Vorschau auf das WM-Zeitfahren der U23-Männer

Europameister gegen Plapp und viele Mitfavoriten

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Europameister gegen Plapp und viele Mitfavoriten"
Europameister Johan Price-Pejtersen (Dänemark) in Trento | Foto: Cor Vos

20.09.2021  |  (rsn) – Die Corona-Pandemie hatte Mikkel Bjerg (UAE Emirates) die Chance auf einen einmaligen Grand Slam verbaut: Durch die Absage der U23-Rennen konnte der Däne bei der Weltmeisterschaft 2020 nicht seinen vierten Titel in Serie im Zeitfahren gewinnen. 2021 ist er nun zu alt und fährt im Eliterennen am Sonntag. Trotzdem stellt Dänemark einen der ganz großen Favoriten auf Gold beim WM-Zeitfahren der U23 über 30,3 Kilometer am Montag.

Vor rund zwei Wochen wurde Johan Price-Pejtersen zum zweiten Mal nach 2019 U23-Europameister im Kampf gegen die Uhr. Seine Zeit war dabei nach 22,4 Kilometern 33 Sekunden besser als die des zweitplatzierten Norwegers Sören Waerenskjold, der wie Price-Pejtersen Profi bei Uno-X ist. Bei der Elite wäre der Däne auf demselben Kurs in der gleichen Zeit angekommen wie der neuntplatzierte Rémi Cavagna (Frankreich).

An seine letzte Weltmeisterschaft hat der 22-Jährige allerdings keine guten Erinnerungen: In Harrogate erlangte er traurige Berühmtheit, als er bei strömendem Regen in einer riesigen Pfütze gestürzt war und kurzzeitig von den Wassermassen verschlungen wurde.

Sein großer Herausforderer wird am Montag in Flandern vermutlich Luke Plapp (Australien). Nachdem er sich letztes Jahr den Titel in der U23 sicherte, wurde der 20-Jährige Anfang Februar Australischer Meister im Zeitfahren der Elite. Dabei nahm er Luke Durbridge (BikeExchange) auf 37,5 Kilometern sage und schreibe 43 Sekunden ab. Wenig später sicherte sich Ineos Grenadiers die Dienste des Australiers. Sein Dreijahresvertrag tritt im Januar in Kraft. In Europa ist Plapp dieses Jahr nur bei der Tour de l’Avenir in Aktion getreten. Dort gab er nach zwei Etappen auf. Seine Klasse ist unbestritten, aber hinter seiner Verfassung steht ein riesengroßes Fragezeichen.

Mit Finn Fisher-Black (Neuseeland) stößt ein weiterer Fahrer in den Favoritenkreis hervor, der nicht an der EM teilnehmen durfte. Der 19-Jährige konnte bei Jumbo – Visma Development so überzeugen, dass UAE Emirates ihn im Juli mit sofortiger Wirkung verpflichtete. Eines der besten Argumente des Rundfahrers war sicherlich der dritte Rang im Zeitfahren bei der Baloise Belgium Tour (2.Pro), die letztendlich zum vierten Rang in der Gesamtwertung führte.

Die Profis

Man kann dafür sein, man kann dagegen sein: Fakt ist aber, dass in der U23 Profis am Start sein werden. Mit Price-Pejtersen ist einer von ihnen ein Goldfavorit, aber auch andere Fahrer mit mehr Erfahrung und Rennhärte sowie professionellerer Begleitung werden bei der Medaillenvergabe ein Wörtchen mitreden können.

Waerenskjold wird sicherlich erneut in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Lotto-Profi Florian Vermeersch (Belgien) ist bei den Profis vor allem als Klassikerfahrer in Erscheinung getreten. Der ehemalige Querfeldeinfahrer konnte aber auch beim kurzen Zeitfahren der Tour de Suisse als Achter und bei der Belgischen Meisterschaft als Fünfter überzeugen.

