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03.08.2024 | (rsn) - Bei den Olympischen Spielen von Paris konnte zum zweiten Mal niemand Remco Evenepoel das Wasser reichen. Mit vielen Tempoverschärfungen auf den letzten 25 Kilometern setzte sich der Belgier sich von seinen Konkurrenten ab und holte sich nach insgesamt 273 Kilometern des Straßenrennens am Fuße des Eiffelturms mit über einer Minute Vorsprung überlegen die Goldmedaille.
Der 24-jährige Evenepoel ist damit der erste Radfahrer der Geschichte, der bei Olympischen Spielen desselben Jahres Gold im Zeitfahren und im Straßenrennen einfuhr. Der Franzose Valentin Madouas holte sich Silber und auch die Bronzemedaille ging an die Gastgeber: Christophe Laporte setzte sich im Sprint von insgesamt acht Fahrern durch und komplettierte das Podium.
“Schau dir das an“, sagte Evenepoel, während er auf den Eiffelturm zeigte. “Was ist das für ein Ort, um dieses Rennen zu gewinnen. Wenn ich ehrlich bin, wurde mir fast schlecht von den Anstrengungen heute. Es war ein unglaublich harter Tag. Ich bin so stolz, heute gewonnen und als Erster das Double geschafft zu haben. Das ist Sportgeschichte“, zeigte sich der 24-jährige Belgier überglücklich. Er ist damit auch der jüngste Straßenolympiasieger aller Zeiten.
Auch für Frankreich bedeutete dieses Ergebnis Olympiageschichte, denn die Grande Nation musste auf Medaillen im Straßenrennen 68 Jahre lang warten. Arnaud Geyre holte zuletzt 1956 in Melbourne Silber.
Dahinter reihten sich auf Platz vier und fünf Attila Valter (Ungarn) und Toms Skujins (Lettland) ein. Der Österreicher Marco Haller schrieb Geschichte. Er sprintete als Sechster unmittelbar vor Stefan Küng (Schweiz) das beste Ergebnis eines deutschsprachigen Fahrers ein und sorgte so für das beste Resultat eines Österreichers in der Olympischen Geschichte des Straßenradsports.
“Bis hundert Meter vor dem Ziel war Bronze greifbar nah. Es ist dann blöd gelaufen, weil da noch eine Gruppe von hinten herankam“, sagte der 33-jährige Kärntner gegenüber RSN. “Alaphilippe hat mir in der letzten Kurve die Tür zugemacht, ich hatte dann einen zu schweren Gang drauf und Laporte einen super Sprint hingelegt.“, fügte er an.
Für Nils Politt sah es ganz lange auch sehr gut aus und er fuhr um eine Medaille mit. Er musste laut RSN-Informationen dann aber die Toilette aufsuchen und kam als 70. ins Ziel. "Ich war in der richtigen Gruppe , hatte gute Beine, aber von jetzt auf gleich fingen die Magenprobleme an. Da ging dann nicht mehr, ich bin sehr enttäuscht", schilderte er laut BDR seine Probleme. Maximilian Schachmann holte mit Platz 28 allerdings noch eine Top 30 Platzierung.
Das Olympische Straßenrennen wurde um 11:00 Uhr pünktlich am Fuße des Eiffelturms gestartet. Bei idealen Wetterbedingungen von circa 20 Grad und einem leichten Wind setzten sich zu Beginn fünf Außenseiter vom Feld ab. Christopher Rougier-Lagane (Mauritius), Thanakhan Chaiyasombat (Thailand), Eric Manizabayo (Ruanda), Charles Kagimu (Uganda) und Achraf Ed Doghmy (Marokko) konnten schnell über sechs Minuten auf das Peloton herausfahren.
Der Marokkaner hatte am zweiten Berg des Tages , der Cote de Saint-Germain-en-Laye, allerdings Probleme und musste früh reißen lassen. Das Feld ließ den Vorsprung auf über sieben Minuten aufgehen, hatte aber scheinbar alles im Griff, da die Qualität der Ausreißer doch überschaubar war.
Das Streckenprofil des Olympischen Straßenrennens | Foto: Veranstalter
Ed Doghmy konnte in weiterer Folge wieder den Anschluss an die Spitze finden und das Peloton reduzierte das Tempo stark. Der Vorsprung der Spitzengruppe wuchs auf maximal 12 Minuten an. Zu diesem Zeitpunkt glich der Wettkampf eher einer Sonntagsausfahrt als einem Olympiarennen. Doch dann hatten vier Fahrer im Feld genug davon und attackierten. Ryan Mullen (Irland), Georgios Bouglas (Griechenland), Gleb Syritsa (neutraler Athlet) und Elia Viviani (Italien) setzten sich ab.
Das Peloton fuhr weiter ruhig und hatte 190 Kilometer vor dem Ende bereits 14 Minuten Rückstand auf die Spitzengruppe. Die Verfolgergruppe konnte schnell einige Minuten auf das Hauptfeld herausfahren und versuchten die Spitze des Rennens zu erreichen.
