Ganna verteidigt trotz Defekt Tirreno-Führung

Ausreißer Dversnes gibt van der Poel & Co. das Nachsehen

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Ausreißer Dversnes gibt van der Poel & Co. das Nachsehen"
Fredrik Dversnes (Uno-X Mobility) bejubelt seinen Etappensieg. | Foto: Cor Vos

14.03.2025  |  (rsn) – Lange sah es auf der 5. Etappe von Tirreno-Adriatico (2.UWT) so aus, als würden die Favoriten den Tagessieg unter sich ausmachen, doch letztendlich gab ihnen Ausreißer Fredrik Dversnes (Uno-X Mobility) doch noch das Nachsehen. Nach 205 Kilometern zwischen Ascoli Piceno und Pergola war er sieben Sekunden schneller im Ziel als Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck), der den Sprint des dezimierten Verfolgerfeldes vor Roger Adrià (Red Bull – Bora – hansgrohe) gewann. Vierter wurde Giulio Ciccone (Lidl – Trek) vor Alex Aranburu (Cofidis).

Spitzenreiter Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) konnte nicht am Sprint teilnehmen, er musste die Gruppe eingangs des letzten Kilometers wegen einer heruntergefallenen Kette ziehen lassen. Aufgrund der 3-Kilometer-Regel durfte der Italiener sein Blaues Trikot aber trotzdem behalten.

Für Dversnes war es der fünfte Profisieg in seiner vierten Saison als Berufsradfahrer. In der WorldTour war er noch nie erfolgreich – und auch dieses Mal schienen die Chancen für ihn schlecht. “Gib niemals auf – ganz klar!“, konterte er aber im Ziel-Interview und beschrieb damit die Attitüde, die ihm den Triumph ermöglichte. Denn die Favoriten hatten ihn zwischenzeitlich rund drei Kilometer vor dem Ziel fast eingeholt. Als sie dann aber begannen sich zu belauern, zog der 27-Jährige seinen Stiefel voll durch und gewann.

Mit sieben Kollegen hatte er kurz nach dem Start der Etappe die Gruppe des Tages geformt, doch da er im Klassement nur 1:22 Minuten zurücklag, hatte er sofort Zweifel am Erfolg seiner Mission. "Ich war nicht sicher, ob wir einen großen Vorsprung bekommen, weil ich in der Gesamtwertung noch nicht so weit zurücklag. Aber wir haben uns trotzdem abgesetzt und gut gearbeitet“, blickte Dversnes zurück. Im Finale hatte er gut zehn Kilometer vor Schluss noch vier Begleiter an seiner Seite.

“Im letzten Anstieg hat mir mein Sportdirektor das Kommando gegeben, all-In zu gehen – und glücklicherweise hat sich das als gut genug herausgestellt", bilanzierte der Sieger, der sich der anderen Ausreißer nach und nach entledigte und 9,5 Kilometer vor Schluss schließlich allein war. Doch hinter ihm näherte sich das Feld und so ging er nur mit kleinem Vorsprung in die Abfahrt zum Zielort. Den aber verteidigte er begünstigt von der Uneinigkeit hinter ihm.

"Bei der 1-Kilometer-Marke war noch mal ein steiler Kicker, deshalb war ich mir bis 500 Meter vor dem Ziel nicht sicher, ob es reicht – und umso glücklicher bin ich jetzt!", freute er sich. "Für mich bedeutet das alles! Das ist ganz sicher mein größter Sieg bisher und bei einem WorldTour-Rennen ganz oben zu stehen, da erfüllt sich ein Traum", fügte er abschließend an.

Im Gesamtklassement liegt Ganna weiter 22 Sekunden vor dem besten Nachwuchsfahrer Juan Ayuso (UAE – Emirates – XRG). Antonio Tiberi (Bahrain Victorious) bleibt sieben Sekunden dahinter Dritter. Michele Tarozzi (VF Group – Bardiani CSF – Faizanè) war Teil der Gruppe des Tages und baute so seine Führung in der Bergwertung aus. Jonathan Milan (Lidl – Trek) verteidigte das Punktetrikot.

So lief die 5. Etappe von Tirreno–Adriatico:

Kurz nach dem Start fuhren Gal Glivar, Xandro Meurisse (beide Alpecin – Deceuninck), Paul Ourselin (Cofidis), Dries de Bondt (Decathlon – AG2R La Mondiale), Francisco Munoz (Polti – VisitMalta), Dversnes und Tarozzi dem Feld davon. Ihr Maximalvorsprung betrug knapp sieben Minuten und erst mit noch 80 zu fahrenden Kilometern wurde der Abstand nach hinten langsam kleiner.

Kurz danach ging es für Munoz an der Santa Marciana zu schnell. 30 Kilometer später musste auch Meurisse überraschend die Segel streichen. Während die meiste Zeit UAE – Emirates – XRG das Feld kontrollierte, übernahm Red Bull – Bora – hansgrohe in der Salita di Barbanti mit noch 30 zu fahrenden Kilometern die Regie im Peloton. Kurz zuvor war Eddie Dunbar (Jayco – AlUla), der Siebte im Gesamtklassement, nach einem Sturz auf der Straße sitzengeblieben und ausgeschieden.

Das Streckenprofil der 5. Etappe von Tirreno–Adriatico | Foto: Veranstalter

Kurz vor der Bergwertung fassten sich Chris Hamilton (Picnic - PostNL) und Nicolas Prodhomme (Decathlon - AG2R La Mondiale) im Peloton ein Herz, während Tarozzi sich an der Spitze erneut die Punkte sicherte. Im Monterolo, dem letzten Anstieg des Tages, wurde Hamilton schnell eingeholt. Prodhomme bekam kurz danach Verstärkung von Esteban Chaves (EF Ecucation – EasyPost). Das Duo war aber ebenfalls schon zehn Kilometer vor dem Ziel wieder zurück im Feld.

Vorn dagegen schüttelte Dversnes seine letzten Begleiter an einem Steilstück ab. Den Rest der Ausreißer sammelte Isaac del Toro (UAE – Emirates – XRG) mit dem Feld am Hinterrad ein. Die einzige seriöse Attacke ritt dessen Teamkollege Ayuso ganz kurz vor der Kuppe. Gut 20 Fahrer konnten ihm und Tom Pidcock (Q36.5) über die Kuppe und durch die Abfahrt folgen, während der Spitzenreiter rund 20 Sekunden Vorsprung mit in die Abfahrt und auf die letzten sieben Kilometer nahm.

Durch das Fehlen von Helfern herrschte bei den Favoriten dann keine Einigkeit. Einige halbherzige Attacken verpufften sofort, sodass der Spitzenreiter seinen Vorsprung halten konnte. Während Ganna eingangs des letzten Kilometers wegen eines Schaltungsproblems und einer heruntergesprungenen Kette ausscherte, griff Pidcock an. Der Brite wurde aber von van der Poel manngedeckt und gab seinen Versuch auf, wodurch der Norweger als Sieger feststand. Der amtierende Cross-Weltmeister war im Sprint um Platz zwei schneller als Adrià.

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