Interview mit CEO Francis Van Eeckhout

Deceuninck zeigt: Frauenteams werden zum Verkaufsargument

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Deceuninck zeigt: Frauenteams werden zum Verkaufsargument"
Deceuninck-Boss Francis Van Eeckhout zwischen den beiden Plantur - Pura-Fahrerinnen Ceylin Del Carmen Alvarado (links) und Puck Pieterse (rechts). | Foto: Alpecin - Fenix

02.12.2021  |  (rsn) - Der belgische Fenster-Hersteller Deceuninck hat sich nach drei gemeinsamen Jahren trotz zahlreicher gemeinsamer Siege von Patrick Lefevere und dessen Rennstall verabschiedet. Wie nun bekannt wurde, schließt sich das Unternehmen ab der kommenden Saison dem ebenfalls belgischen Team Alpecin – Fenix an – allerdings nicht als Titelsponsor, sondern zunächst nur als Co-Sponsor, was einen geringeren finanziellen Aufwand bedeutet. Soweit wäre das keine besonders große Sache.

Doch die Begründungen dieses Teamwechsels von Deceuninck-Geschäftsführer Francis Van Eeckhout ließen am Mittwoch dann doch aufhorchen: Das Fehlen eines Frauenteams, die Möglichkeit über Cross-Rennen auch im Winter Aufmerksamkeit zu erzeugen und auch die Zukunftsplanungen von Lefevere seien ausschlaggebend gewesen – und zwar in genau dieser Reihenfolge. Das erklärte Van Eeckhout, der zwei Jahre in Koblenz und Hannover lebte und daher hervorragendes Deutsch spricht, nun auch radsport-news.com:

"Die Entscheidung hat mehrere Gründe. Zunächst einmal hat Patrick kein Frauenteam. Wir sind ein modernes Unternehmen im Jahr 2021 und wir können nicht einsehen, dass Frauen im Sport nach hinten geschoben werden", sagte der Belgier, der auch betonte, dass man sich erst dazu entschlossen habe, Lefeveres Rennstall zu verlassen und erst dann die Idee aufkam, sich dem Rennstall der Roodhooft-Brüder um Mathieu van der Poel und Ceylin del Carmen Alvarado anzuschließen.

"Erstmal sind 50 Prozent unserer Kunden am Ende Frauen", erklärte Van Eeckhout. "Aber auch unabhängig davon ist es als modernes Unternehmen grundsätzlich nicht mehr möglich, das anders zu sehen."

"Patrick ist Patrick"

Deshalb habe man mit Lefevere mehrfach darüber gesprochen, ein Frauenteam zu gründen. "Aber Patrick ist Patrick", so Van Eeckhout. Genauer wolle er auf die Gespräche nicht eingehen, weil das privat sei. "Aber er war ganz deutlich nicht pro. Das hat er ja auch in der Presse schon häufiger gesagt. Finanziell ist der Frauenradsport für die Teams und die Teamleitungen an sich noch immer nicht das Interessanteste, denke ich. Aber für uns Sponsoren ist es eben doch wichtig."

Genauso, wie es für ihn als Sponsor wichtig sei, über das gesamte Jahr sichtbar zu bleiben. Deshalb spiele Cross ebenfalls eine Rolle bei der Entscheidung für den neuen Partner, das Team Alpecin – Fenix. Dadurch gewinne man im Winter mindestens zwei Monate an Medien-Aufmerksamkeit, und das gerade in Deceunincks Hauptmärkten Belgien, Holland und Frankreich. Und was den Abschied vom bisherigen Team Deceuninck - Quick-Step betrifft, erklärte Van Eeckhout außerdem, dass auch die künftigen Zielsetzungen von Teamchef Patrick Lefevere dem Ansinnen der Ganzjahres-Präsenz des Sponsors entgegenwirkte.

Zwar habe man mit Deceuninck – Quick-Step in den vergangenen Jahren auch über die gesamte Straßensaison hinweg sehr viele Siege gefeiert und ein gutes Verhältnis gehabt. Doch die Orientierung von Lefevere gehe mehr und mehr in Richtung Tour-de-France-Sieg.

Fokussierung auf das Ziel Tour-Sieg zu riskant

"Bei Patrick gehen die älteren Eintagesfahrer langsam alle weg und werden durch junge Fahrer ersetzt, die aber hauptsächlich als Helfer für Evenepoel für die Tour de France fungieren sollen", so Van Eeckhout.

"Das ist Patricks großes Ziel, die Frankreich-Rundfahrt zu gewinnen. Aber das ist sehr schwer und riskant. Man braucht andere Fahrer und viel mehr Budget. Nehmen wir Jumbo – Visma zum Beispiel: Da steht eine Frau mit einem Pappschild am Straßenrand, es kommt zum Sturz und Roglic verliert alle Chancen auf den Tour-Sieg."

