2016 die Schlussetappe nach Nizzolo-DQ gewonnen

Arndt krönte seinen Giro über einen kleinen Umweg

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Arndt krönte seinen Giro über einen kleinen Umweg"
Nikias Arndt sprintet auf der letzten Etappe des Giro 2016 auf Platz zwei und wird später zum Sieger erklärt | Foto: Cor Vos

31.05.2020  |  (rsn) – Die Schlussetappe bei einer GrandTour zu gewinnen, ist immer etwas Besonderes. Beim Giro d`Italia 2016 gewann Nikias Arndt (Sunweb) das letzte Teilstück, das damals in Turin zu Ende ging. Allerdings war der erste GrandTour-Etappensieg für Arndt über einen kleinen Umweg – der Distanzierung des ursprünglichen Etappensiegers Giacomo Nizzolo – zu Stande gekommen. Für Arndt, der vor vier Jahren als Zweiter über den Zielstrich gefahren ist, schmälert dies den Wert des Erfolges allerdings nicht.

“Rückblickend sehe ich mich auf jeden Fall als Sieger der Schlussetappe des Giros. Ich hatte damals mit der Distanzierung von Nizzolo nichts zu tun. Ich bin auf der rechten Seite gefahren und er hat sich auf der linken mit Modolo beharkt. Ich denke über eine gesamte Saison passieren im Radsport einige Distanzierungen oder Disqualifizierungen und da sollte man sich am Ende trotzdem als Sieger sehen. Regeln sind dazu da, dass sie einzuhalten sind“, erklärte Arndt gegenüber radsport-news.com.

Schon vor dem Etappenstart hatte sich Arndt Hoffnungen auf den Sieg gemacht, denn gerade in den Teilstücken zuvor war es mit einem dritten und einem fünften Etappenrang sehr gut gelaufen. “In der letzten Woche hatte ich ja schon gute Ergebnisse einfahren können und war das ein oder andere Mal dicht dran, eine Etappe zu gewinnen. Als Team hatten wir bei der Schlussetappe ganz klar das Ziel, um den Sieg mitzufahren. Und dass es am Ende geklappt hat, ist natürlich umso schöner“, berichtete Arndt.

So schön es war, den Sieg einzufahren, so hart hatte Arndt in den Stunden davor dafür kämpfen müssen. “Es war eine sehr schwere Etappe, die Schlussrunde war sehr selektiv, dazu kam das sehr schlechte Wetter, so dass die Gruppe am Ende sehr klein war und es gar nicht leicht war um den Sieg mitzusprinten“, meinte der Sunweb-Profi. Während für die Klassementfahrer beim Erreichen des Rundkurses das Rennen praktische beendet war, da die Jury sich aufgrund der Witterungsbedingungen dafür entschied, keine Zeitabstände im GC zu werten, ging es für die Sprinter noch einmal voll zur Sache. Die Entscheidung der Jury “war auf jeden Fall gut auf dieser Runde, da sie doch relativ schwierig war, mit Speedbumps in der Abfahrt, kombiniert mit dem Regen war das doch relativ gefährlich“, so Arndt, für den diese Entscheidung aber nicht von Nachteil war. 

“Für uns hat es das Ganze etwas übersichtlicher gemacht, da sich das Feld relativ schnell ausdünnte. Wir sind diesen Berg, den es nach der Zielpassage hochging, jedes Mal sehr sportlich hochgefahren. Da kam auch nicht jeder mit rüber. So war das Finale bis zur letzten Runde sehr hektisch, nervös und teils gefährlich und es kam auch nochmal zu einem größeren Sturz. Da war ich sehr froh, dass wir als Team ohne Stürze durch die Schlussetappe kamen“, blickte Arndt zurück.

Doch trotz des sturzfreien Finals war es für Arndt nur nahezu perfekt gelaufen, denn Nizzolo schien es auf dem ersten Blick noch einen Ticken besser gelöst zu haben. Nach dem Überqueren der Ziellinie herrschten bei Arndt entsprechend erst einmal gemischte Gefühle. “Ich habe mich teilweise über den zweiten Platz gefreut, war aber auch enttäuscht, dass ich den Sieg verpasst hatte“, gestand Arndt, der erst am Bus von seinem Sportlichen Leiter erfuhr, dass Modolo gegen die unsaubere Fahrlinie von Nizzolo Einspruch eingelegt hatte. “Das war der erste Moment, wo ich mit dem Gedanken in Berührung kam, dass ich eventuell eine Chance habe, die Etappe doch gewonnen zu haben. Dann wurde ich vom Wettkampfausschuss zur Ziellinie gerufen und dort musste ich dann warten. Ich wurde dazu auch gar nicht befragt, sondern wir haben nur auf die Entscheidung der Jury gewartet. Dann wurde Nizzolo distanziert. Von da an habe ich die Siegerehrung einfach nur genossen“, so der Kölner.

