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16.05.2024 | (rsn) – Einen grandiosen Comeback-Sieg feierte Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step) auf der welligen 12. Etappe des Giro d’Italia zwischen Martinsicuro und Fano. Nach schwierigen Jahren mit schweren Stürzen und weiteren Rückschlägen gelang dem zweimaligen Weltmeister der erste Grand-Tour-Etappensieg seit 2021. Zudem komplettierte er nach sechs Tageserfolgen bei der Tour und einem bei der Vuelta seineSammlung an Grand-Tour-Etappensiegen.
Alaphilippe beendete die 193 Kilometer lange und turbulente Etappe als Solist 31 Sekunden vor Auftaktsieger Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) und Quentin Hermans (Alpecin – Deceuninck / +0:32). Dahinter folgten Michael Valgren (EF Education – Easypost / +0:43) und Christian Scaroni (Astana Qazaqstan / +0:43), die ebenfalls in der Gruppe des Tages dabei gewesen waren. Das deziminierte Feld mit den Klassementfahrern erreichte das Ziel 5:25 Minuten hinter dem Sieger. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) verteidigte problemlos sein Rosa Trikot.
Vier Bergwertungen der 4. Kategorie standen im Tagesprofil, dazu viele weitere nicht-kategorisierte Hügel – ein Tag für Puncheurs und Ausreißer. Und entsprechend umkämpft war die erste Etappenhälfte mit zahllosen Angriffen, ehe sich schließlich 38 Fahrer aus dem Feld absetzen konnten. Frühzeitig machten sich Alaphilippe und Mirco Maestri (Team Kometa Polti) aus dieser Gruppe davon und setzten zu einer insgesamt 125 Kilometer langen Flucht an.
“Ich habe das nicht geplant, weil ich eigentlich eine große Gruppe erwartet hatte. Ich möchte meinen Teamkollegen danken, die die ersten 60 Kilometer kontrolliert haben. Ich bin dann in die Gruppe gekommen, zuerst in der großen, dann mit Maestri in einer kleinen – er war unglaublich und hätte den Sieg auch verdient gehabt. Wir haben gut zusammengearbeitet. Ich habe immer an den Sieg geglaubt, musste aber bis zum letzten Kilometer Vollgas geben. Es war mein Traum hier eine Etappe zu gewinnen, nun habe ich es geschafft. Dieser Sieg tut mir gut und er ist für meine Frau und meine Kinder. Ich bin echt glücklich“, so Alaphilippe, der bei seiner Giro-Premiere auf Anhieb eine Etappe gewann, im Siegerinterview.
“Es war eine etwas unangenehme Situation, als sie plötzlich zu zweit da vorne waren. Aber er wollte es durchziehen und mit den vielen Fahrern dahinter war es nicht einfach. Er hatte einen guten Begleiter, sie haben super zusammengearbeitet und es war unglaublich was Julian gemacht hat“, ergänzte Geert van Bondt, Sportlicher Leiter bei Soudal – Quick-Step.
In der Gesamtwertung gab es auf den vorderen Positionen keine Veränderungen. Pogacar liegt weiterhin 2:40 Minuten vor Daniel Martinez (Bora – hansgrohe). Es folgen Geraint Thomas (Ineos Grenadiers / +2:56) und Ben O’Connor (Decathlon - AG2R La Mondiale / +3:39). Führender der Nachwuchswertung bleibt Antonio Tiberi (Bahrain Victorious). In der Bergwertung führt weiterhin ebenfalls Pogacar, in der Punktewertung liegt Jonathan Milan (Lidl – Trek) vorne.
Ständige Attacken, Gruppenbildungen und Einholungen: Die Anfangsphase der Etappe war spektakulär, schnell und chaotisch. Zunächst löste sich eine Dreiergruppe mit Matteo Trentin (Tudor), Enzo Paleni (Groupama – FDJ) und Roel van Sintmaartensdijk (Intermarché – Wanty), die sich einige Zeit an der Spitze hielt, während dahinter weiter Angriffswelle auf Angriffswelle folgte. Die erste Rennstunde wurde mit einem Schnitt von 50 km/h absolviert.
