Katalonien-Auftakt erwischt einige GC-Fahrer kalt

Meisterstück! 19-jähriger Brennan durchkreuzt Alpecins perfekten Plan

Von Sebastian Lindner

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Matthew Brennan (Visma - Lease a Bike) bejubelt seinen Sieg auf der 1. Etappe der Katalonien-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

24.03.2025  |  (rsn) – Matthew Brennan (Visma – Lease a Bike) hat mit einer wahren Meisterleistung die 1. Etappe der Volta a Catalunya (2.UWT) gewonnen. Der 19-jährige Brite fuhr die letzten zwei Kilometer des 178,6 Kilometer langen Teilstücks komplett von vorne und führte die Verfolger hinter dem kurz zuvor enteilten Tibor Del Grosso (Alpecin – Deceuninck) an, um den Niederländer auf den letzten 20 Metern der ansteigenden Zielgeraden noch abzufangen und gleichzeitig auch dessen die ganze Zeit an Brennans Hinterrad sitzenden Teamkollegen Kaden Groves hinter sich in Schach zu halten.

Groves musste sich daher zwei Tage nach seinem fünften Platz bei Mailand-Sanremo (1.UWT) geschlagen geben und wurde Zweiter, Del Grosso kam als Dritter ins Ziel. Vierter wurde an einem in der zweiten Rennhälfte durch starken Regen geprägten Tag im Nordosten Kataloniens der Franzose Dorian Godon (Decathlon – AG2R) vor seinem italienischen Teamkollegen Andrea Vendrame.

"Wir wussten, dass die Küstenstraße am Ende ein wichtiger Punkt im Rennen sein würde. Ich habe mich dort gut positioniert, ein paar Jungs haben mich da hingebracht. Aber am Ende war es wirklich eine schwierige Situation. Ich musste einfach Vollgas fahren und bin jetzt séhr glücklich, dass es so zu Ende gegangen ist", freute sich Brennan über seinen vierten UCI-Sieg innerhalb von nur 16 Tagen.

Das Alpecin-Team hatte im Finale versucht, den Ausgang derselben Etappe aus dem Vorjahr zu replizieren: Damals hatte Nick Schultz (Israel – Premier Tech) sich innerhalb des Schlusskilometers vom Feld gelöst und sich auf den ansteigenden letzten 500 Metern dann vor dem sprintenden Peloton behauptet. Nun ließ das Alpecin-Team gut zwei Kilometer vor Schluss in der regennassen Abfahrt zum Zielort eine Lücke hinter Del Grosso aufgehen und er zog Vollgas durch. Doch Brennan schaltete schnell, fuhr an Groves sowie Edward Planckaert vorbei und übernahm die Verfolgung.

"Ich habe mir das von letztem Jahr gestern Abend angeschaut. Und in dem Moment, als Alpecin ihn hat wegfahren lassen wusste ich: Das soll eine Wiederholung aus letztem Jahr werden, da musst Du jetzt Verantwortung übernehmen und das selbst klären", erklärte Brennan im Sieger-Interview. "Es ist so gut ausgegangen, wie es nur ausgehen konnte!"

Einige GC-Fahrer verlieren schon Zeit

Geprägt wurde die bei strahlendem Sonnenschein begonnene Etappe vor allem in der zweiten Rennhälfte von starkem Regen. Allerdings war es dabei nicht ganz so kalt, wie in den vergangenen Wochen bei Paris-Nizza und Tirreno-Adriatico – zweistellige Temperaturen zeigte das Thermometer in Katalonien an. Trotzdem hatte der Regen Auswirkungen auf das Rennen: Es kam zu einigen Stürzen und auf der 59,4 Kilometer langen Schlussrunde riss das Peloton mehrmals auseinander, so dass am Ende einige Gesamtwertungs-Kandidaten auch bereits Zeit einbüßten.

So kam etwa Sepp Kuss (Visma – Lease a Bike) erst 2:35 Minute nach seinem siegreichen Teamkollegen in einer Gruppe mit Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) an. Felix Gall (Decathlon – AG2R) und Cristian Rodriguez (Arkéa – B&B Hotels) verloren 2:52 Minuten. Besser weggekommen sind dagegen Simon Yates (Visma – Lease a Bike), Adam Yates, Marc Soler (beide UAE – Emirates – XRG), Matthew Riccitello (Israel – Premier Tech), Nairo Quintana (Movistar), Juan Pedro Lopez (Lidl - Trek) und Ben O'Connor (Decathlon – AG2R) mit je 15 Sekunden Rückstand.