An den Giro 2016 – es war seine zweite und bis dato letzte Teilnahme an der Italien-Rundfahrt – hat der 28-Jährige nicht nur wegen des erfolgreichen Abschlusses viele positive Erinnerungen. “In dem Jahr fand der Start ja auch in den Niederlanden statt und die Stimmung war toll. Durch die Nähe zu Deutschland waren auch viele Freunde und die Familie beim Start dabei. Es war eine sehr schöne letzte Woche und am Ende die Grand Tour mit einem Sieg krönen zu können, ist natürlich mega. Man feiert als Team ja sowieso, dass man gut durchgekommen ist, dass man seine Erfolge bei der Rundfahrt hatte. Wenn dann der Sieg bei der Schlussetappe dazukommt, ist es natürlich genial. An den tollen Abschlussabend kann ich mich auch noch gut erinnern“, so der endschnelle Allrounder.

Auch wenn es sein erster GrandTour-Etappensieg war, so kommt dieser im persönlichen Ranking nicht ganz an seinen Vuelta-Coup aus dem Jahre 2019 heran. “Für mich ist der Vuelta-Etappensieg auf jeden Fall der schönere, da er auch auf die schönere Art und Weise zustande gekommen ist. Auch die Emotionen waren viel größer bei der Überquerung des Zielstrichs. Außerdem ist der Erinnerung frischer im Vergleich zum Giro, der ja jetzt schon ein paar Jahre zurückliegt“, begründete Arndt die Einordnung.

Auf die Frage, ob ein neuerlicher Giro-Etappensieg – diesmal tatsächlich auch als erster über den Zielstrich fahrend – eine besonders hohe Priorität habe, entgegnete Arndt: “Auf meiner Prioritätenliste steht auf jeden Fall die Tour de France ganz oben. Ich will dort eine Etappe gewinnen, um bei allen drei Grand Tours eine Etappe gewonnen zu haben. Das ist aktuell das nächste und auch das Hauptziel, das ich verfolge.“ Allerdings schränkte er ein. “Auf der anderen Seite würde ich super gerne wieder den Giro fahren, weil es einfach eine sehr schöne Grand Tour ist. Wenn ich dann dort am Start stehe, ist es auf jeden Fall auch ein Ziel, dort eine Etappe zu gewinnen und als Erster über den Zielstrich zu fahren und auch den emotionalen Moment des Sieges zu haben.“

Mehr Informationen zu diesem Thema

09.05.2023Wegmanns großer Coup mit dem Bergtrikot

(rsn) - Ehe Pascal Ackermann im Mai 2019 das Maglia Ciclamino nach Verona trug und somit die Punktewertung des 102. Giro d´Italia für sich entschied, war es der größte Erfolg, den je ein Deutscher

31.05.2020Video- Rückblick: Als Lopez einem Zuschauer eine knallte

(rsn) - Am entscheidenden Tag des Giro d´Italia 2019 lagen die Nerven blank. Miguel Angel Lopez (Astana) befand sich in einer Verfolgergruppe die einem Trio Spitzenreiter Richard Carapaz (Movistar) n

31.05.2020Ackermann nimmt als erster Deutscher das Ciclamino mit heim

(rsn) – Gleich bei seiner ersten GrandTour überhaupt hat Pascal Ackermann (Bora – hansgrohe) geschafft, was vor ihm noch keinem seiner Landsleute beim Giro gelungen war. Der Landauer gewann 2019

30.05.2020Der Beginn von Marco Pantanis langem Leiden

(rsn) - Am Valentinstag, dem 14. Februar 2004, verstarb Marco Pantani in einem Hotelzimmer in Rimini an einer Überdosis Kokain. Doch so plötzlich sein Tod auch eingetreten ist, so elendig lang war d

29.05.2020“Il Falco“ demonstriert am Finestre seine Abfahrtskünste

(rsn) – Was haben Paolo Savoldelli, Alberto Contador und Simon Yates gemeinsam? Richtig, sie alle gewannen mindestens eine GrandTour. Alle trugen das Maglia Rosa beim Giro d’Italia. Und alle drei

28.05.2020Video-Rückblick: Simon Yates schlägt auch in Sappada zu

(rsn) - Nach der 15. Etappe des Giro d’Italia 2018 schien Simon Yates (Mitchelton - Scott) auf dem Weg zu seinem ersten Gesamtsieg bei einer GrandTour nicht mehr zu stoppen zu sein. In überragender

28.05.2020Bölts gewinnt überraschend die Königsetappe und rettet Telekom

(rsn) - Udo Bölts ist der Prototyp des selbstlosen Helfers, der Jan Ullrich durch die tiefsten mentalen Täler auf die schwersten Berge führte. Der Heltersberger ist aber auch ein großer Kämpfer.