Der Fokus darauf sei also ein Risiko, das er nicht mit einem noch größeren finanziellen Investment mittragen wolle. Schließlich brauche man für ein Grand-Tour-Siegerteam ein Jahresbudget weit jenseits der 20 Millionen Euro. Da ist es Van Eeckhout lieber, über das ganze Jahr hinweg in unterschiedlichsten Ländern – "wir verkaufen auch in Australien, Kolumbien oder dem Mittleren Osten Fenster" – Erfolg zu haben. Dass er damit bei Alpecin – Fenix sehr auf das Schicksal von Mathieu van der Poel fixiert sei, fürchtet er nicht.

In Zukunft möglicherweise auch wieder Titelsponsor?

"Mathieu ist natürlich wichtig, aber für Alpecin – Fenix haben in diesem Jahr neun verschiedene Fahrer gewonnen und die Roodhooft-Brüder wollen das Team so ausbauen, dass da noch mehr hinzukommen könnten. Dazu kommen die Frauen und eben auch der Cross, durch den wir nochmal zwei Monate an möglicher Aufmerksamkeit hinzugewinnen", erklärte er und betonte, dass die Entscheidung sehr gut und vor allem rein wirtschaftlich durchdacht sei:

"Der Radsport ist nicht mein Hobby. Diese Entscheidung ist eine wirtschaftlich durchdachte Sache – genau wie auch die Entscheidung des Sponsorings im Radsport an sich schon gut durchdacht ist, weil dort eben die Teams nach den Geldgebern benannt werden", so Van Eeckhout, der in Zukunft auch gerne wieder Deceuninck im Teamnamen lesen würde. "Wir hoffen, gemeinsam mit Alpecin und Fenix und den Roodhooft-Brüdern hier etwas größeres aufzubauen in den kommenden Jahren. Erstmal haben wir leider nur das Logo auf der Hose und dem Trikot – im Namen war kein Platz. Aber in Zukunft ist das nicht ausgeschlossen."

Genauso wenig,dass man in Zukunft auch wieder mehr Geld in die Hand nehme. Das Investment sei beim ProTeam Alpecin – Fenix nun nämlich natürlich etwas geringer, als zuletzt bei Lefeveres WorldTour-Rennstall. "Wir waren Titelsponsor des besten Teams der Welt und jetzt gehen wir als Co-Sponsor zu Team Nummer drei oder vier und stehen nicht mehr im Namen. Klar ist es deutlich weniger Geld. Aber nochmal: Wir hoffen, dass wir das ausbauen können und auch wieder in den Teamnamen kommen."

Mehr Informationen zu diesem Thema

15.06.2025Cavallar Dritte und Mitterwallner Sechste bei Pyrenäen-Rundfahrt

(rsn) – Die Baskin Usoa Ostolaza (Laboral Kutxa – Fundacion Euskadi) hat die dreitägige Pyrnäen-Rundfahrt (2.1) gewonnen und damit ihr Potential als Bergfahrerin noch einmal unterstrichen. Nachd

15.06.2025Vollering nach Suisse-Niederlage “leer - Zeit zu schlafen“

(rsn) – Völlig ausgepumpt und mit tiefer Enttäuschung in der Miene saß Demi Vollering (FDJ – Suez) nach der Schlussetappe der Tour de Suisse Women (2.WWT) in Küssnacht am Absperrgitter. Die Ni

15.06.2025Reusser fährt taktisch klug zum Etappen- und Gesamtsieg

(rsn) – Marlen Reusser (Movistar) hat auf der Schlussetappe der Tour de Suisse Women (2.WWT) rund um Küssnacht ihre Sonderstellung bei ihrer Heimat-Rundfahrt noch einmal eindrucksvoll unter Beweis

13.06.2025FDJ sattelt auf Kraak um und gewinnt

(rsn) – Amber Kraak (FDJ – Suez) hat die 2. Etappe der Tour de Suisse Women (2.WWT) gewonnen. Die Niederländerin fuhr am letzten Anstieg des Tages ihren Mitausreißerinnen davon und setzte sich a

13.06.2025Dwars door Vlaanderen ist im neuen Zyklus auch bei den Frauen dabei

(rsn) – Der Weltradsportverband UCI hat im Rahmen seines Meetings vom 10. bis zum 12. Juni in Arzon die Kalender für die WorldTour und die Women’s World Tour der kommenden Saison festgestellt. Be

12.06.2025Reusser ringt und plaudert Vollering nach langer Duo-Flucht nieder

(rsn) – Marlen Reusser (Movistar) hat in Gstaad die Auftaktetappe der 5. Tour de Suisse Women (2.WWT) gewonnen und sich dabei nach 95,5 schweren Kilometern im Sprintduell gegen Demi Vollering (FDJ -

12.06.2025Niewiadoma und Reusser fordern Vollering heraus

(rsn) – Die Tour de Suisse Women (2.WWT) geht ab Donnerstag in ihre fünfte Auflage und wird in diesem Jahr erstmals seit 2021 wieder vor dem Rennen der Männer ausgetragen. Am Sonntag übergeben di

11.06.2025Etappen im Detail: Strecke der 5. Tour de Suisse Women

(rsn) – Erstmals seit 2021 kein Zeitfahren und auch eine Bergankunft fehlt bei der Tour de Suisse Women 2025. Trotzdem aber, oder vielleicht sogar gerade deswegen, verspricht die viertägige WorldTo

