Slowene gewinnt auch zweites Giro-Zeitfahren

Roglic wischt der Konkurrenz in San Marino eins aus

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Primoz Roglic (Jumbo - Visma) freut sich über seinen zweiten Zeitfahrsieg beim diesjährigen Giro. | Foto: Cor Vos

19.05.2019  |  (rsn) - Primoz Roglic (Jumbo - Visma) hatte auch im zweiten Zeitfahren des 102. Giro d’Italia die Konkurrenz im Griff und arbeitete sich wieder auf den zweiten Platz der Gesamtwertung vor. Zwar konnte der Italiener Valerio Conti (UAE Team Emirates) sein Rosa Trikot verteidigen, doch der Slowene verkürzte seinen Rückstand im Gesamtklassement von 5:24 auf jetzt nur noch 1:50 Minuten.

Roglic war auf dem 34,8 Kilometer langen Parcours zwischen Riccione und San Marino in der Zeit von 51:52 Minuten elf Sekunden schneller als der Belgier Victor Campenaerts (Lotto Soudal), der an beiden Messpunkten Bestzeit erzielte, dann aber im Schlussanstieg noch die entscheidenden Sekunden einbüßte. Dabei wurde der Europameister durch einen Defekt gestoppt, der einen Radwechsel nötig machte, der wiederum alles andere als reibungslos verlief.

“Es war ein gutes Zeitfahren für mich, auch eines meiner besten“, kommentierte Roglic seinen achten Saisonsieg und den zweiten beim diesjährigen Giro. Geprägt war die 8. Etappe vor allem durch das Wetter. Von Sonnenschein über leichten Regen bis zu heftigem Gewitter erlebten die 163 Starter gegensätzlichste Verhältnisse. “Der Unterschied war, dass Victor noch trockenere Bedingungen gehabt hat, aber gut, dass am Ende alles so für mich aufgegangen ist. Auf den ersten Kilometern war ich langsamer und habe nicht viel Risiko genommen."

Dafür drehte der 29-Jährige dann auf den letzten zwölf ansteigenden Kilometer auf und gegen Campenaerts den Spieß noch um. Der wiederum wollte sein Missgeschick auch nicht als entscheidend für den knappen Ausgang der Etappe bewertet haben. “Es sind jetzt zehn oder elf Sekunden zwischen Primoz und mir, man wird nie genau wissen, ob der Defekt das verursacht hat. Die Kette sprang mir herunter. Wir mussten dann das Rad wechseln und das hatten wir nun wirklich nicht geplant. Es war dann etwas Stress bei uns. Aber Zweiter ist immer noch ein gutes Resultat, auch wenn der Unterschied zwischen Platz zwei und dem Sieg natürlich enorm ist“, sagte Campenaerts, der im Auftaktzeitfahren nur Rang 20 belegt hatte.

Roglic hängt alle seine Klassementkonkurrenten ab

Noch wichtiger als der Tagessieg dürfte sich für Roglic aber erweisen, dass er gegenüber den anderen Favoriten deutliche Abstände herausfahren konnte. Sein Vorsprung auf den Zeitfahrdritten Bauke Mollema (Trek - Segafredo) etwa betrug genau eine Minute, der zweimalige Giro-Sieger Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) war als Tagesvierter 1:05 Minuten langsamer. Herbe Rückschläge mussten Mikel Landa (Movistar / + 3:03), Simon Yates (Mitchelton - Scott / + 3:11) oder auch Miguel Angel Lopez (Astana / + 3:45) einstecken. "Es ist noch ein langer Weg beim Giro, viele Kilometer, viele Berge warten. Da ist es immer gut, wenn man ein paar Sekunden herausholen kann. Aber es kommen noch viele Tage", gab sich Roglic allerdings vorsichtig in der Beurteilung seiner Chancen.

Eine solide Leistung lieferte der Luxemburgische Meister Bob Jungels (Deceuninck - Quick-Step / + 1:16) ab, der hinter Tanel Kangert (EF Education First / + 1:10) und Chad Haga (Sunweb / + 1:14) Siebter wurde. Zufrieden sein konnte auch Bora-hansgrohe Kapitän Rafal Majka, der 1:53 Minuten hinter Roglic Rang 14 belegte.