27.05.2020Kluges verrückte letzte Minute in Cassano d´Adda

(rsn) - Beim Giro d’Italia 2016 räumten die deutschen Sprinter mit gleich sieben Etappensiegen groß ab. André Greipel war mit drei Tagessiegen dabei am erfolgreichsten, gefolgt von Marcel Kittel

26.05.2020Wütender Contador rächt sich für die Astana-Taktik

(rsn) – Im Sport gibt es zahlreiche Regeln, die für einen fairen Wettkampf sorgen sollen. Im Radsport werden diese Maßgaben vom Weltverband UCI vorgegeben. Sogar die Sockenlänge ist im Regelwerk

25.05.2020Video-Rückblick: Schachmann gelingt Giro-Coup in Prato Nevoso

(rsn) - Vor zwei Jahren fuhr Maximilian Schachmann beim Giro d’Italia den bis dahin größten Erfolg seiner Karriere ein. Der damals für das belgische Team Quick-Step Floors fahrende Berliner gewan

24.05.2020Video-Rückblick: Dumoulin muss “austreten“, Nibali schlägt Landa

(rsn) – Die Königsetappe des Giro d`Italia 2017 hielt eine der skurrilsten Szenen der vergangenen Jahre parat. Der Gesamtführende Tom Dumoulin musste wegen eines menschlichen Bedürfnisses 33 Kil

24.05.2020Eichler war ab dem Passo Fedaia die Numero Nero

(rsn) – Den Giro d`Italia hat bisher noch kein Deutscher gewinnen können. Die Numero Nero der Italien-Rundfahrt für den Fahrer, der den letzten Platz im Schlussklassement belegt, dagegen schon. 2

Weitere Radsportnachrichten

25.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

25.04.2024Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

25.04.2024Teutenberg jubelt zum Auftakt der Tour de Bretagne

(rsn) - Nachdem er in seinen ersten drei U23-Jahren vergeblich einem UCI-Sieg hinterhergejagt war, eilt Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) in dieser Saison von Erfolg zu Erfolg. Nach sei

25.04.2024Lechner sorgt für den ersten UCI-Saisonsieg einer Deutschen

(rsn) – Corinna Lechner vom Bundesliga-Team Wheel Divas aus Berlin hat für den ersten Saisonsieg einer deutschen Frau auf UCI-Niveau gesorgt. Die 29-Jährige, die am 14. April bereits Dritte beim e

25.04.2024Romandie-Prologsieger Zijlaard bricht sich Ellenbogen

(rsn) – Nur zwei Tage nach seinem Triumph im Prolog der Tour de Romandie (2.UWT) hat Maikel Zijlaard (Tudor) einen heftigen Rückschlag hinnehmen müssen. Wie der 24-jährige Niederländer gegenüb

25.04.2024Bike-Aid: Dorn hat in der Türkei das Bergtrikot “ziemlich save“

(rsn) – Das deutsche Kontinental-Team Bike Aid ist weiterhin der Aktivposten der Türkei-Rundfahrt (2.Pro). Am fünften Tag in Folge war die saarländische Equipe in der Ausreißergruppe vertreten

25.04.2024Nys krönt ersten Ausreißversuch der Karriere, Lipowitz Vierter

(rsn) – Ein 21-Jähriger Crossspezialist aus Belgien hat bei der Tour de Romandie (2.UWT) für die nächste Überraschung gesorgt. Thibau Nys (Lidl - Trek) entschied auf der 2. Etappe die erste Berg

25.04.2024Jakobsen gibt Andresen Grünes Licht für den zweiten Etappensieg

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat mit dem zweiten Tagessieg in Folge seine Führung in der Gesamtwertung der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) ausgebaut. Der 21-jährige Däne

25.04.2024Drei Bergankünfte, Sprints, Windkantengefahr & Teamzeitfahren

(rsn) – Nachdem die Spanien-Rundfahrt im vergangenen Jahr von Torrevieja an der Costa Blanca vorbei an Madrid in den Norden nach Asturien an den Atlantik und zur abschließenden Bergankunft an den L

25.04.2024Zwölf deutsche Profis auf vorläufiger Startliste des Giro d´Italia

(rsn) – Insgesamt zwölf deutsche Profis werden nach aktuellem Stand am 4. Mai den 107. Giro d’Italia in Angriff nehmen, wie aus der vom Veranstalter RCS Sport veröffentlichten vorläufigen Start

25.04.202422 Teams am Start der 3. Tour de France Femmes

(rsn) – Mit insgesamt 22 Teams wird am 12. August im niederländischen Rotterdam die 3. Tour de France Femmes (2.WWT) gestartet. Beim Grand Départ dabei sein werden auch die beiden deutschen Frauen

24.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Der Franzose Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat sich die 1. Etappe der Tour de Romandie gesichert. Nach 165,7 Kilometern vom Château-d´Oex nach Fribourg, wobei sechs Bergwer

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)
  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)