RSNplusRSN-Rangliste, Platz 6: Phil Bauhaus

Zunächst konstant stark, dann von Corona ausgeknockt

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Zunächst konstant stark, dann von Corona ausgeknockt"
Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) | Foto: Cor Vos

14.12.2022  |  (rsn) - Auch wenn ihm in der Saison 2022 deutlich weniger Siege gelangen als noch im vergangenen Jahr, so wusste Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) mit einer deutlichen Leistungssteigerung zu beeindrucken. Der Kölner bestritt fast ausschließlich WorldTour-Rennen und sicherte sich bei diesem anspruchsvollen Programm zwei bedeutende Siege: bei Tirreno-Adriatico (2.UWT) im März und der Polen-Rundfahrt (2.UWT) im August.

"Meine Bilanz fällt positiv aus. Ich war das ganze Jahr auf einem sehr konstanten und hohen Level und habe mich da deutlich weiterentwickelt. Ich bin überwiegend WorldTour-Rennen gefahren, da ist die Leistungsdichte höher und dort konnte ich mich trotzdem bei jedem Rennen vorne zeigen. Bei WorldTour-Rennen gibt es zehn Weltklasse-Sprinter, die gewinnen können, bei kleineren Rennen nur zwei oder drei", fasste Bauhaus gegenüber radsport-news.com seine achte Profisaison zusammen.

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Gut begann die für den 28-Jährigen allerdings nicht. Aufgrund von hartnäckigen Knieproblemen musste Bauhaus seinen Saisonstart bei der Saudi-Tour (2.1) absagen und konnte so auch nicht die Mission Titelverteidigung in Angriff nehmen. Stattdessen gab er erst Ende Februar beim Openingsweekend in Belgien sein Renndebüt 2022. Angesichts einer längeren Trainingspause im Winter war Rang 13 bei Kuurne-Brüssel-Kuurne (1.Pro) aller Ehren wert.

Auf der Schlussetappe von Tirreno-Adriatico gelang Phil Bauhaus (Bahrain Victorious, Mi.) der erste Saisonsieg. | Foto: Cor Vos

Wichtiger war jedoch, dass sein Knie hielt, das ihm in der Vorbereitung Sorgen bereitet hatte. "Toi toi toi, es scheint alles behoben. Ich bin jetzt auch das ganze Jahr über komplett ohne Schmerzen gefahren", sagte Bauhaus, der die Saison beschwerdefrei absolvieren konnte.

Schon bei Tirreno funktionierte der Sprintzug

Anschließend ging es zu Tirreno-Adriatico (2.UWT), wo Bauhaus erstmals seinen neuen Sprintzug um Neuzugang Jasha Sütterlin und Heinrich Haussler testen konnte. Nach den Plätzen sechs und sieben sprang schließlich zum Abschluss der siebentägigen Fernfahrt in San Benedetto del Tronto der erste Saisonsieg heraus. Dabei ließ er Konkurrenten wie Giacomo Nizzolo, Kaden Groves, Olav Kooij, Arnaud Démare und Tim Merlier hinter sich. "Tirreno ist ein Rennen mit viel Historie. Das war ein schöner früher Sieg zusammen mit Jasha und Heino (Heinrich Haussler)“, sagte Bauhaus rückblickend.

Seine nächsten Spitzenresultate sammelte er bei der Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) Ende März. Gleich zwei Mal wurde der Bahrain-Sprinter Etappenzweiter, einmal musste er sich Kaden Groves und dann etwas überraschend Ethan Vernon geschlagen geben. "Katalonien war für mich eine kleine Enttäuschung. Wir waren dort überwiegend mit der Bergmannschaft am Start und ich hatte so entsprechend keinen Support im Finale. Von den Beinen her wäre definitiv ein Sieg möglich gewesen", sagte Bauhaus zu den knapp verpassten Chancen.

Beim Giro d’Italia musste sich Bauhaus im Massensprint der 13. Etappe in Cuneo nur Arnaud Démare (Groupama – FDJ, re.) geschlagen geben. | Foto: Cor Vos

Nach einer vierwöchigen Rennpause kehrte er am 1. Mai zu Eschborn-Frankfurt (1.UWT) ins Feld zurück. Bei seiner Giro-Generalprobe schaffte es Bauhaus erstmals in seiner Karriere mit den Favoriten über das bergige Taunus-Terrain und sprintete im Finale vor der Alten Oper auf Rang vier.