Die Spanier schicken zwei ausgewiesene Spezialisten ins Rennen. Euskaltel-Profi Xabier Azparren erzielte viele Top 15-Platzierungen in dieser Disziplin, sein bestes Resultat war der neunte Platz bei der Valencia-Rundfahrt. Kern Pharma-Profi Raul Garcia wurde bei der EM-Sechster, bei der Nationalen Meisterschaft kam er als Vierter ins Ziel. Für Österreich startet Alpecin-Fenix-Profi Tobias Bayer, der vor allem in den Bergen auf sich aufmerksam machte. Sein Nationaler Titel bei der U23 ist sein einziges nennenswertes Resultat im Kampf gegen die Uhr. Erik Fetter (Ungarn), Yevgeniy Fedorov (Kasachstan) und Santiago Buitrago (Kolumbien) sollten bei der Medaillenvergabe keine Rolle spielen.

Die "echten" U23-Fahrer und die Deutschen

Magnus Sheffield (USA)

fällt zwischen die Kategorie der Profis und der “echten“ U23-Fahrer. Bis zum 18. August war er Berufsradfahrer beim Zweitdivisionär Rally, wo er gar nicht in Fahrt kam. Davor galt der 19-Jährige, der bis letztes Jahr Junior war und 2019 Bronze bei der Zeitfahr-WM in dieser Kategorie gewann, als Ausnahmetalent. Es gilt als Wahrschinlich, dass der US-Amerikaner nächstes Jahr für Ineos Grenadiers fahren wird.

Zwei heiße Anwärter auf Edelmetall bringen die Niederländer auf die Startrampe. Daan Hoole, der seine Bergqualitäten dieses Jahr enorm verbessert hat, besann sich in Trento seiner alten Stärke und wurde Dritter im Zeitfahren. Bei der nationalen Meisterschaft wurde der zukünftige Trek-Profi nur Neunter. Dort gewann Mick van Dijke, der normalerweise noch höher einzuschätzen ist als Hoole. Der 21-Jährige steigt nächstes Jahr vom Development zum Profi-Team von Jumbo – Visma auf.

Filip Maciejuk (Polen) gewann 2017 bei den Junioren WM-Bronze im Zeitfahren. Sein erstes Jahr bei der U23 verlief ausgezeichnet, danach fiel er allerdings in ein tiefes Leistungsloch. Erst dieses Jahr kehrte der 22-Jährige auf sein altbekanntes Niveau zurück. Das brachte ihm einen Profivertrag bei Bahrain Victorious ab 2022 ein, bei der Europameisterschaft brachte er es trotzdem nur zu Platz 17. Besser lief es dort für Alexandre Balmer (Schweiz). Obwohl der Schweizer eigentlich vor allem als Mountainbiker und Kletterer bekannt ist, wurde er auf der völlig flachen Strecke in Italien Achter.

Noch besser lief es für Michel Hessmann (Deutschland), auch wenn der zukünftige Jumbo-Visma-Profi etwas traurig war, dass er als Vierter mit fünf Sekunden Rückstand auf Silber die Medaillenränge - wie so oft - knapp verpasst hatte. In Flandern bietet sich dem Münsteraner die nächste realistische Chance auf Edelmetall. Sein Jumbo – Visma Development-Teamkollege Maurice Ballerstedt (Deutschland) wird vermutlich etwas kleinere Brötchen backen müssen. Bei der EM wurde der zukünftige Alpecin-Fenix-Profi Zehnter. Eine ähnliche Platzierung wird auch in Flandern das Ziel sein.

Statt in Italien bei der EM fuhr Ben Healy (Irland) zuletzt bei der Tour of Britain. Dort gab es kein Zeitfahren, mit seinem zweiten Platz vom Baby Giro im Rücken gehört der Rundfahrer trotzdem zu den Außenseitern auf eine Medaille. Gleiches gilt für Kevin Vauquelin (Frankreich). Der U23-Meister seines Landes im Contre la Montre verbuchte heuer in dieser Disziplin beständig Topresultate und hatte seinen internationalen Höhepunkt als Zweiter hinter Maciejuk im L’Etoile d’Or.

