Die deutschen KT-Teams 2024

MYVELO Pro Cycling: Premiere unter dem Motto “Never too late“

Von Christoph Adamietz

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Die Fahrer vom Team MYVELO im Trainingslage auf Teneriffa | Foto: Team MYVELO

22.02.2024  |  (rsn) - Mit dem Team MYVELO Pro Cycling ist die deutsche KT-Landschaft seit diesem Jahr um eine Mannschaft reicher. Die im Nordschwarzwald beheimatete Equipe gibt vor allem Fahrern eine Chance, die bisher im Kontinental-Team-Bereich noch nicht Fuß fassen, aber mit guten Leistungsdaten überzeugen konnten. Entsprechend lautet der Slogan des Teams "Never too late".

Angeführt wird das elfköpfige Aufgebot von den mit KT-Erfahrung ausgestatteten Timon Loderer (von Hrinkow - Advarics), Jakob Schmidt (P&S - Benotti) und Maximilian Müller (Storck - Metropol). Zum Aufgebot zählen übrigens auch die beiden Teamchefs und Begründer der Radmarke MYVELO, Vincent Augustin (33) und Fabian Huber (32), die beide in ihre erste KT-Saison gehen.

"Wir haben mit dem Team einen Traum verwirklicht, der aus unserer Leidenschaft als Radhersteller entstanden ist. Wir brennen darauf, die Wettkampfstrecken zu erobern und die Radsportwelt mit unserer Begeisterung und unserem Engagement zu bereichern", sagte Augustin zu radsport-news.com. Er ist wie Huber Fahrer, Teamchef und Hauptsponsor in Personalunion.

Stolz sind die Teamchefs über ihr "fortschrittliches Scouting-System", bei dem man nicht nach Ergebnissen, sondern Physiologie und Potenzial schaue. So habe man junge, vielversprechende Talente wie die beiden 19-Jährigen Janne John und Georg Krause ausfindig machen können, die wie Miron Lipp oder Jack Morrissey in ihre erste KT-Saison gehen werden.

"Unsere Athleten verkörpern unseren Wunsch, den Radsport nachhaltig zu beeinflussen und zu gestalten", so Augustin, der betonte, dass das Alter bei der Fahrerwahl keine vorrangige Rolle gespielt habe. So wurden etwa auch der 25-jährige Lukas Baldinger, der nach drei Jahren wieder in den KT-Bereich zurückkehrt, und der 29-jährige Benedikt Helbig, der seine erste KT-Saison in Angriff nimmt, unter Vertrag genommen.

Der Roadcaptain von MYVELO: Timon Loderer (Bildmitte), umrahmt von den Teamchefs Vincent Augustin und Fabian Huber. Foto: MYVELO / Daniel Godde

Großes Know-How holte man sich mit Trainer Björn Kafka und dessen Firma Aerotune ins Boot. Kafka half auch schon beim Fahrer-Scouting, indem die potentiellen Neuzugänge das "Aerotune-Protokoll" absolvierten, das Aufschluss über das Leistungspotential gab.

Neben Aerotune konnte das Team mit Shimano, Wahoo und Gobik weitere starke Partner finden, die als Sponsoren fungieren. Als regionaler Partner konnte das Gästehaus "Fässle" im Salmen gewonnen werden. "Hier wurde eine Wohnung - ausgestattet mit Eisbad, Sauna, Sozialraum - eigens für die Fahrer eingerichtet und zur Verfügung gestellt. Als Dreh- und Angelpunkt für Teamtreffen oder An- und Abreise bei Rennen ist das ideal. So finden die Fahrer perfekte Bedingungen für ihr Training oder auch die Regeneration vor", so Huber.

In die Saison starten wird die neue Equipe Ende März beim französischen Eintagesrennen La Roue Tourangelle (1.1), bei dem man sich mit einigen WorldTeams messen kann. Im weiteren Saisonverlauf stehen unter anderem das Arno Wallaard Memorial (1.2), die Lotto Famenne Ardenne Classic (1.1), Rund um Köln (1.1), die Sibiu Tour (2.1), der GP d`Isbergues (1.1), Antwerp Port Epic (1.1) und das Memorial Frank Vandenbroucke (1.1) an. "Insbesondere bei diesen schweren UCI-Rennen wollen wir für Aufsehen sorgen", kündigte Augustin an.

Das Aufgebot für die Saison 2024

Vincent Augustin: Der 33-Jährige galt als guter Junior, ehe er 2008 seine Karriere beendete. Nach 15 Jahren kehrt Augustin nun in den ambitionierten Profiradsport zurück und wird seine erste Saison als KT-Fahrer in Angriff nehmen. Augustin, der sein Augenmerk auf die Besetzung von Ausreißergruppen legen will, ist einer der Gründer der Radmarke MYVELO, die als Titelsponsor fungiert, dazu ist er einer der beiden Teamchefs.

Lukas Baldinger: Nachdem er 2019 und 2020 schon Kontinental-Luft beim Hermann Radteam und dem Team Sauerland schnuppern konnte, fuhr der 25-Jährige die letzten drei Jahre für Elite-Teams. Der Sohn von Dirk Baldinger gilt als Puncheur, dem die Klassiker in Frankreich und Belgien liegen sollten. Bei der elftägigen Tour de Martinique fuhr Baldinger in den beiden Einzelzeitfahren jeweils in die Top Five und gewann zwei nationale Rennen in Frankreich gegen starke Amateur-Konkurrenz.

