RSNplusWorldTeams 2024: EF Education - EasyPost

Die Grand-Tour-Bilanz muss aufpoliert werden

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Die Grand-Tour-Bilanz muss aufpoliert werden"
EF Eduacation - EasyPost bleibt auch 2024 ein bunter Haufen. Neben den leuchtenden Trikots sind Fahrer von jedem Kontinent im Team - Harry Sweeny vertritt Australien. | Foto: Cor Vos

18.01.2024  |  (rsn) – Nicht nur vom Outfit her bleibt EF Education – EasyPost in der Saison 2024 der bunteste Haufen im Peloton. Die Die 30 Fahrer im Kader gehören 16 verschiedenen Nationen an, alle Kontinente der Erde sind vertreten. Das Motto der Vielfalt scheint sich aber auszuzahlen. Im vergangenen Jahr feierte das Team von Manager Jonathan Vaughters bemerkenswerte 26 Saisonsiege – so viele wie seit 2011 nicht mehr, als der Rennstall noch Garmin – Cervelo hieß. Die Ausbeute war umso bemerkenswerter, als sich kein klassischer Sprinter im Aufgebot findet. ___STEADY_PAYWALL___

Mit Ausnahme von von Magnus Cort, der EF in Richtung Uno-X verlassen hat, sind alle Leistungsträger an Bord geblieben. Dafür gehört in dieser Saison aber mit Rui Costa ein Mann dem Team an, der diesen Abgang nahezu gleichwertig kompensieren kann. Wichtig ist vor allem, dass Ben Healy weiterhin dabei ist. Im Sommer verlängerte er langfristig. Der junge Ire ist in der vergangenen Saison zum Gesicht von EF Education - EasyPost geworden, was nicht nur am sympathischen Auftritt, sondern auch an seiner erfrischend offensiven Fahrweise lag. Die war obendrein erfolgreich. Mit fünf Siegen, zu denen auch ein Tageserfolg beim Giro d’Italia zählte, war Healy Bester seines Teams.

Ben Healy wurde 2023 zum Gesicht von EF Education – EasyPost und soll auch in der neuen Saison einer der Leader im Team sein. | Foto: Cor Vos

Besonders bei den Ardennenklassikern machte der 23-Jährige auf sich aufmerksam. Die lange Flucht mit Tadej Pogacar, die letztlich zum zweiten Platz beim Amstel Race führte, und Rang vier bei Lüttich-Bastogne-Lüttich haben Healy in die Weltspitze katapultiert. Auf den Klassikern wird auch in der neuen Saison der Fokus der Rosaroten liegen. Neben Healy und Costa sind auch Alberto Bettiol und Neilson Powless für vordere Platzierungen gut. Gerade letzterer konnte 2023 bei Mailand-Sanremo (7.), Dwars door Vlanderen (3.), der Flandern-Rundfahrt (5.) und in San Sebastian (4.) überzeugen. Bei der Tour gehörte Powless sechsmal zur Ausreißergruppe des Tages, blieb da allerdings überwiegend glücklos.

Stichwort Tour: Bei den dreiwöchigen Landesrundfahrten hat EF den größten Nachholbedarf. Denn in den Gesamtwertungen von Giro, Tour und Vuelta spielte das Team überhaupt keine Rolle. Hugh Carthy als 23. im Abschlussklassement der Vuelta, Bettiol als 48. des Giro und Powless als 66. der Tour waren jeweils die besten ihres Teams, was absolut unbefriedigend ist.

Allerdings war da auch viel Pech dabei. Carthy als Giro-Kapitän und Neuzugang Richard Carapaz bei der Tour mussten krankheits- respektive verletzungsbedingt aufgeben. Beide werden 2024 vermutlich neue Anläufe nehmen. Top-10-Ergebnisse sollten im Normalfall bei allen drei großen Rundfahrten machbar sein, zumal immer reichlich Unterstützung aus dem Team zu erwarten sein wird, denn einen echten Sprinter hat EF weiterhin nicht im Aufgebot. Gelingt eine bessere Grand-Tour-Ausbeute und dazu vielleicht noch das eine oder andere Podium bei den Monumenten, vielleicht sogar ein Überraschungssieg durch Healy, Powless oder gar Costa, wird die Teamleitung von einer gelungenen Saison sprechen können.