08.06.2025Vollering und FDJ räumen bei Katalonien-Rundfahrt ab

(rsn) – Die französische FDJ-Equipe hat auch den letzten Tag der Katalonien-Rundfahrt der Frauen (2.1) dominiert. Demi Vollering verteidigte nicht nur souverän ihre deutliche Führung im Gesamtkla

07.06.2025Ferguson gewinnt epische Regenschlacht in Kelso

(rsn) – Cat Ferguson (Movistar) hat auf der epischen 3. Etappe der Tour of Britain Women (2.WWT) im schottischen Kelso nicht nur den Etappensieg, sondern auch die Gesamtführung ihrer Heimatrundfahr

07.06.2025Andersen triumphiert bei matschigem Schotterspektakel

(rsn) – Susanne Andersen (Uno-X Mobility) hatte im Sprint einer zehnköpfigen Gruppe in Antwerpen die schnellsten Beine und hat sich nach 124,9 Kilometern den Sieg beim über ganze 34 Schottersektor

07.06.2025Vollering klettert im Wind der Pyrenäen zur Katalonien-Führung

(rsn) – Demi Vollering hat am 2.100 Meter hohen Coll de Pal in den Pyrenäen die 2. Etappe der 2. Volta a Catalunya Femenina (2.1) gewonnen und auch die Gesamtführung bei der Katalonien-Rundfahrt d

Weitere Radsportnachrichten

16.06.2025Walscheid nach Ellbogenbruch: “Die Hoffnung stirbt zuletzt“

(rsn) – Max Walscheid (Jayco – AlUla) hat zwei Tage nach seinem Sturz bei Dwars door het Hageland, bei dem er sich am Samstag den Ellbogen gebrochen hat, seine Hoffnungen auf einen Start bei der a

16.06.2025O’Connor legt im Kampf um Tour-de-Suisse-Titel vor

(rsn) – Ben O’Connor (Jayco – AlUla) hat im Kampf um die Gesamtwertung bei der Tour de Suisse (2. UWT) schon auf der 1. Etappe um Küßnacht einen großen Vorteil gegenüber seinen Klassement-Ko

16.06.2025Gegen den Frust konzentriert sich Evenepoel auf sich selbst

(rsn) – Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) trug nach seinem deutlichen Sieg im Zeitfahren beim Critérium du Dauphiné das Gelbe Trikot. Vier Tage später, am Ende der Rundfahrt, wich der Trium

16.06.2025Buchmann und seine Formkurve klettern in Richtung Tour

(rsn) – Während Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) mit seinem Podestplatz und als neuer deutscher Hoffnungsträger für die Gesamtwertung bei großen Rundfahrten in der vergangenen

16.06.2025Pogacar sieht wenig Verbesserungsbedarf nach Dauphiné-Triumph

(rsn) – Nach dem Zeitfahren von Saint-Péray auf Etappe 4 gab es kurzzeitig etwas Hoffnung bei der Konkurrenz von Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG), der Weltmeister sei in diesem Sommer schla

16.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

15.06.2025Das gesamte Peloton verabschiedet Bardet mit einem Spalier

(rsn) - Im letzten Rennen seiner Karriere schloss sich für Romain Bardet (Picnic – PostNL) beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) in gewisser Weise ein Kreis. Der Franzose zeigte sich in seiner gewo

15.06.2025Vingegaard kennt seine Baustellen nach Tour-Generalprobe

(rsn) – Man kann Jonas Vingegaard und seinem Team Visma – Lease a Bike nicht vorwerfen, dass sie es nicht versucht hätten. In den Bergen waren alle Versuche gegen Tadej Pogacar (UAE – Emirates

15.06.2025Van der Poel verpasst Grün, aber freut sich über harte Woche

(rsn) – Ein winziges Pünktchen hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) am Ende des 77. Critérium du Dauphiné (2.UWT) gefehlt, um das ab Etappe 3 von ihm getragene Grüne Trikot auch mit

15.06.2025Evenepoel: “Manchmal nehmen sie einem die Moral“

(rsn) - Das 77. Critérium du Dauphine (2.UWT) gab einen Vorgeschmack, was wir von der kommenden Tour de France erwarten dürfen. Gesamtsieger Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und der Zweitpla

15.06.2025Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de Suisse

(rsn) - Die 1. Etappe der Tour de Suisse ist zur Angelgenheit der Ausreißer geworden. Bei einsetzendem Regen ließen es die Top-Favoriten auf den Gesamtsieg größtenteils ruhig angehen, doch gleichz

15.06.2025Highlight-Video der 8. Etappe des Critérium du Dauphiné

(rsn) - Lenny Martinez (Bahrain Victorious) hat am Plateau du Mont-Cenis die Schlussetappe des Critérium du Dauphiné gewonnen und sich eine gute halbe Minute vor den großen Favoriten ins Ziel geret

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Suisse (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Giro d`Italia Next Gen (2.2u, ITA)