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22.05.2021 | (rsn) - Lorenzo Fortunato (Eolo – Kometa) ist der Sensationssieger der 14. Etappe des Giro d‘Italia. Der Italiener war nach 205 Kilometern auf dem Monte Zoncolan der stärkste von elf Ausreißern und verwies Jan Tratnik (Bahrain Victorious) sowie Alessandro Covi (UAE Emirates) auf die Plätze.
Auf den vierten Platz stürmte Egan Bernal (Ineos Grenadiers) ins Ziel. Mit einer Attacke auf dem letzten Kilometer nahm er Simon Yates (BikeExchange) elf Sekunden ab. Damit baute er seine Führung in der Gesamtwertung auf 1:33 Minuten gegenüber dem Briten, der der neuer Zweiter ist, aus. Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) verteidigte seinen sechsten Platz in der Gesamtwertung und machte gegenüber seinen direkten Kontrahenten Boden gut.
Fortunato ist schon der siebte erfolgreiche Ausreißer dieser Italien-Rundfahrt. Nach Gino Mäder (Bahrain Victorious), Victor Lafay (Cofidis) und Mauro Schmid (Qhubeka – Assos) ist er bereits der vierte Fahrer, der in diesem Giro seinen ersten Profisieg gefeiert hat. “Ich freue mich sehr. Das Team ist das Beste. Ich war mit meinem Mannschaftskollegen Albanese in der Gruppe. Ich habe mich den ganzen Tag zurückgehalten“, erzählte der Sieger im Interview. “Aber am Zoncolan habe ich attackiert. Ich habe mich hinter Tratnik gesetzt und mich ein wenig ausgeruht. Ich bin sehr, sehr glücklich“, strahlte der 25-Jährige, der den ersten Saisonsieg für seine Mannschaft feierte.
Eolo – Kometa, das Team von Ex-Profi Alberto Contador, bei dem Ivan Basso und Sean Yates beim Giro am Steuer des Mannschaftswagen sitzen, war zu Beginn der Saison zu den ProTeams aufgestiegen und bekam eine Wildcard für den Giro. "Ich möchte Eolo und meinem Team danken, ohne das ich diese Möglichkeit nicht bekommen hätte. Ich hätte nie gedacht, dass ich aus einer Gruppe am Zoncolan gewinne", so Fortunato, der mit Basso auch noch einen Ex-Zoncolan-Sieger im Auto hatte. Der nämlich gewann dort 2010 und gab ihm jetzt wichtige Tipps, ordnete auch an, dass Fortunato unbedingt in die Spitzengruppe gehen sollte.
Bis auf die besten drei holte Bernal alle Ausreißer ein. Er setzte sich mit Yates von den Favoriten ab, als dieser attackierte, danach ließ er den Briten sogar stehen. "Ich habe versucht, im Finale zu beschleunigen und denke, dass ich ein gutes Rennen gefahren bin", erklärte der Führende der Gesamtwertung. "Das ist jetzt ein guter Vorsprung, aber ich muss konzentriert bleiben. Beim Giro kann alles passieren. 1:30 Minuten sieht aus, als wäre es genug, aber man weiß nie", so der Kolumbianer sieben Etappen vor dem Ende des Giro.
Buchmann sah zunächst gut aus, als Yates im Finale attackierte. Wie auf der 6. Etappe nach Ascoli Piceno verlor er aber auf dem letzten Kilometer wieder etwas Zeit auf die Besten, konnte jedoch Boden auf Hugh Carthy (EF Education - Nippo) und Alexandr Vlasov (Astana - Premier Tech) gutmachen.
Geoffrey Bouchard (AG2R – Citroën) verteidigte ohne Punktgewinn das Bergtrikot, Peter Sagan das das gleiche mit dem Punktetrikot. Das Trikot des besten Nachwuchsfahrers bleibt wie das Rosa Trikot auf den Schultern von Bernal. Tobias Foss (Jumbo – Visma) fiel aus den Top 10 zurück, für ihn rückte Romain Bardet (DSM) nach.
So lief das Rennen
Es dauerte rund 50 Kilometer bis sich die Gruppe des Tages formte. Elf Fahrer mit unter anderem Bauke Mollema (Trek – Segafredo) und George Bennett (Jumbo – Visma) sowie dem jüngsten Teilnehmer des Rennens, Andrii Ponomar (Androni Giocattoli – Sidermec) setzten sich vom Feld ab. Sie bekamen maximal 8:30 Minuten Vorsprung. Mit Edoardo Affini (Jumbo – Visma) und Jacopo Mosca (Trek – Segafredo) hatten die beiden nominell besten Bergfahrer Mollema und Bennett jeweils einen Helfer dabei, die im Anlauf zum Zoncolan den Hauptteil der Arbeit verrichteten.
Die 18 Bergpunkte am Forcella Monte Rest sicherte sich Mollema. In der Abfahrt forcierte Astana – Premier Tech das Tempo im Hauptfeld, wodurch jenes rund 55 Kilometer vor dem Ziel in mehrere Teile zerbrach. Mit Bernal und Vlasov waren die ersten beiden des Klassements im zwölfköpfigen ersten Teil, der einige Kilometer später wieder von der zweiten Gruppe gestellt wurde. Dort befand sich allerdings nicht Remco Evenepoel (Deceuninck – Quick-Step), der als einziger der Klassementfahrer den Zug verpasst hatte. Da nach dem Zusammenschluss der ersten beiden Verfolgergruppen das Tempo nicht mehr hochgehalten wurde, konnte der Belgier allerdings wieder zu den anderen Favoriten vorrücken.
Mit 6:20 Minuten Vorsprung bog die Spitzengruppe in den 14,1 Kilometer langen Schlussanstieg ein. Wirklich Einigkeit schien, nachdem die Helfer ihre Arbeit getan hatten, nicht zu herrschen. So attackierte Tratnik seine Fluchtgefährten elf Kilometer vor dem Ziel. Einen Kilometer später löste sich auch Fortunato von den anderen Ausreißern. Der Italiener tat sich zunächst schwer, konnte sieben Kilometer vor dem Ziel aber doch zum Slowenen aufschließen.
Hinter dem Duo formierten sich Mollema, Bennett, Nelson Oliveira (Movistar) und Covi. Das Quartett hatte zu Beginn der extrem steilen 3,5 Schlusskilometer 47 Sekunden Rückstand auf die Rennspitze. Fortunato erhöhte 2300 Meter vor dem Ziel das Tempo, Tratnik konnte nicht mehr folgen.
Bei den Favoriten attackierte Yates circa zwei Kilometer vor dem Ziel. Nur Bernal konnte dem Briten folgen. Buchmann folgte dahinter mit Daniel Felipe Martinez (Ineos Grenadiers) am Hinterrad.
Während Tratnik auf den letzten 500 Metern den Zoncolan in Schlangenlinien bezwang, konnte Fortunato seine Bahn halten. Er gewann mit 26 Sekunden Vorsprung vor Tratnik. Während Covi mit einer Minute Rückstand ins Ziel kam, distanzierte Bernal Yates auf den letzten 500 Metern. Der Kolumbianer wurde mit 1:43 Minuten Rückstand Vierter. Buchmann verlor auf dem letzten Kilometer noch einige Positionen und kam hinter Martinez, Damiano Caruso (Bahrain Victorious) und Hugh Carthy (EF Education – Nippo) sowie Daniel Martin (Israel Start-Up Nation) 46 Sekunden nach Bernal ins Ziel.