Der Top-Transfer 2024:

Top-Transfer mit 37 Jahren? Das kann nur Rui Costa. Der Portugiese feierte nach mehreren schwierigen Jahren beim Team UAE Emirates 2023 bei Intermarché-Circus-Wanty ein starkes Comeback. Neben einer Vuelta-Etappe gewann Costa zwei ProSeries-Rennen und wurde in einem starken Frühjahr unter anderem auch Vierter bei der Strade Bianche. Weitere Top-10-Ergebnisse, auch auf WorldTour-Ebene, gesellten sich dazu. Statt seine Karriere zu beenden, unterschrieb der Weltmeister von 2013 aber nochmal einen mutmaßlich besser dotierten Vertrag bei EF Education - EasyPost. Trotz seines Alters soll Costa bei EF mehr sein als ein Road Captain – er soll Siege einfahren.

Rui Costa ist trotz seines fortgeschrittenen Alters bei EF Education – EasyPost noch als Siegfahrer eingeplant. Dass er immer noch große Rennen gewinnen kann, bewies er zuletzt bei der Vuelta. | Foto: Cor Vos

Abgesehen von Costa hat sich das US-amerikanische Team aber alterstechnisch eher am anderen Ende der Altersspanne bedient. Gleich sechs Neo-Profis hat sich EF ins Team geholt. Dazu kehrt Michael Valgren in den WorldTour-Kader zurück. Nachdem sich der Däne 2022 die Hüfte gebrochen hatte, wurde er für 2023 ins hauseigene Devo-Team versetzt, um sich so langsam wieder an sein altes Niveau herankämpfen zu können. Dies scheint der 31-Jährige nun erreicht zu haben, er zählt wieder zum Profiteam.

Im Fokus:

2024 kehren Namen ins WorldTour-Peloton zurück, die dort länger nicht mehr zu lesen waren. Einer ist Vinokourov, ein anderer Beloki. Joseba Beloki stand von 2000 bis 2002 dreimal in Serie auf dem Podium der Tour de France. Markel, der Sohn, startet nun mit 18 Jahren bei EF in seine Profikarriere und würde es ihm sicher gerne gleichtun. Beloki macht den Sprung auf die höchste Ebene des internationalen Radsports direkt von den Junioren – die U23 lässt er aus. In seiner spanischen Heimat zählt er zu den besten Fahrern seines Jahrgangs. Als Mitglied des Nachwuchsteams von Ex-Profi Samuel Sanchez gewann er einige nationale Nachwuchsrennen, wurde unter anderem auch U19-Zeitfahrmeister. Auf internationaler Ebene trat er nur selten in Erscheinung. Das EM-Zeitfahren beendete Beloki als Siebter, bei der WM reichte es zu Platz 18. Bei Paris-Roubaix wurde er 25. Der Schritt in die WorldTour scheint anhand der bisherigen Leistungen verfrüht, doch irgendetwas muss EF gesehen haben, dass das Team von diesem Zug überzeugt hat.

Markel Beloki wechselt direkt von den Junioren zu EF Education – EasyPost. | Foto: Cor Vos

Das Aufgebot:
Andrey Amador (Costa Rica / 37 Jahre), Markel Beloki (Spanien / 18), Alberto Bettiol (Italien / 30), Stefan Bissegger (Schweiz / 25), Richard Carapaz (Ecuador / 30), Simon Carr (Großbritannien / 25), Hugh Carthy (Großbritannien / 29), Jefferson Cepeda (Ecuador / 25), Esteban Chaves (Kolumbien / 33), Rui Costa (Portugal / 37), Stefan de Bod (Südafrika / 27), Owain Doull (Großbritannien / 30), Ben Healy (Irland / 23), Mikkel Honore (Dänemark / 26), Lukas Nerurkar (Großbritannien / 20), Andrea Piccolo (Italien / 20), Neilson Powless (USA / 27), Sean Quinn (USA / 23), Darren Rafferty (Irland / 20), Jack Rootkin-Gray (Großbritannien / 21), Jonas Rutsch (Deutschland / 25), Archie Ryan (Irland / 22), James Shaw (Großbritannien / 27), Georg Steinhauser ( Deutschland / 22), Harry Sweeny (Australien / 22), Yuhi Todome (Japan / 21), Rigoberto Uran (Kolumbien / 36), Michael Valgren (Dänemark / 31), Marijn van den Berg (Niederlande / 24), Jardi van der Lee (Niederlande / 22)