Der als letzter der 163 Starter ins Rennen gegangene Conti blieb mit 3:34 Minuten Rückstand im Rahmen der Erwartungen und nimmt das Rosa Trikot mit in den morgigen ersten Ruhetag. “Es war extrem kalt heute, ein wirklich besonderer Tag. Der Druck lastete schwer auf meinen Schultern, ich habe aber nicht zuviel Risiko genommen“, so der 26-jährige Römer, der im Ziel kaum auszumachen war, da er sich die letzten Meter durch Gischtböen kämpfen musste. “Am Ende war die Sicht nicht gut, aber ich konnte das noch einigermaßen kontrollieren. Danke an meinen Sportdirektor, der mich da gut durchgelotst hat.“

Angesichts seines Vorsprungs von 1:50 Minuten gegenüber Roglic darf Conti sich sogar Hoffnungen machen, das Maglia Rosa noch bis zum Ende der zweiten Woche zu verteidigen. Neuer Gesamtdritter ist der Franzose Nans Peters (AG2R / + 2:21), der zudem das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers übernahm. Nibali folgt mit 3:34 Minuten Rückstand auf Platz elf, Jungels (+ 4:08) ist Vierzehnter, das Bora-Duo Davide Formolo (+ 4:42) und Majka (+ 4:43) belegt die Positionen 17 und 18. Yates (+ 5:36) fiel vom 15. auf den 24. Platz zurück, Lopez (+ 6:19) büßte zehn Positionen ein und liegt auf Rang 27, drei Plätze vor Landa (+ 6:42).

So lief das Rennen:

Nico Denz (AG2R) eröffnete um 12.50 Uhr das Zeitfahren und erreichte in der Zeit von 59:36 Minuten auch als erster das Ziel in San Marino. Doch erwartungsgemäß konnte sich der 25-Jährige nicht lange über die Bestzeit freuen, denn der zehn Minuten nach ihm gestartete Brite Scott Davies (Dimension Data) unterbot ihn um gleich mehr als fünf Minuten.

Den Richtwert für die Favoriten setzte im einsetzenden Regen dann allerdings Zeitfahr-Europameister Campenaerts der nach 52:03 Minuten das Ziel auf 648 Metern Höhe erreichte. Allerdings büßte der Stundenweltrekordler wertvolle Sekunden ein, als er vor der Schlussrampe wegen eines Defekts von der Zeitfahrmaschine auf ein Straßenrad umsteigen musste. Dafür profitierte Campenaerts zumindest auf den ersten 25 Kilometern von den trockenen Straßen.

Auch wegen dem immer stärkenden Regen hatte seine Marke lange Bestand. Kangert war zunächst der einzige Fahrer, der im Ziel seinen Rückstand gegenüber dem Führenden auf unter eine Minute begrenzen konnte. Jungels der den Reigen der letzten 20 Starter eröffnete, die in Drei-Minuten-Abständen ins Rennen geschickt wurden, war sechs Sekunden langsamer als der Este. Mollema kam zwar auch nicht an die Bestzeit heran, näherte sich aber Campenaerts zumindest bis auf 49 Sekunden an, und auch der im strömenden Regen fahrende Nibali war nur 54 Sekunden Rückstand langsamer als Campenaerts.

Nachdem Yates und Lopez mit deutlichem Rückstand ins Ziel gekommen waren, musste der bis dahin Führende aber nach zweieinhalb Stunden auf dem heißen Stuhl dort Roglic Platz machen. Der Auftaktsieger, ebenfalls im Regen unterwegs, teilte sich sein Rennen perfekt ein und drehte im zwölf Kilometer langen Schlussanstieg auf. Hier erzielte Roglic mit 24:11 Minuten Bestzeit und drehte seinen 50-Sekunden-Rückstand gegenüber Campenaerts noch in einen Vorsprung von elf Sekunden um.

Die danach folgenden Fahrer blieben, mit Ausnahme des Spaniers Pello Bilbao (Astana), der Tagesneunter (+1:43) wurde, allesamt außerhalb der Top Ten. Das traf auch auf Conti zu, der aber zumindest erfolgreich Schadensbegrenzung betrieb und seine Gesamtführung verteidigte.

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