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01.04.2022 | (rsn) – Jannik Steimle hat geschafft, was nur wenige schaffen: Der 25-jährige Schwabe wird am Sonntag in Antwerpen am Start der Flandern-Rundfahrt stehen und dabei das Trikot des legendären Teams Quick-Step Alpha Vinyl tragen. Allein das ist angesichts des Ensembles an Klassiker-Assen, das Quick-Step Jahr für Jahr in seinen Reihen hat, bereits ein großer Erfolg.
"Ich stand von Beginn an auf der Longlist, aber ich wusste natürlich, dass es schwer wird", erklärte Steimle nun gegenüber radsport-news.com. "Es war ein Ziel von mir, diesen Schritt zu machen. Ich hätte einen leichteren Weg gehen und letztes Jahr für 2022 und 2023 woanders unterschreiben können, damit ich jeden Klassiker fahren kann. Aber den Weg wollte ich nicht gehen."
Steimle wählte den anspruchsvolleren, aber sicher lehrreicheren Pfad und biss sich bei Patrick Lefeveres Mannschaft durch. Er hat sich in einer für seinen belgischen Rennstall durchwachsenen Klassiker-Kampagne – ein zehnter Platz von Kasper Asgreen bei der E3 Classic und ein neunter Platz von Florian Sénéchal beim Omloop Het Nieuwsblad waren bisland die besten Resultate bei den belgischen WorldTour-Klassikern - mit aufsteigender Formkurve und verlässlichen Leistungen empfohlen und gehört nun zu jenen sieben Mann, die das Ruder herumreißen wollen.
___STEADY_PAYWALL___ "Wir hatten bisher sehr viel Pech bei den Klassikern – viele technische Probleme in wichtigen Momenten, aber auch krankheitsbedingt Leute im Rennen nicht bei 100 Prozent, die immer noch mit Corona-Spätfolgen zu kämpfen hatten", erklärte Steimle.
Der einzige Quick-Step-Sieg 2022 auf belgischem Boden : Fabio Jakobsen gewann Kuurne-Brüssel-Kuurne, das aber nicht zur WorldTour gehört. | Foto: Cor Vos
"Aber wir bekommen überhaupt keinen Druck. Jeder weiß, zu was wir in der Lage sind und das Rezept bleibt gleich: Jeder gibt bei uns für den Anderen 120 Prozent. Wir haben mit Kasper und Florian für Sonntag zwei richtig heiße Eisen im Feuer, und wenn wir Flandern oder das Amstel oder Roubaix gewinnen, dann spricht auch niemand mehr von einem durchwachsenen Frühjahr."
Am Dienstag hat Steimle Bescheid bekommen, dass er für Sonntag fix eingeplant ist, nachdem er vor allem bei der E3 Classic am vergangenen Freitag wichtige Helferdienste für Kapitän Asgreen geleistet hatte. "Ich habe Kasper gut in den Taaienberg reingebracht und war auch sonst immer da, wenn irgendwas benötigt wurde", blickte Steimle zurück.
Bei Dwars door Vlaanderen in entscheidenden Momenten aufgehalten
Am Mittwoch dann setzte das Team sogar voll auf den Schwaben und erklärte ihn zum Kapitän für Dwars door Vlaanderen, während sich Asgreen und Senechal erholten. Heraus kam nur der 14. Rang, doch Steimle konnte auch erklären, warum:
"Als die Gruppe mit sechs Mann ging, war ich leider in eine kleine Blockade auf dem Kopfsteinpflaster verwickelt und konnte nicht direkt reagieren. Ich wollte meinen Move dann am Trieu machen, war dann aber hinter einem Sturz und musste alleine wieder zur restlichen Verfolgergruppe hinfahren. Deshalb hatte ich nicht mehr die nötige Energie, direkt nochmal wegzufahren", so der Schwabe.
Mit den Besten - hier Sieger Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix), Tiesj Benoot (Jumbo - Visma, links) und Stefan Küng (Groupama - FDJ, rechts) konnte von Quick-Step Alpha Vinyl bei der Ronde-Generalprobe Dwars door Vlaanderen am Mittwoch niemand mitfahren. | Foto: Cor Vos
"Später habe ich dann mit einigen anderen attackiert und wir konnten uns zu neunt absetzen, so dass wir am Ende um Rang elf gesprintet sind und ich 14. wurde. Von den Leistungswerten her war das Rennen für mich persönlich zufriedenstellend, aber natürlich war es nicht das Ergebnis, das ich erhofft hatte."
Vorfreude auf flämischen Festtag mit "Hunderttausenden von Zuschauern"
Insgesamt aber sei er mit seiner Klassiker-Kampagne zufrieden, meinte Steimle, der meist eben als treuer und zuverlässiger Helfer für seine Kapitäne agierte und das auch am Sonntag bei der großen Ronde van Vlaanderen wieder tun will. "Ich denke ich darf eine wichtige Rolle für Kasper und Florian spielen, da meine Form stetig bergauf geht", erklärte er. Die Vorfreude auf das Debüt ist jedenfalls bereits groß: "Klar, es wird kalt. Aber bei Hunderttausenden von Zuschauern wird es sicher von alleine warm."
Am Sonntag sind nach zwei Jahren Pause auch endlich wieder Fan-Massen - wie hier 2019 - und damit die traditionell großartige Stimmung an den Hellingen der Flandern-Rundfahrt zu erwarten. | Foto: Cor Vos
Und besonders warm dürfte es Steimle und seinen Teamkollegen werden, wenn an den Erfolg aus dem Vorjahr angeknüpft werden könnte – was auch nicht unmöglich scheint, da gerade Titelverteidiger Asgreen in den vergangenen Wochen nie weit weg von den Besten war.
"Natürlich sind Wout Van Aert und Mathieu van der Poel in der Favoritenrolle, aber Kasper darf niemand unterschätzen. Er hat letztes Jahr beide geschlagen: Van Aert am Kwaremont zerlegt und van der Poel im Sprint. Ich denke, die müssen sich beide warm anziehen", sagte Steimle und bezog sich dabei nicht aufs belgische Aprilwetter und den über Nacht gefallenen Schnee.