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25.12.2024 | (rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Team Sunweb ihren ersten Profivertrag unterschrieb. Obwohl Koch erst 24 Jahre alt ist, zählt sie mittlerweile zu den arrivierten Profis im Peloton. Mit der Teilnahme an fünf Grand Tours weist sie eine Menge an Erfahrung auf, die sich in dieser Saison erstmals durch eine ganze Reihe von Top-Ergebnissen auszahlte.
"LOWs" nennt Koch Tiefpunkte in ihrem Sportjahr. Und davon gab es an 52 Renntagen kaum welche. Wenn überhaupt, wie sie im Gespräch mit radsport-news.com selbst überlegte, waren es die Ergebnisse aus den Frühjahrsrennen.
"Persönlich bin ich mit dem Verlauf der Frühjahrsklassiker gar nicht unzufrieden, aber als Team hatten wir uns doch durchaus mehr erwartet. Glücklicherweise konnten wir dann aber beim letzten großen Klassiker, Paris-Roubaix, mit dem dritten Platz von Pfeiffer (Georgi) doch noch ein Spitzenergebnis einfahren", fasste sie ihren ersten Rennblock des Jahres zusammen. ___STEADY_PAYWALL___
Ihr bestes Resultat im Frühjahr war Platz 28 bei der Miron Ronde van Drenthe (1.WWT), zuvor war sie schon im Januar beim australischen Eintagesrennen Women’s Down Under Criterium, das zwar durch WorldTeams besetzt, aber trotzdem kein UCI-Rennen ist, Sechste geworden. Nach einem zweimonatigen Trainingsblock ohne Rennen ging es für die Mettmannerin dann über die Ford RideLondon Classique (2.WWT) und die Tour of Britain (2.WWT) zu den Deutschen Straßenmeisterschaften nach Bad Dürrheim.
Koch hatte sich zu Rennbeginn vorgenommen, ruhig zu bleiben und abzuwarten. "Canyon - SRAM hat aber dann schnell versucht, das Rennen für Antonia Niedermaier hart zu machen, die ja bekanntlich eine sehr starke Bergfahrerin ist", gab Koch für RSN Einblicke in den Rennverlauf.
Bei der Weltmeisterschaft durfte Franziska Koch im Zeitfahren ran. | Foto: Cor Vos
"Als Liane (Lippert) dann im Finale am letzten Berg angriff und ein kleines Loch reißen konnte, fuhr ich mit Antonia über die Kuppe und wir konnten wieder zu ihr aufschließen. Nachdem wir uns dann im Finale gegenseitig attackiert hatten, bin ich von Position drei recht früh losgefahren und konnte Liane und Antonia damit im Sprint glücklicherweise überraschen. Ein sehr, sehr schöner Tag mit überwältigenden Emotionen, an den ich noch gerne zurückdenken werde“, fasste die in Girona lebende Sportlerin ihren ersten Titelgewinn bei der Elite zusammen.
Beflügelt durch den größten Erfolg ihrer Karriere fuhr Koch 14 Tage darauf einen starken Giro d’Italia, den sie auf der letzten Etappe mit einem dritten Tagesrang beenden konnte. Wiederum nur drei Wochen vergingen bis sie im Aufgebot für das Straßenrennen der Olympischen Spiele in Paris stand. "Ich bin stolz, dass ich bei Olympia dabei war, aber nach einem frühen Sturz konnte ich nicht mehr ins Renngeschehen eingreifen", schilderte sie recht nüchtern ihren ersten Olympia-Einsatz, den sie letztendlich mit 07:53 min Rückstand auf dem 40. Platz beendete.
So wie alle niederländischen Teams hatte sich auch die Equipe von Koch für den Start der Tour de France Femmes in der Heimat einiges vorgenommen. Mit Stolz blickte Koch nun auf die ersten Tage rund um Rotterdam zurück. "Der Beginn der Tour hätte nicht besser verlaufen können. Für uns als Team und auch für mich persönlich waren die ersten beiden Tage mit den Siegen und dem Gelben Trikot von Charlotte Kool ein einziger Traum", erinnerte sie sich.
Als letzte Anfahrerin im Lead-Out für Sprinterin Kool war sie maßgeblich an den Erfolgen beteiligt. Auch in den folgenden Tagen konnte sich die Mannschaft von Manager Iwan Spekenbrink wie gewohnt auf ihre deutsche Teamplayerin verlassen. Ungewöhnlich hingegen waren Kochs starke Auftritte am Berg.
Bei den Olympischen Spielen in Paris bildete Koch (rechts) eine Mannschaft mit Liane Lippert (links) und Antonia Niedermaier. | Foto: Cor Vos
Ein wenig überrascht war sie, wie sie selbst gegenüber RSN zugab, als sie bei der Tour bei einigen Etappen am Berg so stark mitfahren konnte. "Da bin ich auf Etappe 5 und 7 tatsächlich ein wenig über mich hinausgewachsen, als ich in diesem bergigen Terrain jeweils lange Zeit in der Spitzengruppe fuhr", meinte sie.
Nachdem Koch schon im Vorjahr ihre hervorragenden Zeitfahrqualitäten bei den Europa- und Weltmeisterschaften in der Mixed-Staffel jeweils mit dem Gewinn der Bronzemedaille zeigen konnte, setzte sich ihr Lauf bei den diesjährigen Titelkämpfen fort. Aktuelle Vize-Welt- und Europameisterin darf sie sich in dieser Disziplin nun nennen. Winzige 85 Hundertstelsekunden trennte das Sextett um Koch, Liane Lippert, Antonia Niedermaier, Marco Brenner, Miguel Heidemann und Maximilian Schachmann bei den Weltmeisterschaften in Zürich von der Goldmedaille, die an Australien ging.
Krönender Abschluss einer nahezu perfekten Saison war die Simac Ladies Tour, nach der die Deutsche Meisterin Mitte Oktober in die Winterpause ging. Ein neunter Platz im Auftaktzeitfahren ließ Koch alle Chancen auf ein gutes Resultat bei der sechstägigen Rundfahrt in den Niederlanden. Als sie dann auf der 4. Etappe in Ede mit Platz vier sogar ins Führungstrikot schlüpfte, war der Rundfahrtsieg greifbar nahe.
Bei der Simac Tour ging Koch im Gelben Trikot auf die Schlussetappe. | Foto: Cor Vos
Vor der letzten Etappe hatte sie fünf Sekunden Vorsprung auf Zoe Bäckstedt (Canyon - SRAM) und acht Sekunden auf Weltmeisterin Lotte Kopecky vom Team SD Worx-Protime. Kopecky gewann, holte sich damit zehn Bonussekunden und verwies Franziska Koch, die Achte wurde, im Gesamtklassement mit zwei Sekunden Vorsprung noch auf den zweiten Platz.
"Ich bin insgesamt mit meiner Saison super glücklich und konnte diese nochmal mit einem "High" bei der Simac Tour beenden", zeigte Koch sich versöhnlich über ihren knapp verpassten ersten Rundfahrtsieg in der WorldTour. "Ich wurde von meinem Team zum ersten Mal bei einer Rundfahrt als Leaderin eingesetzt und hoffe natürlich, dass sich diese Tendenz im kommenden Jahr fortsetzen wird", zeigte sich die Teamplayerin von dsm-firmenich - PostNL optimistisch.