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08.06.2024 | (rsn) – Zumindest in der Öffentlichkeit gibt sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick Step) weiter gelassen. Auch, nachdem der Belgier auf der 7. Etappe der Dauphiné-Rundfahrt im Schlussanstieg nach Samoens 1600 schon sieben Kilometer vor dem Ziel aus der Gruppe der Klassementfahrer zurückfiel, sah er keinen Grund zur Sorge. 1:46 Minuten Rückstand auf Etappensieger Primoz Roglic (Bora – hansgrohe) und Matteo Jorgenson, der bei der Tour wohl in die Kapitänsrolle bei Visma – Lease a Bike schlüpfen dürfte, sollte Titelverteidiger Jonas Vingegaard nicht starten können.
Vielmehr als ein Schulterzucken ruft der Abstand bei Evenepoel aber nicht hervor. “Die Form ist einfach noch nicht da“, stellte der Zeitfahr-Weltmeister, der den Kampf gegen die Uhr auf der 4. Etappe noch relativ souverän für sich entscheiden konnte, am Eurosport-Mikrofon lapidar fest. Doch es beunruhigt den 24-Jährigen, der nur auf Rang 13 ins Ziel kam, nicht. “Ich habe heute Morgen damit gerechnet. Im letzten Tal, 25 Kilometer vor dem Ziel, habe ich dem Team gesagt, dass ich mich nicht gut genug fühle und mein eigenes Tempo fahren werde, wenn es zu schwer wird.“
Seine Worte gleichen dabei denen vom Vortag, als Evenepoel erstmals im Schlussanstieg Zeit auf Roglic verlor. Da hielt sich der Verlust allerdings noch in Grenzen. Am Collet d’Allevard verlor er 42 Sekunden, nun kam noch eine weitere Minute dazu. In der Gesamtwertung ist er auf Rang sechs abgerutscht. “Die Ergebnisse sind nicht da, aber jeder weiß, dass ich hier war, um zu versuchen, das Zeitfahren zu gewinnen und in den Bergen so lange wie möglich durchzuhalten, um mich zu testen. Genau das ist heute passiert."
Der Blick nach vorne Richtung Tour de France sorgt dabei keinesfalls für Sorgenfalten auf der Stirn des jungen Belgiers. "Bei solchen Ankünften muss man hundertprozentig fit sein, um seine Leistung zu bringen. Es ist eine Steigung, die nicht lügt. Ich denke, es ist klar, dass es noch einiges zu tun gibt. Aber es ist noch etwas Zeit."
Fast noch erstaunlicher als die Gelassenheit Evenepoels ist, dass er sich damit auf der gleichen Wellenlänge befindet wie sein Teamchef Patrick Lefevere. Der 69-Jährige, der bekannt dafür ist, schnell und hart auszuteilen, wenn die Leistung seiner Fahrer nicht passt – bestes Beispiel war zuletzt Julian Alaphilippe – schlug sich in seiner Kolumne für Het Nieuwsblad vor der Etappe auf die Seite seines Schützlings. “Ich habe schon vor der Dauphiné gesagt: Unsere Fahrer müssen Ende Juni beim Start der Tour topfit sein. Sollte Remco jetzt schon in Bestform sein, haben wir ein Problem. Dann müsste er das noch sechs Wochen lang halten. Und am besten noch ein bisschen länger, denn die Olympischen Spiele sind natürlich auch ein Ziel“, schrieb er dort.
Zugleich erklärte Lefevere, was einer der Gründe dafür ist, warum es bei Evenepoel zwar schon im Zeitfahren läuft, am Berg aber noch nicht. “Was das Gewicht angeht, ist Remco zum Beispiel noch nicht auf Tour-Niveau. Er muss noch ein oder anderthalb Kilo abnehmen, was bei ihm normalerweise problemlos geht.“ Der richtige Ort wäre dafür das Höhentrainingslager in den Alpen, dass das Tour-Team von Soudal – Quick-Step im Anschluss an die Dauphiné in Isola 2000 plant. “Dort werden wir an den letzten Prozenten arbeiten“, so Lefevere.