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05.06.2024 | (rsn) – Das erste und einzige Kräftemessen zwischen Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Primoz Roglic (Bora – hansgrohe) auf dem Zeitfahrrad in Vorbereitung auf die Tour de France (2.UWT) ist am Mittwoch beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) klar an den Weltmeister aus Belgien gegangen. Evenepoel entschied den Kampf gegen die Uhr auf der 4. Etappe für sich, während Roglic hinter Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) Dritter wurde. Ein gutes Ergebnis war das einerseits, andererseits aber büßte der Slowene auf den 34,4 Kilometern zwischen Saint-Germain-Laval und Neulise bereits 39 Sekunden gegenüber Evenepoel ein.
Im Ziel gab er sich gegenüber den Journalisten vor Ort dennoch als entspannter, zufriedener Verlierer. Roglic lächelte viel und war regelrecht zu Scherzen aufgelegt. "Ich bin happy. Ich bin auf dem Rad geblieben, es ist also schon eine ordentliche Verbesserung im Vergleich zu gestern", sagte er mit Blick auf seinen Sturz in der Anfangsphase der 3. Etappe, der ihn am Mittwoch aber "nicht wirklich" beeinträchtigt habe.
26 der 39 Sekunden Rückstand handelte sich Roglic schon auf dem sehr schnellen ersten Drittel des Zeitfahrens ein. Nur vier weitere Sekunden kamen im langen Mittelteil mit zwei jeweils rund 2,5 Kilometer langen Steigungen hinzu – und neun Sekunden auf den weiter leicht ansteigenden bis welligen letzten zehn Kilometern. Davon dass er taktisch daneben gegriffen haben könnte, indem er bewusst langsamer angegangen sei, wollte Roglic aber nichts wissen.
"Ich versuche immer Vollgas zu starten, aber schaffe es fast nie. Ich bin immer am Ende besser", sagte er und lachte einmal mehr: "Glücklicherweise zählt die Zeit im Ziel und nicht an der ersten Zwischenzeit." Wobei: Mit den 26 Sekunden Rückstand nach zehn Kilometern wäre der Slowene wohl doch glücklicher gewesen, als mit den 39 im Ziel. Es war ja nicht so, dass er am Ende aufgeholt hätte – er war nur weniger langsamer.
Dass Roglic im Zeitfahren gegen Evenepoel Zeit verlieren würde, überraschte auf der anderen Seite auch nicht. Denn erstens ist der Belgier amtierender Weltmeister in der Spezialdisziplin, und zweitens ist Evenepoel auch mit seinem Specialized-Material schon besser vertraut, als Roglic. Der Belgier fährt schon seit Junioren-Jahren auf diesem Material, Roglic erst seit dieser Saison. Dass das eine Rolle spielt, bestätigte auch der Bora-Kapitän selbst: "Es ist eine ganz schöne Veränderung und das heute war mein erstes richtiges Zeitfahren. Das im Baskenland war ja mehr ein Prolog", so Roglic, der aber trotzdem nochmal betonte: "Aber ich bin definitiv happy!"
"Das war heute erst der Anfang. Morgen kommt noch eine, wie ich sagen würde, leichtere Etappe. Aber dann kommt das Finale…", blickte der Giro-Sieger von 2023 bereits voraus. Er scheint zu hoffen, dass er Evenepoel am Berg schlagen könnte – auch wenn er noch nicht in Top-Form sei. "Ich habe einiges an Training reingeholt, aber ich bin hier definitiv nicht in meiner besten Verfassung. Das ist Teil davon und ich denke es ist immer noch besser, hier Rennen zu fahren, als zu trainieren. Diese Dinge hier kann man im Training so nicht machen und ich brauche das auf jeden Fall", erklärte er.
Der Kampf gegen die Uhr beim Critérium du Dauphiné ist jedes Jahr auch eine wichtige Standortbestimmung mit Blick auf die bei der Tour de France im Juli anstehenden Zeitfahren. In diesem Jahr gibt es bei der Frankreich-Rundfahrt zwei davon: Die 7. Etappe ist 25,3 Kilometer lang und weitgehend flach, mit nur einer kürzeren Steigung etwa zur Rennmitte. Die 21. Etappe von Monaco nach Nizza am Schlusstag dagegen beginnt gleich mit einem 8 Kilometer langen Anstieg bei 5 Prozent nach La Turbie und führt anschließend noch über den Col d'Eze, ist also deutlich schwerer.
Deshalb wollte auch Roglic auf Nachfrage aus der Niederlage am Mittwoch in Neulise nichts in Richtung Tour de France ableiten. "Es war sicher ein etwas anderes Zeitfahren als bei der Tour. Ich meine: Das letzte dort ist kaum wie das hier. Das erste ein bisschen, aber zehn Kilometer kürzer", meinte er und wiederholte auch dann noch einmal seinen betonten Optimismus: "Ich bin happy heute, und wie gesagt: Ich bin auf zwei Rädern ins Ziel gekommen, es geht bergauf."