Auch ohne Etappensieg ein erfolgreicher Giro

Bei der anschließenden Italien-Rundfahrt (2.UWT) konnte Bauhaus mit Sütterlin allerdings nur auf einen Sprinthelfer bauen, der aber erledigte seinen Job "super“. Es reichte zwar zu keinem Etappensieg. Fünf Top-Ten-Resultate, darunter in Cuneo ein zweiter Rang auf der 13. Etappe hinter Arnaud Démare konnten sich aber sehen lassen. "Dieser Giro war für mich auch ein Highlight. Es war das erste Mal, dass ich eine Grand Tour zu Ende gefahren bin. Es war eine sehr schöne Erfahrung, dazu hatte ich auch mit Jasha, mit dem ich mir das Zimmer geteilt habe, eine gute Zeit", zog Bauhaus ein positives Fazit der ersten großen Rundfahrt der Saison.

Nur eine Woche nach dem Giro ging es zum Critérium du Dauphiné (2.UWT). Bei der südfranzösischen Rundfahrt war aber schon während der 2. Etappe Schluss für den gebürtigen Bocholter. Nach dem schweren Giro war der Akku leer. “Die Dauphiné ist ein sehr hartes Rennen ohne wirkliche Sprinteretappe. Wir haben es probiert, es hätte auch klappen können", so Bauhaus, der auch deshalb zum Einsatz kam, weil der mittlerweile zurückgetretene Teamkollege Sonny Colbrelli nach seinem Zusammenbruch bei der Baskenland-Rundfahrt im Aufgebot fehlte.

Dafür revanchierte sich Bauhaus auf der 5. Etappe der Polen-Rundfahrt, als er den Franzosen hinter sich ließ. | Foto: Cor Vos

Seine zweite Saisonhälfte startete Bauhaus mit der Polen-Rundfahrt, wo er wie im Vorjahr eine Etappe gewinnen konnte und zudem noch einen zweiten und einen dritten Rang ersprintete. Bei der anschließenden EM in München spielte er auf Rang 18 allerdings keine Rolle. Deutlich besser lief es bei den Cyclassics in Hamburg (1.UWT), wo er hinter fünf enteilten Ausreißern im Sprint des Feldes nur Jasper Philipsen den Vortritt lassen musste.

Corona sorgte bereits Ende August für das Saisonende

Motiviert reiste Bauhaus schließlich zur Deutschland-Tour (2.Pro), allerdings erkrankte er am Vorabend des Prologs. Da der Corona-Test am nächsten Morgen positiv ausfiel, musste er seine Teilnahme beim Heimspiel absagen. Damit war die Saison bereits Ende August beendet. “Corona hat mich echt ausgeknockt. Die ersten drei, vier Tage lag ich mit bis zu 40 Grad Fieber im Bett und war zehn Tage unfähig Sport zu machen", berichtete Bauhaus.

Dennoch versuchte er sich, für das Cro Race Anfang Oktober noch in Form zu bringen. "Ich habe auf das Rennen hintrainiert, aber immer noch die Nachwehen von Corona gespürt. So war ich nach dem Training teilweise noch völlig k.o.", berichtete Bauhaus, der sich schließlich mit seinem Team darauf einigte, keine Rennen mehr zu bestreiten. "Das Saisonende war natürlich eine Enttäuschung", fügte er an.

Im kommenden Jahr kann Bauhaus seinen Landsmann und Freund Nikias Arndt (re.) in seinem Sprintzug begrüßen. | Foto: Cor Vos

Mittlerweile gehe es ihm "wieder gut", er blicke voller Optimismus auf die kommende Saison. Allerdings wird dann Sütterlin nicht mehr in seinem Sprintzug zum Einsatz kommen. "Es hat sich so entwickelt, dass er mehr für die Bergfahrer arbeiten wird. Da hat er riesiges Potenzial mit seinem starken Motor und seiner Fähigkeit, stark berghoch zu fahren", so Bauhaus.

Neuzugang Arndt ersetzt Sütterlin im Sprintzug

Mit Neuzugang Nikias Arndt (DSM) hat er 2023 allerdings mehr als nur Ersatz an seiner Seite. "Nikias ist mein bester Freund. Ich bin super happy, dass er im Team ist. Wir sind schon bei Sunweb zwei Jahre zusammengefahren und da hat er mir zu meinem Sieg bei der UAE Tour verholfen. Wir kennen uns in- und auswendig, haben die letzten Jahre fast immer miteinander trainiert. Er wird einen großen Mehrwert für unseren Sprintzug darstellen", freute sich Bauhaus auf die Zusammenarbeit mit Arndt, der wie er selbst in Köln lebt.

Als Ziel für 2023 hat sich Bauhaus Siege bei "so vielen Rennen wie möglich" gesetzt. "Ich möchte eine erfolgreiche, konstante Saison haben und bei jedem Rennen gute Sprints fahren", sagte er. Aber auch für sein Team hofft er auf ein erfolgreiches Jahr. "Ich wünsche mir, dass wir ein erstes gutes Wertungsjahr haben, schon viele Punkte sammeln und dann weniger Stress in den nächsten beiden Saisons haben", so Bauhaus, der mit Top-Ergebnissen seinen "Teil dazu beitragen" will.

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