Kämna beim Comeback sicher im Ziel

Red Bull – Bora – hansgrohes Kapitän Primoz Roglic kam hingegen genau wie Juan Ayuso (UAE - Emirates - XRG), Mikel Landa (Soudal – Quick-Step), Lennert Van Eetvelt (Lotto), Enric Mas (Movistar), Egan Bernal (Ineos Grenadiers), Richard Carapaz (EF Education - EasyPost) und Wilco Kelderman (Visma – Lease a Bike) zeitgleich mit dem Sieger an.

Lennard Kämna (Lidl – Trek) kam bei seinem Comeback fast zwölf Monate nach seinem schweren Trainingsunfall auf Teneriffa als 114. mit 8:36 Minuten im Tagesziel an. Erster Deutscher am Zielstrich war Emanuel Buchmann (Cofidis / + 0:15) während Rainer Kepplinger (Bahrain Victorious) als bester Österreicher auf Rang 23 ohne Zeitverlust blieb.

So lief die 1. Etappe der Katalonien-Rundfahrt:

Ein Quartett aus den drei Spaniern Jan Castellon (Caja Rural - Seguros RGA), Jose Luis Faura (Burgos - Burpellet – BH) und Nicolas Alustiza (Eukaltel - Euskadi) sowie dem Polen Danny van der Tuuk (Euskaltel – Euskadi) machte sich kurz nach dem Start aus dem Staub. Vier Minuten holte sich die Gruppe maximal an Vorsprung heraus, wovon schon rund 100 Kilometer vor dem Ziel aber nur noch die Hälfte übrig war.

Der Rest war dann knapp 40 Kilometer später aufgebraucht, als Ineos das Hauptfeld zur ersten Überfahrt der Ziellinie und auf die ständig auf und ab führende, 59 Kilometer lange Schlussrunde leitete. Van der Tuuk hatte auf dem Weg dorthin die beiden Bergwertungen (3. Kategorie) des Tages gewonnen. Derweil ließ die sehr kurvenreiche Küstenstraße in Kombination mit den nassen Bedingungen das Feld extrem lang werden, mehrere Risse entstanden, konnten aber wieder gekittet werden. Dennoch kam das Rennen nicht ohne Stürze aus. Jon Agirre (Euskaltel – Euskadi) musste nach einem Unfall auf der Küstenstraße aufgeben, der ebenfalls darin verwickelte Esteban Chaves (EF Education – EasyPost) konnte weitermachen.

Das Streckenprofil der 1. Etappe der Katalonien-Rundfahrt. | Grafik: Volta a Catalunya

Nach dem Zusammenschluss ging es eher gemächlich weiter. Am letzten Zwischensprint sicherte sich Enric Mas (Movistar) kampflos drei Bonussekunden vor Domen Novak (UAE – Emirates – XRG) und Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe). Doch auf den letzten 25 Kilometern wurde langsam aber sicher wieder Ernst gemacht. Durch Alpecin – Deceuninck und Picnic – PostNL ging das Tempo wieder nach oben.

Für die finalen 15 Kilometer übernahmen dann die GC-Teams. Red Bull zeigte sich genauso vorne wie UAE und auch Ineos, obwohl deren Sprintkandidat Axel Laurance den Anschluss nicht halten konnte. Es waren überhaupt nur knapp 40 Fahrer, die zusammen ins Finale gingen.

In die letzte Abfahrt führte Alpecin dann die Kopfgruppe. Während del Grosso als Erster auf den regennassen Straßen talwärts schoss, verschleppten Groves und Planckaert dahinter das Tempo. Als Brennan, der am Hinterrad des Australiers saß, das mitbekam, machte er sich gut anderthalb Kilometer vor dem Ziel allein auf die Verfolgung des enteilten del Grosso und hatte dabei die ganze Zeit Groves am Hinterrad kleben.

Es schien wie der perfekte Geistesblitz des Alpecin-Teams: Sollte Brennan del Grosso noch einholen, würde Groves ihn vom Hinterrad absprinten können. Doch als del Grosso dann auf den letzten Metern im ansteigenden Finale die Beine einschliefen und Brennen die Lücke schloss, kam der Australier nicht mehr am Brite vorbei. Brennans Sprint war so kraftvoll, dass Groves selbst aus dem Windschatten keine Chance hatte, noch etwas gegen den Sieg des Visma-Profis auszurichten.

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