Poels gewinnt Vorschlussetappe

Arm in Arm mit Roglic und Vingegaard: Kuss vor Vueltasieg

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Arm in Arm mit Roglic und Vingegaard: Kuss vor Vueltasieg"
Jonas Vingegaard (links) und Primoz Roglic (rechts) freuen sich mit Sepp Kuss (Mitte) über dessen Vuelta-Gesamtsieg| Foto: Cor Vos

16.09.2023  |  (rsn) - Auf der 20. und längsten Etappe der diesjährigen 78. Vuelta a Espana entschieden am Ende wenige Zentimeter über den Tagessieg: Nach 207,8 Kilometer zwischen Manzanares El Real und Guadarrama holte sich Wout Poels (Bahrain Victorious) mit einer Reifenbreite an Vorsprung den Sieg vor Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step). Platz drei in der Sprintentscheidung sicherte sich Pelayo Sánchez (Burgos - BH) vor Lennert Van Eetvelt (Lotto - Dstny) und Marc Soler (UAE Team Emirates, +0:04).

Das Quintett gehörte zu einer ursprünglich 31 Fahrer starken Fluchtgruppe, die das Tagesgeschehen bestimmte. Die Favoritengruppe erreichte mit 10:21 Minuten an Rückstand das Ziel. Der Führende Sepp Kuss überquerte Arm und Arm mit seinen Teamkollegen Jonas Vingegaard und Primoz Roglic den Zielstrich und steht vor dem Gesamtsieg.

"Ich bin jetzt richtig erleichtert. Jetzt ist es fast geschafft. Das Szenario war perfekt für uns und wir hatten die Etappe unter Kontrolle. Robert Gesink und Dylan van Baarle haben den ganzen Tag heute das Tempo gemacht. Und am letzten Anstieg war noch Attila Valter an meiner Seite und auch Primoz und Jonas halfen mir am Ende. So etwas kannst du dir nicht erträumen. Die Zieleinfahrt war ein spezieller Moment, denn so entspannt war ich an einem letzten Kilometer noch nie bei einer Bergetappe. Mit Primoz und Jonas das zu feiern, ist sehr cool. Die Emotionen mit der Familie eben waren dann sehr speziell“, sagte Kuss im Ziel.

Die hügelige Etappe über zehn kurze Bergwertungen gehörte an der Rennspitze jedoch einer Fluchtgruppe. Am letzten Anstieg des Tages zum Alto de Robledondo setzten sich schließlich fünf Fahrer ab und auf den verbleibenden sieben flachen Kilometern zum Ziel zogen sie an einem Strang. Es kam zum Sprint. Aus letzter Position heraus überraschte Poels seine Kontrahenten mit einem Antritt rund 400 Meter vor dem Ziel – Evenepoel wollte nachziehen, verlor jedoch etwas eingebaut in der folgenden Linkskurve an Schwung.

Die Lücke zu Poels war für den Belgier im Anschluss nicht mehr zu schließen. Zwar hatte Evenepoel am Ende die deutliche höhere Endgeschwindigkeit, doch Poels rettete eine Reifenbreite an Vorsprung über den Zielstrich. Der 35-jährige Niederländer hatte im Sommer ebenfalls bei der Tour de France eine Etappe gewonnen.

"Ich bin wie eine Flasche Wein, je älter, desto besser. Es war die vorletzte Etappe und in der Gruppe waren starke Fahrer wie Evenepoel oder Soler. Da kann man nur zufrieden sein. Als ich damals in Lüttich gewann, bin ich auch in der letzten Kurve davongefahren. Ich wollte eigentlich den Sprint an Evenepoels Hinterrad beginnen, aber sie waren sich nicht einig. Ich wollte den Moment nutzen und bin Vollgas gefahren bis zum Zielstrich. Und das hat super funktioniert“, sagte Poels nach der Etappe.

Lennard Kämna gehörte ebenfalls zur Spitzengruppe, verlor am Alto de Robledondo jedoch den Anschluss und erreichte das Ziel mit 26 Sekunden Rückstand auf Platz acht.