Davon Neuzugänge:
Rui Costa (Intermarché – Circus – Wanty), Michael Valgren (EF Education – Nippo Development Team), Harry Sweeny (Lotto Dstny), Ryan Archie (Jumbo – Visma Development Team), Darren Rafferty (Hagens Berman Axeon), Jack Rootkin-Gray (Saint Piran), Lukas Nerurkar (Trinity Racing), Jardi van der Lee (Willebrord Will Vooruit), Yuhi Todome (EF Education – Nippo Development Team), Markel Beloki (MMR Cycling Academy)

Teamleitung:
Manager: Jonathan Vaughters
Sportdirektor: Charles Wegelius
Sportliche Leiter: Matti Breschel, Juan Manuel Garate, Tejay van Garderen, Andreas Klier, Tom Southam, Ken Vanmarcke

Material:
Rahmenhersteller: Cannondale
Gruppe: Shimano
Laufräder: Vision
Reifen: Vittoria
Trikot: Rapha
Helm: POC

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.02.2024Auch für die Ära nach Roglic und Jumbo gut gerüstet

(rsn) – Jumbo und Primoz Roglic verließen zum 31. Dezember Visma - Lease a Bike. Die Supermarktkette war seit 2015 einer der beiden Namenssponsoren der Mannschaft, der Slowene kam ein Jahr später

05.02.2024Dank Pogacar wieder die Nummer 1 der Weltrangliste

(rsn) – Vorhang auf für das offiziell beste Team der Welt! Zwar könnte man vermuten, dass Visma – Lease a Bike mit seinen drei Grand-Tour-Titeln diese Auszeichnung verdient hätte, aber die Welt

02.02.2024Der gescheiterten Fusion folgte die Verjüngungskur

(rsn) – Eine mögliche Fusion zwischen Jumbo – Visma und Soudal – Quick-Step sorgte im Herbst 2023 einige Wochen lang für Schlagzeilen. Letztendlich scheiterten die Bemühungen. Allerdings hatt

31.01.2024Bei Quintanas Rückkehr viel Bewegung im Kader

(rsn) – Genau ein Drittel seiner Fahrer hat Movistar in dieser Transferperiode ausgewechselt. Nachdem die spanische Mannschaft das Jahr 1 nach Alejandro Valverde als Zwölfter der Weltrangliste eini

27.01.2024Guercilena spielt Grand: Buben sind Trumpf

(rsn) – Aus jedem Dorf ein Hund. Skatspieler kennen diesen Ausdruck und fragen sich dann: Was ist eigentlich Trumpf? Ähnlich ist bei Lidl - Trek die Ausgangslage für 2024. Das Team war schon in de

26.01.2024Mit mehr Sprintpower und neuen Impulsen

(rsn) - Bei der australischen Equipe wird man mit gemischten Gefühlen auf die Vorsaison zurückschauen. Bei den Grand Tours verkaufte man sich teuer: Simon Yates erreichte Platz vier bei der Tour de

25.01.2024Mit bewährten Kräften zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) – Im Jahr 2022 gelang dem belgischen Intermarché-Team der unerwartete Durchbruch in die Reihe der Topteams. Biniam Girmay gewann im Frühjahr Gent-Wevelgem und dann noch eine Giro-Etappe. Mit

23.01.2024Super-Team der Vergangenheit setzt auf die Zukunft

(rsn) – Von 2012 bis einschließlich 2019 konnte nur Vincenzo Nibali die Sky- beziehungsweise Ineos-Übermacht bei der Tour de France stören. Mit Bradley Wiggins, Chris Froome, Geraint Thomas und E

22.01.2024Jahr 1 nach Pinot: Erfolgsdruck ruht auf jungen Schultern

(rsn) – Bei Groupama - FDJ beginnt eine neue Zeitrechnung. Es ist das Jahr 1 nach Thibaut Pinot. Frankreichs ehemals größte Hoffnung auf den Sieg bei der Tour de France hat seine Karriere beendet,

17.01.2024Mit Jakobsen als neuem Taktgeber zu mehr Konstanz

(rsn) - In den vergangenen Jahren gab es kaum Kontinuität im Kader der niederländischen Mannschaft. Und auch zur Saison 2024 hat sich rund ein Drittel der Mannschaft verändert: Zwölf Fahrer verlie

16.01.2024Mit mehr Budget zu mehr Erfolg?

