Landa büßt drei Minuten ein, O´Connor hält Rot

Berrade jubelt bei Kern-Pharma-Gala im Baskenland

Von Marc Zeiringer

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Urko Berrade (Equipo Kern Pharma) gewinnt die 18. Etappe der Vuelta a Espana. | Foto: Cor Vos

05.09.2024  |  (rsn) – Mit drei Fahrern in der am Ende nur noch zwölf Mann starken Spitzengruppe hat die spanische Equipo Kern Pharma der 79. Vuelta a Espana auf der 18. Etappe endgültig ihren Stempel aufgedrückt. Nachdem Pablo Castrillo bereits zwei Teilstücke der Spanien-Rundfahrt für sich entschieden hatte, jubelte im Naturpark von Izki im Baskenland diesmal Lokalmatador Urko Berrade. Der 26-Jährige aus Pamplona setzte sich 5,5 Kilometer vor dem Ziel aus der Spitzengruppe ab und fuhr von da an allein dem Sieg entgegen.

Vier Sekunden nach ihm spurtete Mauro Schmid (Jayco – AlUla) als Zweiter ins Ziel, mit Pau Miquel kam der zweite Kern-Pharma-Fahrer als Dritter über den Zielstrich. Er wurde von der Jury wegen seiner Fahrweise im Sprint aber distanziert und als Neunter gewertet, so dass Max Poole (dsm-firmenich – PostNL) Rang drei erbte und Aleksandr Vlasov (Red Bull – Bora – hansgrohe) Vierter wurde. Castrillo, der dritte Mann des spanischen ProTeams, fuhr hinter Oier Lazkano (Movistar), Ion Izagirre (Cofidis) und Mathias Vacek (Lidl – Trek) auf Rang acht. Steven Kruijswijk (Visma – Lease a Bike / + 0:11), Marc Soler (UAE Team Emirates / + 0:33) und Stefan Küng (Groupama – FDJ / + 0:51) fuhren auf die Plätze zehn, elf und zwölf.

"Das ist ein Traum, eine Etappe so nah an zuhause mit meiner Familie und meinen Freunden an der Strecke zu gewinnen. Nach dem schwersten Berg des Tages hatten wir noch einige Optionen vorne. Ich habe bis zur Ziellinie nicht mehr zurückgeschaut, bin einfach Vollgas gefahren. Als ich mich dann umgedreht habe, konnte ich es nicht glauben", zeigte sich der strahlende Sieger überglücklich.

Im Kampf ums Podium in der Gesamtwertung dieser Spanien-Rundfahrt erlebte Mikel Landa (Soudal – Quick-Step) einen Tiefschlag. Der Spanier verlor am Puerto de Herrera schon fast 50 Kilometer vor dem Ziel den Anschluss an die Favoritengruppe und war danach lange Zeit allein, bevor Unterstützung seiner Teamkollegen aus der ursprünglich fast 50-köpfigen Ausreißergruppe des Tages zu ihm zurückkam.

Landa büßte in einer Gruppe mit Sepp Kuss (Visma – Lease a Bike) und Adam Yates (UAE Team Emirates) schließlich 3:20 Minuten auf die anderen Podiumskandidaten ein und musste sich damit aus den Top 5 der Gesamtwertung verabschieden. Er ist nun Gesamtzehnter mit 5:38 Minuten Rückstand auf das Rote Trikot, das weiterhin Ben O'Connor (Decathlon – AG2R) besitzt.

Ganz an der Spitze der Vuelta gab es keine Veränderungen: O'Connor führt mit weiterhin fünf Sekunden Vorsprung auf Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) und 1:25 Minuten auf Enric Mas (Movistar). Richard Carapaz (EF Education – EasyPost / + 1:46) ist nach wie vor Gesamtvierter. Auf den fünften Gesamtrang rückte David Gaudu (Groupama – FDJ / + 3:48) vor, der fünf Sekunden vor Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) liegt.

Letzterer behauptete seine Führung in der Nachwuchswertung sieben Sekunden vor Mattias Skjelmose (Lidl – Trek) und 34 Sekunden vor Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe), die ebenfalls in der Favoritengruppe ins Ziel kamen. In der Punktewertung führt weiterhin Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) mit nun 226 Punkten jetzt vor Castrillo (115). Das Bergtrikot übernahm am Donnerstag Soler von seinem UAE-Teamkollegen Jay Vine. Der Spanier sammelte in der Spitzengruppe Punkte und hat nun deren 57 auf dem Konto, einen mehr als Vine. Castrillo ist mit 37 Zählern Dritter.

So lief die 18. Etappe der Vuelta a Espana:

Nach dem Start in der baskischen Hauptstadt Vitoria-Gasteiz wurden in der Anfangsphase zunächst viele Attacken vom Feld neutralisiert. Für eine kurze Zeit war das Feld aufgrund des hohen Tempos und heftigen Seitenwindes in vier Teile geteilt. Aus dieser Rennsituation bildete sich nach 45 Rennkilometern auch die Ausreißergruppe des Tages. Mit 42 Fahrern fiel die aber um einiges größer aus, als erwartet. Der beste in der Gesamtwertung mit an Bord der Spitzengruppe war Aleksandr Vlasov (Red Bull – Bora – hansgrohe) mit 23:52 Minuten Rückstand aufs Rote Trikot.

