Brite auf der gestrigen Pressekonferenz am Freitagabend erklärte, sei der Angriff weit vor dem Ziel Teil eines Plans gewesen, den sich Team Sky am Donnerstagabend erarbeitet hatte. "Wir haben wir uns alle zusammengesetzt. Wir haben die Aufgaben verteilt, wo wir attackieren, wer wo Tempo macht. Es ging aber auch um die Ernährung. Was füllt man ein, wie verteilt man es. Alles hat perfekt geklappt. Es war ein wildes, ein raues Radrennen“, so Froome, dessen Team bereits im ersten Anstieg des Tages, dem Col des Lys (2. Kat.), Spitzenreiter Simon Yates (Mitchelton-Scott) mit einem brutalem Tempo abschüttelte und das Feld in seine Teile zerlegte.

Danach setzte Froome seine letztlich siegbringende Attacke bereits nach rund 100 Kilometern. "Wenn ich nur auf den letzten Berg warte, werde ich nichts ändern. Wir entschieden uns für den Colle de la Finestre, weil ich den Berg gut kenne. Ich war letztes Jahr in der Gegend im Trainingslager und habe mich an viele Orte erinnert. Das hat geholfen, das Tempo zu dosieren“, sagte der 33-Jährige, der die Passage zum 2.178 Meter hohen Gipfel wie einen Schlussanstieg bestritt. Von einer Harakiri-Aktion war es nach Froomes Angaben aber weit entfernt: "Es war insgesamt ein kalkuliertes Risiko. Wir haben gedacht, wenn keine große Gruppe geht, dann haben die anderen Klassementfahrer kaum Helfer. Sie müssen den gleichen Kraftaufwand leisten wie ich.“

An der Cima Coppi 74 Kilometer vor dem Ziel deutete noch wenig auf den späteren Solo-Triumph hin. Froome erreichte den höchsten Punkt des diesjährigen Giro zwar als Erster, doch betrug sein Vorsprung zu diesem Zeitpunkt auf die ersten Verfolger Dumoulin, Thibaut Pinot (Groupama-FDJ), Miguel Angel Lopez (Astana) und Richard Carapaz (Movistar) nur 40 Sekunden. Doch danach ging die Schere zwischen dem Ausreißer und dem Verfolgerquartett bis auf maximal 3:30 Minuten auf - auch deshalb, weil sich Lopez und Carapaz weigerten, ihren Teil zur Führungsarbeit beizutragen.

Doch Froome fürchtete bis zuletzt, dass sein Vorsprung nicht reichen würde. "Unterwegs habe ich gedacht, ja, das ist verrückt, was ich hier tue. Ich war mir nicht sicher, ob ich bis zum Ende durchhalte. Ich wusste nicht, ob die anderen sich noch etwas aufgehoben haben und im letzten Anstieg näher kommen würden“, sagte er. „Wir sind dann im selben Tempo hochgefahren. Ich habe gedacht, jeder von uns ist einfach am Limit.“

Im Ziel lagen schließlich genau drei Minuten zwischen dem Etappengewinner und dem zweitplatzierten Carapaz. Dumoulin, Froomes größter Gegner im Kampf um den Gesamtsieg, wurde mit 3:23 Minuten Rückstand Fünfter, wodurch der neue Träger des Rosa Trikots heute mit 40 Sekunden Vorsprung auf den Niederländer ins Rennen geht. Von einer Vorentscheidung wollte Froome allerdings am gestrigen Abend noch nicht sprechen.

"Wir können auch jetzt noch nicht feiern, morgen ist noch ein harter Tag, alles kann passieren“, sagte er und betonte dabei die Eigenheiten der Italien-Rundfahrt: „Wenn ich Giro und Tour vergleiche, dann ist der Giro härter, mehr wie eine Abfolge von Klassikern. Er ist viel weniger vorhersehbar. Bei der Tour sind zwar die besten Teams, die besten Fahrer, alle sind topfit. Aber die Etappen sind mehr vorhersehbar.“

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