Filippo Baroncini (Italien) enttäuschte bei der Heim-EM als Siebter. Dass er trotzdem Topform hat, zeigte er zwei Tage später als Zweiter des Straßenrennens und am Donnerstag als Vierter der Coppa Sabatini (1.1). Dass der zukünftige Trek-Segafredo-Profi trotzdem zu den Besten seiner Kategorie gehört, bewies er unter anderem mit seinem Zeitfahrsieg beim Baby Giro. Einen vergleichbaren internationalen Beweis ist Carter Turnbull (Australien) bislang schuldig geblieben. Bei der nationalen Meisterschaft dominierte er in der U23-Kategorie allerdings die Konkurrenz. Der 21-Jährige könnte in Flandern die große Überraschung werden.

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.10.2021Stuyven: “Sein Gefolge sollte Remco manchmal bremsen“

(rsn) – Im belgischen Team sind die Folgen der bitteren Niederlage bei der Heim-WM von Flandern offensichtlich noch immer nicht ausgestanden. Nachdem Remco Evenepoel einige Tage nach dem Straßenren

05.10.2021Van Aert mit Evenepoels TV-Auftritt unzufrieden

(rsn) – Nach wie vor sind die Wogen noch hoch im belgischen Team nach der bitteren Niederlage bei den Straßenradweltmeisterschaften der Elite, wo für die großen Favoriten am Ende nur Platz vier d

30.09.2021Evenepoel glaubt: Er hatte die nötigen Beine für den WM-Titel

(rsn) – Remco Evenepoel hat in der belgischen Radsport-Talkshow Extra Time Koers über das WM-Straßenrennen vom vergangenen Sonntag gesprochen und dabei erklärt, dass er sich selbst den Titelgewin

27.09.2021Van der Poel fehlte in Leuven noch etwas Form

(rsn) – Mathieu van der Poel ist am Sonntag im WM-Straßenrennen von Leuven Achter geworden. Doch der Niederländer, der erst kurzfristig überhaupt seinen Start zugesagt hatte, weil er im Sommer la

27.09.2021Lefevere: Evenepoel ebnete Alaphilippe den Weg zum Titel

(rsn) – Während die belgischen Radsport-Fans und auch das Nationalteam am Sonntagabend enttäuscht konstatieren mussten, dass es weder mit dem Titel noch mit einer Medaille bei den Heim-Weltmeister

27.09.2021Asgreen rettete den Dänen das Rennen und Valgrens Podium

(rsn) – Im vorentscheidenden Moment der Weltmeisterschaften von Flandern war er nicht auf der Höhe – und doch durfte Michael Valgren in Leuven nach 268,3 Kilometern jubeln und auf dem Podium mit

27.09.2021Medaillenspiegel der WM 2021 in Flandern

(rsn) - Alle elf Wettbewerbe der Straßen-Weltmeisterschaften in Flandern sind absolviert. Zum Abschluss holte Julian Alaphilippe mit seinem Sieg im Rennen der Männer die ersehnte erste Goldmedaille

26.09.2021Alaphilippe: “Ich habe aufgehört zu denken und Vollgas gegeben“

(rsn) - Mehr als eine Million Fans standen am Sonntag bei den Weltmeisterschaften in Flandern am Straßenrand und hofften auf einen Heimsieg durch das starke belgische Team. Doch der Franzose Julian A

26.09.2021Van Aert: “Ich hatte nicht die Beine, um Weltmeister zu werden“

(rsn) - Mit dem in überragender Manier herausgefahrenen Sieg des Franzosen Julian Alaphilippe sind in Flandern die 88. UCI-Weltmeisterschaften zu Ende gegangen. Der Franzose setzte sich über 268 Kil

26.09.2021Ausgerechnet im WM-Finale ließen “die Freunde“ Politt im Stich

(rsn) - Das geliebte Kopfsteinpflaster kostete Nils Politt im WM-Straßenrennen den anvisierten Spitzenplatz. Der Hürther, als Zweiter von Paris-Roubaix ein Spezialist für derartige Schikanen, verlo

26.09.2021Alaphilippe stürmt wie in Imola als Solist ins Regenbogentrikot

(rsn) - Julian Alaphilippe hat den favorisierten Belgiern zum Abschluss der Weltmeisterschaften in Flandern einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht und mit einem fabelhaften Auftritt wie schon

26.09.2021Highlight-Video des WM-Straßenrennens der Männer

(rsn) - Julian Alaphilippe hat zum Abschluss der Weltmeisterschaften in Flandern auf überragende Art und Weise seinen Titel im Straßenrennen der Männer verteidigt. Der 29-jährige Franzose setzte s

Weitere Radsportnachrichten

30.04.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

30.04.2025Vor der Alten Oper ein Sprintduell Matthews vs. Nys?