Die Fahrer vom Team MYVELO im Trainingslager auf Teneriffa. Foto: Team MYVELO

Benedikt Helbig: Nachdem der 29-Jährige die letzten Jahre für die Amateurteams Magnesium Pur, Embrace The World und Sportforum p/b MyFitness fuhr, gelang ihm nun der späte Schritt in den KT-Bereich. Seine Stärken hat Helbig im Einzelzeitfahren, was er mit Rang 15 bei der Profi-DM im Zeitfahren unterstrich, wo er einige WorldTour-Profis hinter sich ließ. Außerdem war er wichtiger Bestandteil beim Sieg seiner Equipe bei der DM im Mannschaftszeitfahren 2023 und gewann den Kampf gegen die Uhr bei der Oder-Rundfahrt.

Fabian Huber: Der 32-Jährige hat eine ähnliche Biografie wie Augustin - auch er war bis 2009 erfolgreicher Junior, hing dann das Rad an den Nagel und gründete mit Augustin die Radmarke MYVELO. Auch für ihn ist 2024 seine erste KT-Saison und die Rückkehr in den ambitionierten Radsport nach 15 Jahren Pause. Huber fungiert auch als Hauptsponsor sowie Teamchef und hat seine Stärken am Berg.

Janne John: Der 19-Jährige, der in seine erste U23-Saison geht, ist der jüngste Fahrer im Aufgebot. Neben dem Radsport absolviert der Berliner noch eine Ausbildung bei MYVELO. Aber nicht nur im Betrieb, sondern vor allem auf der Strecke bei U23-Rennen gilt John als Hoffnungsträger. In welche Richtung als Fahrertyp er sich entwickeln wird, ist noch offen.

Georg Krause: Nur einen Monat älter als John ist der ebenfalls 19-jährige Krause. Der Dresdner kommt aus dem Mountainbike-Sport und gilt als besonnener Sportler, der aber viel PS auf die Straße bringt.

Miron Lipp: Der 22-Jährige kommt ebenfalls vom Mountainbike, bestritt aber schon die Saison 2023 für das Development-Team von Bike Aid auf der Straße. Nun folgt für Lipp der nächste Schritt zu einem Kontinental-Team. Seine Stärken kann er bei schweren Rennen mit vielen Anstiegen ausspielen. Bereit für die ersten UCI-Rennen der Saison: Die Fahrer vom neuen KT-Team MYVELO. Foto: Team MYVELO

 Timon Loderer: Mit bereits sieben Jahren im KT-Bereich ist der 32-Jährige der erfahrenste Fahrer im Aufgebot und soll die Equipe in den Rennen führen. Für Loderer wird es die erste Saison für ein deutsches KT-Team sein, nachdem er die letzten sieben Jahre in Österreich verbrachte. Loderer gilt als Taktikfuchs und endschneller Puncheur. Seine besten UCI-Ergebnisse fuhr er mit sechsten Plätzen beim GP Slovakia (1.2/ 2017) und dem GP Vipava Valley (1.2/ 2022) ein. Außerdem wurde er Vizemeister bei der Berg-DM 2021 und Gesamtzweiter der österreichischen Rad-Bundesliga 2022.

Jack Morrissey: Mit 21 Jahren geht Morrissey in seine letzte U23-Saison, die zugleich seine erste auf KT-Niveau sein wird. Bisher fuhr der gute Kletterer für die Amateur-Equipe Stuttgart-Vaihingen, für die er in der vergangenen Saison das Bundesliga-Rennen auf dem Nürburging gewinnen konnte.

Maximilian Müller: Der 23-Jährige bestritt im Vorjahr seine erste KT-Saison für das damals neue Team Storck - Metropol Cycling. Bei seinen UCI-Einsätzen konnte der Sprinter noch nicht auf sich aufmerksam machen, bei MYVELO will er nun durchstarten.

Jakob Schmidt: Die letzten beiden Saisons fuhr der wegen seiner Größe "Leuchte" genannte Schmidt für das Team P&S Benotti und konnte dort erste Erfahrungen auf KT-Niveau sammeln. Der 22-Jährige, der in diesem Winter der U23 entwuchs, gilt als guter Rouleur und kommt trotz seiner Größe ordentlich die Berge hoch. Im Jahr 2022 konnte er mit Rang 14 bei der Bulgarien-Rundfahrt (2.2) und Rang 13 beim Memorial Henryka Lasaka (1.2) auch international ordentliche Ergebnisse erzielen. 2023 wurde er häufig durch Verletzungen zurückgeworfen.

RSN-Prognose: Auf dem Papier ist MYVELO Pro Cycling eine Mannschaft der Unbekannten, die im KT-Bereich viel Lehrgeld zahlen könnte. Sollten die Fahrer allerdings das nach Leistungsmessung attestierte Potential auf die Straße bringen können, so wird die eine oder andere sportliche Überraschung möglich sein.

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