Bei noch 175 Kilometer zu fahrenden Kilometern übernahmen mit Mikkel Bjerg (Dänemark), Daan Hoole (Niederlande) und Tiesj Benoot (Belgien) - die Helfer der großen Nationen - die Tempoarbeit im Feld und verringerten den Rückstand auf die beiden Gruppen davor. Langsam, aber stetig wurde der Abstand verkürzt. Auch die Verfolgergruppe verlor einige Sekunden auf das Peloton. 150 Kilometer vor dem Ende hatte das Spitzenquintett nur noch sechs Minuten Vorsprung auf die Verfolger. Das Hauptfeld lag 8:30 Minuten zurück.
Noch vor Halbzeit des Rennens musste Syritsa abreißen lassen. 130 Kilometer vor dem Ziel hatte die Führungsgruppe lediglich fünf Minuten Vorsprung auf das Peloton. Die Verfolger hatten es bereits auf zwei Minuten an die Gruppe herangeschafft. Der Zusammenschluss der beiden Ausreißergruppen erfolgte dann acht Kilometer später. Das Peloton, welches weiter von den Mannschaften aus Belgien, Dänemark und den Niederlanden angeführt wurde, lag zu diesem Zeitpunkt drei Minuten dahinter.
Die Spitzengruppe verkleinerte sich schnell auf fünf Fahrer. Manizabayo, Ed Doghmy und Chaiyasombat konnten dem Tempo nicht mehr folgen und wurden bald vom Feld geschluckt. Bei der Cote de Saint-Rémy-lès-Chevreuse mussten auch Bouglas, Kagimu und Rougier-Lagane reißen lassen. Damit lagen nur noch Viviani und Mullen in Front.
Aus dem Peloton konnten sich allerdings Ben Healy (Irland) und Alexey Lutsenko (Kasachstan) absetzen. Sie versuchten darauf hin den Anschluss an die Spitzengruppe zu schaffen. Dies gelang zunächst nicht. Erst als Viviani an der Cote de Bièvres zurückfiel, bildete sich eine neue Spitzengruppe mit Mullen, Healy und Lutsenko. Das Peloton lag zu diesem Zeitpunkt 75 Kilometer vor dem Ziel nur zehn Sekunden zurück. Für Mullen ging es kurz danach zu schnell. Lutsenko und Healy bauten ihren Vorsprung anschließend wieder aus.
Knapp 60 Kilometer vor dem Ziel hagelte es Attacken. Daraus folgend konnte sich eine Verfolgergruppe mit sieben Fahrern vom Feld absetzen. Mit dabei waren Valentin Madouas (Frankreich), Fred Wright (Großbritannien), Nils Politt (Deutschland), Marco Haller (Österreich), Michael Woods (Kanada), Jambaljamts Sainbayar (Monglei) und Stefan Küng (Schweiz).
Kurz darauf lag Healy allein in Front und bei der ersten Fahrt zum Montmartre attackierte Mathieu van der Poel (Niederlande) aus dem Peloton und konnte sich zunächst gemeinsam mit Wout Van Aert (Belgien) absetzen. Laporte, Matteo Jorgenson (USA) und Skujins konnten auch aufschließen. Die Gruppe wurde allerdings 38 Kilometer vor dem Ziel wieder vom Feld eingeholt.
Diesen Zusammenschluss nutzte Evenepoel für eine Attacke und konnte sehr schnell an die Verfolgergruppe heranfahren. 33 Kilometer vor dem Ziel wurde diese dann kleiner, als Politt, Woods, Wright und Lutsenko nichts mehr im Tank hatten. Es bildete sich in der Folge eine neue Spitzengruppe mit Evenepoel, Healy, Küng, Haller und Madouas.
Bei der zweiten Passage an der Cote de la butte Montmartre hatten Küng und Haller zum ersten Mal Probleme, konnten aber wieder den Anschluss finden. Hinten versuchte es erneut van der Poel mit van Aert, aber die Attacke blieb ohne Erfolg. 25 Kilometer vor dem Ziel erhöhte Evenepoel weiter das Tempo und nur noch Madouas konnte ihm folgen. Healy, Küng und Haller lagen dahinter, mussten aber sehen, dass von hinten Laporte und Jorgenson heranstürmten, die 20 Kilometer vor dem Ende den Anschluss fanden.
Die finale Attacke zum Sieg setzte Evenepoel rund 15 Kilometer vor dem Ziel. Er fuhr daraufhin einen so großen Vorsprung heraus, dass nicht einmal mehr ein Defekt mit Radwechsel knapp vier Kilometer vor dem Ziel ihn aufhalten konnte. Mit über einer Minute Vorsprung gewann er am Fuße des Eiffelturms sein zweites Olympiagold. Dahinter rettete sich Madouas als Zweiter ins Ziel. Laporte gewann den Zielsprint um Bronze.
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