(rsn) – Sprint- gegen Klassikerspezialisten heißt es am 1. Mai wieder, wenn die 62. Auflage von Eschborn-Frankfurt (1.UWT) gestartet wird. Das hessische Traditionsrennen führt über die aus den be

30.04.2025Brennan wandelt in der Romandie auf Sagans Spuren

(rsn) – Matthew Brennan (Visma - Lease a Bike) hat die 1. Etappe der 78. Tour de Romandie (2.UWT) für sich entschieden und mit seinem vierten Sieg bei den Profis seinem Landsmann Samuel Watson (In

30.04.2025Eschborn-Frankfurt: Strecke der 62. Ausgabe fast unverändert

(rsn) – Zur 62. Auflage wechselt der 1.-Mai-Klassiker Eschborn-Frankfurt seinen Startplatz: Während Start und Ziel des Hobby-Events ADAC Velotour im Gewerbegebiet auf den großen Parkplatzflächen

30.04.2025Sprinter oder Ausreißer: Wer gewinnt Eschborn-Frankfurt?

(rsn) - 126 Profis aus 18 Teams stehen am 1. Mai beim Frühjahrsklassiker Eschborn-Frankfurt (1.UWT) am Start, einem Rennen, das wie kaum ein zweites ein Kampf zwischen Sprintern und Ausreißern ist.

30.04.2025Landa auch 2026 Edelhelfer von Evenepoel?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

30.04.2025“Ohne unnötiges Risiko“: Evenepoel Prolog-Achter

(rsn) – Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) legte los wie die Feuerwehr, doch am Ende des 3,4 Kilometer langen Prologs der Tour de Romandie (2.UWT) musste sich der Zeitfahrweltmeister mit dem acht

30.04.2025Dorn bei der Türkei-Rundfahrt wieder im Bergtrikot unterwegs

(rsn) – Im vergangenen Jahr gewann Vinzent Dorn das Bergtrikot der Tour of Turkey (2.Pro). Bei der aktuellen Ausgabe der Rundfahrt ist der Fahrer von Bike Aid auf gutem Weg, diesen Coup zu wiederhol

29.04.2025Highlight-Video des Prologs zur Tour de Romandie

(rsn) – Fast zu schön, um wahr zu sein: Am Montag trainierte Samuel Watson noch in Andorra, als ihn ein Anruf seines Teams Ineos Grenadiers erreichte: Der Brite musste bei der Tour de Romandie eins

29.04.2025Watson schnappt Oliveira den Sieg um drei Zehntel noch weg

(rsn) – Ivo Oliveira (UAE Team Emirates – XRG), der zuletzt beim Giro d’Abruzzo gleich zweimal hatte jubeln können, schien den dritten Saisonsieg schon in der Tasche zu haben. Den aber schnappt

29.04.2025Pogacar im Frühjahr auch bei den Preisgeldern die Nummer eins

(rsn) – Wer viel gewinnt, kann sein Gehalt nochmals aufbessern. Auch hinsichtlich der Preisgelder war Weltmeister Tadej Pogacar (UAE Emirates – XRG) den Konkurrenten bei den Frühjahrsklassikern d

29.04.2025Evenepoel hat keine Lust auf Montmatre-Kopfsteinpflaster

(rsn) – Nachdem er seine verletzungsbedingt kurze Klassikerkampagne mit einem enttäuschenden 59. Platz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich beenden musste, hat sich Remco Evenpoel (Soudal – Quick-Step)

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Eschborn-Frankfurt (1.UWT, GER)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Bénin (2.2, 000)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Eschborn - Frankfurt U23 (1.2u, GER)
  • GP Vorarlberg p/b Radhaus (1.2, AUT)
  • Tintrio - Omloop van het (1.2, BEL)
  • Cuarta Vuelta Bantrab (2.2, GUA)
  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)