Nach rund 50 Kilometern setzten sich dann immer mehr Fahrer ab, so dass sich letztlich eine 38-köpfige Spitzengruppe bildete, die alsbald jedoch in mehrere Teile zerfiel. Einzig das deutsche Team Bora – hansgrohe war nicht in der Fluchtgruppe vertreten.
Nach rund 70 Kilometern griffen dann Alaphilippe und Maestri an einer Welle aus der Fluchtgruppe an und bauten einen Vorsprung von etwas über einer Minute auf. Der Italiener gewann in der Folge die ersten beiden Bergwertungen nach 93 Kilometern in Osimo (4. Kat.) und nach 126 Kilometern in Monsano (4. Kategorie).
Hinter dem Führungsduo bildete sich eine Verfolgergruppe um Narvaez und Hermans, Christian Scaroni (Astana), Benjamin Thomas (Cofidis), Michael Valgren (EF Education Easypost), Dion Smith (Intermarché – Wanty), Simon Clarke (Israel – Premier Tech), Gijs Leemreize (dsm – firmenich – PostNL) und Trentin, die zunächst jedoch den Rückstand nicht unter eine Minute reduzieren konnte.
Zu einer dritten Gruppe gehörten unter anderem Filippo Ganna (Ineos), Tobias Bayer (Alpecin - Deceuninck), Jasha Sütterlin (Bahrain Victorious), Aurélien Paret-Peintre (Decathlon AG2R La Mondiale), Nairo Quintana (Movistar) Domenico Pozzovivo (VF Group – Bardiani CSF – Faizan) sowie Jan Hirt (Soudal – Quick-Step), der auf Rang elf im Klassement vor der Etappe 5:57 Minuten an Rückstand aufwies – und mit Teamkollege Mauri Vansevenant entsprechend ein Interesse daran hatte, das Tempo hochzuhalten. Zeitweise verbesserte sich der Tscheche virtuell auf Platz vier der Gesamtwertung. Im Kampf um den Tagessieg lag die dritte Gruppe aber frühzeitig mit über drei Minuten hinter der Spitze
Das Streckenprofil der 12. Etappe des Giro d‘Italia | Foto: Veranstalter
Im dritten Anstieg in Ostra (4. Kat.) nach 138 Kilometer zeigte sich erstmals, dass Alaphilippe der deutlich stärkere Fahrer aus dem Führungsduo war, da Maestri Probleme hatte, dem Franzosen zu folgen. Die letzte Bergwertung in La Croce (4. Kategorie) ging allerdings an Maestri. 40 Kilometer vor dem Ziel betrug der Vorsprung der beiden weiterhin über einer Minute. Doch dann sank der Abstand zu den Verfolgern allmählich bis auf 40 Sekunden.
Im Feld drückte Bahrain Victorious in der Schlussphase aufs Tempo und holte damit 20 Kilometer vor dem Ziel die zweite Verfolgergruppe um Hirt und Ganna wieder ein. Der Rückstand zur Spitze betrug zu diesem Zeitpunkt allerdings sechs Minuten. Die letzte Hürde des Tages war der nicht-kategorisierte Anstieg Monte Giove, in dem sich Alalphilippe elf Kilometer vor dem Ziel seinen Begleiter Maestri mit einer entschlossenen Tempoverschärfung distanzierte.
Aus der Verfolgergruppe zogen kurz daraus auch Narvaez und Hermans am Italiener vorbei – doch die Lücke zu Alaphilippe konnten beide auf den letzten zehn Kilometern nicht mehr schließen. Dem Franzosen war der Etappensieg nicht mehr zu nehmen. Die Favoriten verzichteten am Monte Giove auf Attacken und fuhren mit kontrolliertem Tempo ins Ziel.
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