Weitere interessante Profis in der Fluchtgruppe waren der Vortagessieger Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) im Grünen Trikot, Marc Soler (UAE Team Emirates), Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) und die Deutschen Kim Heiduk (auch Ineos), Nico Denz (Red Bull – Bora – hansrgohe) und Jasha Sütterlin (Bahrain – Victorious).

Das Profil der 18. Etappe bei der Vuelta a Espana. | Grafik: Veranstalter

Die Gruppe fuhr einen Vorsprung von über drei Minuten heraus, musste dann aber wieder Zeit einbüßen, da die baskische Mannschaft Euskaltel – Esukadi das Tempo im Feld hochhielt. Sie hatten nämlich keinen Fahrer in der Spitzengruppe mit dabei. 100 Kilometer vor dem Ende, auf dem Weg zur ersten Bergwertung, versuchten mit Mikel Bizkarra und Gotzon Martin zwei Fahrer aus dem Team eine Attacke, um sich in die Spitzengruppe zu schieben. Auch Quentin Pacher (Groupama – FDJ), Carlos Canal (Movistar) und vier weitere Fahrer fuhren mit. Die Bergwertung am Alto de Rivas de Tereso gewann Soler vor Mauro Schmid (Jayco – AlUla) und Harold Tejada (Astana Qazaqstan).

Küng und Schmid mit Zwischen-Offensive

Kurze Zeit später setzten sich Schmid, Stefan Küng (Groupama – FDJ) und Matthias Vacek (Lidl – Trek) von der Spitzengruppe ab und bildeten ein neues Führungstrio. Das Feld nahm Tempo heraus und verlor schnell über sechs Minuten. Dazwischen lagen die große ehemalige Führungsgruppe und die neu formierten Verfolger mit acht Mann. Die neue Verfolgergruppe kam daraufhin nicht an die große Gruppe heran und brach nach und nach auseinander. Das Spitzentrio konnte 65 Kilometer vor dem Ende einen Vorsprung von einer Minute auf die Verfolger herausfahren. Das Peloton büßte weiter Zeit ein.

Zu Beginn des Anstiegs auf den Puerto Herrera verschärfte Mattia Cattaneo (Soudal – Quick-Step) das Tempo in der Verfolgergruppe, holte das Führungstrio ein und fuhr weiter von der Spitze. In Folge mussten viele Fahrer abreißen lassen und die Spitzengruppe wurde immer kleiner. Soler gewann auch diese Bergwertung vor Vlasov und Schmid.

Carapaz und EF bringen Landa ans und übers Limit

Zur selben Zeit hatte die Mannschaft EF Education – EasyPost das Tempo im Peloton verschärft und das Hauptfeld somit zum Explodieren gebracht. Mikel Landa (Soudal – Quick-Step) war der einzige der Gesamtklassementfahrer, der nach einer Carapaz-Attacke nicht mehr mitgehen konnte. Kurz vor der Bergwertung attackierte Carapaz erneut und brachte weitere Fahrer, so auch O’Connor in Schwierigkeiten. Im Gegensatz zu Landa kam O'Connor nach der Kuppe aber wieder heran. Zwei Helfer von Carapaz waren in der Abfahrt sofort bei ihm, um ihn zu unterstützen. Sie hatten sich aus der Spitzengruppe zurückfallen lassen.

An der Spitze des Rennens fuhr nun eine 13-köpfige Spitzengruppe den Etappensieg aus und im Kampf um Rot waren es zwölf Fahrer, die in der Gruppe um O'Connor, Roglic und Co. vertreten waren. Nur Landa hatte 25 Kilometer vor dem Ende in einer kleinen Gruppe keinen Helfer bei sich und bereits eineinhalb Minuten Rückstand auf seine Kontrahenten.

Berrade kontert Vorstoß von Kruijswijk mit Erfolg

Wenig später wurde die Gruppe um das Rote Trikot wieder größer, weil einige Fahrer aus der ehemaligen Spitzengruppe hierhin zurückkamen und sofort für ihre Teamkollegen arbeiteten. Erst später bekam auch Landa Helfer und auch Cattaneo wurde 13 Kilometer vor dem Ende schließlich aus der Spitzengruppe zurückbeordert. Seine Hilfe kam aber zu spät, denn der Rückstand Lands zum Roten Trikot ging auf über drei Minuten auf.

Zwölf Fahrer kämpften somit um den Etappensieg in Maeztu im Naturpark von Izki. Die erste Attacke setzte Vlasov, doch sechs Kilometer vor dem Ziel machte Kruijswijk ernst. Nur der Spanier Urko Berrade (Kern – Pharma) konnte ihm folgen. Berrade verschärfte daraufhin erneut das Tempo und konnte den Niederländer stehen lassen. Mit vier Sekunden Vorsprung gewann er schließlich vor den Verfolgern. Im Kampf um Rot wurde nicht mehr attackiert. Die Gruppe fuhr geschlossen ins Ziel. Nur Landa verlor viel Zeit.

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