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23.10.2023 | (rsn) – Kapitän bei einer Grand Tour, das sei nicht wirklich etwas für ihn. Sepp Kuss behauptete so etwas noch direkt im Anschluss an seinen Sieg bei der Vuelta a Espana. Mit ein bisschen Abstand scheint er nun aber doch Blut geleckt zu haben. “Am meisten freue ich mich darauf, als Titelverteidiger zu Vulta zu fahren“, sagte er nun gegenüber Escape Collective. Es sagte es zwar nicht direkt, doch der US-Amerikaner wird damit nicht gemeint haben, entspannt durch Spanien zu radeln, um den Fans zuzuwinken.
Kuss will nicht nur wieder dabei sein. Er will wieder gewinnen. Dazu passen seine folgenden Worte. “Ich weiß jetzt, dass ich in der Lage bin, eine Grand Tour zu gewinnen. Und das gibt mir definitiv viel Selbstvertrauen“, so Kuss. “Ich weiß, dass ich meinen Körper und auch meinen Geist auf dieses Niveau bringen kann - dass ich die drei Wochen Druck und alles andere überstehen kann."
Nachdem Primoz Roglic Jumbo-Visma verlassen hat und das Team noch keinen fertigen Rundfahrer neu dazu geholt hat, steigen die Chancen für Kuss, erneut – oder besser gesagt: erstmals – als Leader in eine der drei großen Rundfahrten zu gehen.
Durch die Vuelta habe er gelernt, mehr wie ein Kapitän zu denken. Also ein wenig “härter und egoistischer“ zu sein. Bei der Vuelta “hatte ich noch mehr die Mentalität eines Teamkollegen oder eines Mannes, der nicht diesen Killerinstinkt hat. Und es hat trotzdem funktioniert.“ Trotzdem müsse er diesbezüglich eine bessere Balance finden, seine Mentalität an die eines Siegers anpassen, “ohne zu verlieren, wer ich als Person bin“.
Gelernt habe er dabei viel von Jonas Vingegaard. “Er hat mich in einigen Situationen gecoacht“, so Kuss über den Dänen, der ihn genau wie seine Frau Noemi Ferré, eine frühere spanische Profi-Fahrerin, ermutigt hätte, den Schritt zu Leader zu wagen. Vingegaard ist aber auch der Mann, für den Kuss im kommenden Jahr trotz aller eigener Ambitionen bei der Vuelta wieder in die Edelhelfer-Rolle bei der Tour de France schlüpfen wird.
Davon ist zumindest auszugehen. Denn der 29-Jährige scheint tatsächlich auf den Geschmack gekommen zu sein. “Eher als Helfer“ sehe er sich selbst im kommenden Sommer in Frankreich, wobei er sich die Rolle als “Schatten-Kapitän“ ebenfalls gut vorstellen könne, erklärte der Mann aus Durango in Colorado, der nun offenbar in den typisch-amerikanischen “think big!“-Modus gewechselt ist. Die Tour sei sein zweites großes Ziel neben der Vuelta. “Ich will dort mein Bestes geben – sei es für mich oder für Jonas.“