(rsn) – In den letzten Monaten ist im Team von Vincent Lavenu viel passiert, allerdings mehr oder weniger im Hintergrund. Das fängt schon damit an, dass Decathlon – AG2R La Mondiale, wie die Equi

15.01.2024Die Messlatte liegt hoch

(rsn) - Im vergangenen Juli dürfte Teamchef Cedric Vasseur das Grinsen nicht mehr aus seinem Gesicht bekommen haben. 15 Jahre musste seine Equipe bei der Tour de France auf einen Etappensieg warten â

Weitere Radsportnachrichten

09.05.2024Auf den Spuren der Strade Bianche

(rsn / ProCycling) –Zum Giro-Feld gehören in diesem Jahr zwei frühere Gewinner von Strade Bianche: Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Julian Alaphilippe (Soudal - Quick-Step). Beide waren im MÃ

09.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

08.05.2024Knoten endlich geplatzt: Traum-Mittwoch für Cofidis

(rsn) - Steter Tropfen höhlt den Stein. Das war das Motto des Tages auf der 5. Etappe des Giro d´Italia. Und die tapferen Tropfer kamen dieses Mal vom Team Cofidis. Schon in der ersten Ausreißergru

08.05.2024Auch Evenepoel mit Blick auf die Tour nun in der Höhe

(rsn) – Nach und nach beginnen die bei der Baskenland-Rundfahrt schwer gestürzten Rundfahrt-Stars ihre Vorbereitung in Richtung Tour de France wieder aufzunehmen. Während zu Giro-Beginn Rolf Aldag

08.05.2024Teutenberg siegt als Anfahrer und holt drei Wertungstrikots

(rsn) - Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) stürmt in diesem Jahr von Sieg zu Sieg. Der 21-Jährige setzte sich am Mittwochabend zum Auftakt des Fleche du Sud (2.2) in Luxemburg im Sprin

08.05.202424,5-Kilometer-Solo! Ludwig feiert ersten Profisieg

(rsn) – Je länger die Wartezeit, desto explosiver die Freude am großen Jubeltag: Fast zeitgleich mit dem Sieg von Teamkollege Benjamin Thomas auf der 5. Etappe des Giro d´Italia in Lucca, dem ers

08.05.2024Geschke: “Heute Abend wird gefeiert“

(rsn) – Kein Tag wie erwartet: Benjamin Thomas (Cofidis) hat die 5. Etappe des 107. Giro d’Italia aus einer vierköpfigen Ausreißergruppe heraus gewonnen. Die Sprinterteams hatten dagegen das Nac

08.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 5. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

08.05.2024Highlight-Video der 5. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Benjamin Thomas hat beim 107. Giro d’Italia seiner Cofidis-Equipe den ersten Saisonsieg beschert. Der 28-jährige Franzose entschied aus einer vierköpfigen Ausreißergruppe heraus die 5.

08.05.2024Benjamin Thomas sorgt in Lucca für Cofidis‘ ersten Saisonsieg

(rsn) – Es sollte eine Hommage für Italiens Supersprinter der 90er, Mario Cipollini, werden. Doch vier Ausreißer hatten auf der 5. Giro-Etappe über 178 Kilometer von Genua nach Lucca offensichtli

08.05.2024Welsford findet zum Ungarn-Auftakt zurück in die Erfolgsspur

(rsn) – Nach einem perfekten Saisonauftakt und eine nachfolgenden wochenlangen Flaute hat Sam Welsford (Bora – hansgrohe) zum Auftakt der 45. Ausgabe der Tour de Hongrie (8. – 12. Mai / 2.Pro) w

08.05.2024Ackermann kehrt nach langer Verletzungspause ins Feld zurück

(rsn) - Rund rund sieben Wochen, nachdem er sich bei der Classic Brugge-De Panne (1.UWT) einen Bruch des linken Schlüsselbeinbruchs zugezogen hatte, wird Pascal Ackermann (Israel - Premier Tech) sein

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour de Hongrie (2.Pro, HUN)