Nach vergeblichem Versuch, Pogacar zu folgen

O’Connor “muss jetzt die Konsequenzen tragen“

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "O’Connor “muss jetzt die Konsequenzen tragen“"
Ben O´Connor (Decathlon - AG2R La Mondiale) hat sich auf der 2. Etappe des Giro d´Italia am Hinterrad von Tadej Pogacar übernommen. | Foto: Cor Vos

06.05.2024  |  (rsn) – Wenn Ben O’Connor (Decathlon – AG2R La Mondiale) in diesem Jahr irgendwo an den Start ging, war es meistens von Erfolg gekrönt. Auf seinen Sieg bei seinem Saisonauftakt bei der Murcia-Rundfahrt (1.1) folgten Rang zwei in der Gesamtwertung der UAE Tour (2.UWT) und Platz fünf bei Tirreno-Adriatico (2.UWT). Jüngst gesellte sich bei der Tour of the Alps (2.Pro) nochmal ein zweiter Platz in der Endabrechnung dazu. Auf der 2. Etappe des Giro dürfte das jedoch dazu geführt haben, dass sich der Australier etwas übernahm.

Im Schlussanstieg hinauf zur Wallfahrtskirche am Oropa versuchte der 28-Jährige, dem späteren Etappensieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) zu folgen. Der Slowene, ohnehin von allen Seiten als haushoher und im Grunde einziger Favorit auf den Gesamtsieg tituliert, war gestern zudem vielleicht noch mit ein klein wenig Wut im Bauch unterwegs. Nicht nur wegen des kleinen Sturzes vor Beginn des letzten Berges, sondern viel mehr ob der – sehr seltenen – verpassten Chance am Vortag, den Giro vom ersten bis zum letzten Tag in Rosa zu fahren. Nachdem dieser möglicherweise insgeheim gehegte Traum schnell geplatzt war, dürfte Pogacar wenig Interesse an Gesellschaft im Schlussanstieg gehabt haben.

Geraint Thomas (Ineos Greandiers) war das früh klar. Der Waliser versuchte gar nicht erst, die Attacke Pogacars mitzugehen. O’Connor hingegen, der vor dem Giro angekündigt hatte, auf Augenhöhe mit dem 25-Jährigen fahren zu wollen und den Gesamtsieg nicht schon vor dem Start abschreiben wollte, blieb nur ein paar hundert Meter rund vier Kilometer vor dem Gipfel an dessen Hinterrad. Dafür musste er danach teuer bezahlen. "Ich wollte versuchen, ‘Pogi‘ zu folgen. Es war eine Art Ziel, weil ich mich so gut fühlte, also war es einen Versuch wert", sagte O'Connor später am Mannschaftsbus seines Teams gegenüber cyclingnews.com. “Aber vielleicht war es ein bisschen zu lang, und ich musste später im Rennen die Konsequenzen dafür tragen."

O’Connor: “Habe einen Fehler gemacht und hoffentlich daraus gelernt“

O’Connor wurde, nachdem er nichts mehr zuzusetzen hatte, noch bis auf Platz 13 durchgereicht und verlor glatt eine Minute auf Pogacar. Und gut eine halbe auf Thomas und Daniel Felipe Martinez (Bora-hansgrohe), die sich im Rennverlauf als seine eigentlichen Konkurrenten herausstellen dürften. Doch es könnte noch ein bisschen dauern, bis der Australier das wirklich verinnerlicht hat. "Bei jeder Etappe geht es darum, der Schnellste im Ziel zu sein, nicht der Schnellste, der dem großen ‘Pogi‘ folgt", sagte er noch immer kämpferisch, ehe sich doch ein wenig Weisheit in seine Worte mischte.

"Man muss sich höhere Maßstäbe setzen, als umsonst Zeit zu verlieren, weil man einfach nicht so intelligent ist. Ich habe heute einen kleinen Fehler gemacht. Hoffentlich habe ich daraus gelernt und werde versuchen, diesen Fehler nicht mehr zu machen." Es sei noch ein langer Weg, bis in Rom die letzte Gesamtwertung dieses Giros geschrieben werde. “Und es gibt bereits Jungs, die aus dem Rennen um die Gesamtwertung heraus sind", so O’Connor, der damit auf Nairo Quintana (Movistar) anspielen könnte, der bereits mehr als sechseinhalb Minuten Rückstand hat. "Ich denke, dass auf der Etappe nach Livigno (15. Etappe) die Abstände mehrere Minuten betragen werden, also ist das vielleicht nicht die größte Sache der Welt. Aber am Anfang des Rennens will man nie 30 Sekunden verlieren.

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