Unter den Favoriten blieben Angriffe am Alto de Robledondo quasi aus. Fast alle Klassementfahrer erreichten gemeinsam das Ziel. Einzig Cian Uijtdebroeks (Bora – hansgrohe) konnte nicht mithalten und verlor rund eine Minute auf die restlichen Top-Ten-Fahrer. In der Gesamtwertung fiel er hinter seinen Teamkollegen Alexandr Vlasov auf Rang acht zurück (+8:26).

Ansonsten gab es auf den vorderen Plätzen keine Veränderungen. Damit steht der US-Amerikaner Kuss vor dem Gesamtsieg der Vuelta. Er führt vor dem Schaulaufen der letzten Etappe in Madrid mit 17 Sekunden vor Vingegaard und Roglic (+1:08). Es folgen Juan Ayuso (UAE Team Emirates, +4:00) und Mikel Landa (Bahrain Victorious, +4:19). In der Bergwertung führt Evenepoel, in der Punktewertung Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck). In der Nachwuchswertung liegt Ayuso an der Spitze.

So lief die 20. Etappe der Vuelta a Espana

Direkt nach dem Start gab es die ersten Fluchtversuche, die Gruppe des Tages bildete sich dann nach rund 15 Kilometern. 31 Fahrer fanden sich zusammen, darunter hochkarätige Namen wie Evenepoel, Soler, Poels, Kämna und sein Teamkollege Ben Zwiehoff, Geraint Thomas (Ineos Grenadiers), Lenny Martinez (Groupama - FDJ), Hugh Carthy (EF Education - EasyPost) und Romain Bardet (DSM - firmenich). Im Feld, wo Jumbo - Visma kontrollierte, ließ man die Gruppe gewähren, die sich schnell einen Vorsprung von sechs Minuten an Vorsprung herausfuhr.

Das Profil der 20. Etappe der Vuelta a Espana. | Grafik: Veranstalter

Das hügelige Teilstück beinhaltete zehn Anstiege der 3. Kategorie, und bis zum Alto de Santa María, dem siebten Berg des Tages, harmonierte die Fluchtgruppe. Doch mit der Aussicht auf den Tageserfolg begannen ab 70 Kilometer vor dem Ziel die ersten zaghaften Angriffe. Unter anderem gingen Zwiehoff und Soler in die Offensive, im Anstieg rollte jedoch alles wieder zusammen – insbesondere aufgrund der Nachführarbeit von Soudal – Quick-Step, das neben Evenepoel mit Mattia Cattaneo, James Knox und Louis Vervaeke drei weitere Fahrer in der Spitzengruppe hatte. Fortan schlug die belgische Equipe ein hohes Tempo an, um neue Angriffe abzuwürgen. Derweil stieg der Vorsprung weiter auf über elf Minuten an.

Durch die Tempoverschärfung reduzierte sich die Gruppe bis zum vorletzten Anstieg Puerto de la Cruz Verde (3. Kategorie) 30 Kilometer auf dem Ziel auf 20 Fahrer, unter anderem verlor Zwiehoff den Anschluss. Die Frage zu jenem Zeitpunkt: Wann nutzt Evenepoel die Vorarbeit seiner Teamkollegen und attackiert? Allerdings blieb ein Attacke am Puerto de la Cruz Verde noch aus. Alles konzentrierte sich auf den letzten Anstieg zum Alto de Robledondo (3. Kategorie).

Den ersten Angriff auf den schmalen Straßen im finalen Berg startete derweil Poels mit Van Eetvelt am Hinterrad. Wenig später bekamen beide Begleitung durch Soler und Sánchez. Evenepoel ließ die Fahrer zunächst ziehen, ehe er kurz vor dem Gipfel die Verfolgung aufnahm – und in der Abfahrt zu dem Quartett aufschloss. Kämna befand sich zu diesem Zeitpunkt in einer Verfolgergruppe, konnte die Lücke aber nicht mehr schließen. Auf den verbleibenden sieben flachen Kilometern zum Ziel harmonierten die fünf Spitzenreiter, jeder beteiligte sich an der Führungsarbeit. Es kam zur Sprintentscheidung, bei der sich letztendlich Poels knapp gegen seine Kontrahenten durchsetze.

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