One-Man-Show begann am Kwaremont

Auch bei der E3 Classic ist van der Poel eine Klasse für sich

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Auch bei der E3 Classic ist van der Poel eine Klasse für sich"
Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) hat die 67. E3 Classic gewonnen. | Foto: Cor Vos

28.03.2025  |  (rsn) – Von der Seite, von vorn, von hinten, von oben: rund 50 Minuten bekamen die TV-Zuschauer aus allen Perspektiven Bilder vom allein fahrenden Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gezeigt. Das verdeutlichte, wie überlegen der Niederländer seinen Titel bei der E3 Saxo Classic (1.UWT) verteidigte.

Bereits am Taaienberg setzte er sich mit dem Dänen Mads Pedersen (Lidl – Trek) und dem Italiener Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) ab, am Oude Kwaremont ließ er seine Begleiter hinter sich. Schließlich vollendete van der Poel nach 208,8 Kilometern rund um Harelbeke sein 39 Kilometer langes Solo mit einem Vorsprung von 1:07 Minuten auf Pedersen.

Das Podium komplettierte mit 2:05 Minuten Rückstand der Sanremo-Zweite Ganna vor dem Dänen Casper Pedersen (Soudal – Quick-Step / +2:34) und Jasper Stuyven (Lidl – Trek), die im Sprint der ersten Verfolger schneller waren als die zeitgleichen Stefan Küng (Groupama – FDJ), Tim Wellens (UAE – Emirates – XRG) und Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike). Der Beste des kurz danach folgenden Feldes war Mike Teunissen (XDS – Astana), der die Top Ten vollendete.

Aufholjagd nach frühem Massensturz

“Das war für das Team ein ziemlich hartes Rennen. Ich muss mich für den tollen Job bedanken, den mein Team heute gemacht hat. Ich war sehr motiviert, die Vorarbeit zu vollenden“, begann van der Poel sein Ziel-Interview. Damit übertrieb er trotz seiner starken Einzelleistung nicht, denn zwischenzeitlich hatten er und seine Helfer durch einen Massensturz im Feld drei Minuten Rückstand auf ein rund 50-köpfiges Feld eingebüßt. Alpecin konnte die Lücke zur Rennmitte schließen, danach war der spätere Sieger auf sich allein gestellt.

Von der Reaktion einiger Teams auf den frühen Unfall zeigte er sich alles andere als amüsiert: “Wir wurden vom Sturz aufgehalten und einige Mannschaften fanden es nötig, das auszunutzen“, sagte van der Poel. Rund 30 Kilometer nach dem Zusammenschluss wurde er dann selbst aktiv, als Mads Pedersen am Taaienberg angriff. “In den letzten Jahren ist die definitive Entscheidung dort nie gefallen. Aber wir hatten sofort eine schöne Lücke. Ich merkte gleich, dass wir zu dritt weit kommen können.“

Die nächsten 40 Kilometer fuhren die Drei mit zwei eingeholten Ausreißern schiedlich friedlich zusammen. Doch van der Poel hatte einen Plan für den Kwaremont: “Ich wollte da eine Selektion forcieren, um nicht zu Fünft zum Ziel zu fahren. Aber das Solo war natürlich schwer. Der Wind kam auch noch schräg von vorn; genau wie letztes Jahr. Dann ist der Weg noch sehr lang“, stöhnte der 30-Jährige. “Aber am Ende wartet dann natürlich auch eine schöne Belohnung“, fügte er nach seinem dritten Saisonsieg an.

Wie schwer van der Poel das Solo im Regen zum Ziel fiel, wurde klar als er nach seinen vielen Funkgesprächen gefragt wurde. “Es war so elendig lang, dass Kristof (de Kegel, Sportlicher Leiter, d. Red.) mich noch probierte zu motivieren und die Zeit zu vertreiben“, erklärte er.

Mads Pedersen von einem "Monster" geschlagen

Auch Pedersen war nach dem langen Tag zufrieden. “Von einem Monster geschlagen zu werden, ist okay“, grinste der 29-Jährige. Der Däne hatte der entscheidenden Attacke nichts entgegenzusetzen, wie er zugab: “Er ging am Kwaremont, wo er schon am Fuß angriff, an einem Punkt konnte ich dann einfach nicht mehr sein Hinterrad halten. Er ist einfach unglaublich gut, wenn er eine Lücke aufgerissen hat, dann baut er die ständig aus“, so der Weltmeister von Harrogate 2019 anerkennend.

Die Deutschen präsentierten sich in der Anfangsphase aufmerksam. Im rund 50-köpfigen ersten Feld waren Jonas Rutsch (Intermarché – Wanty), Tim Torn Teutenberg (Lidl – Trek), Niklas Märkl (Picnic – PostNL) und Jannik Steimle (Q36.5) dabei. Märkl probierte später, den Angreifern de Gendt und Casper Pedersen hinterherzufahren, ihm fehlten aber zehn Sekunden, um die Lücke zu schließen.

So lief die E3 Saxo Classic:

Das Rennen ging rasant los. Bei hohem Tempo teilte sich das Peloton bereits nach 14 Kilometern, wobei sich auch van der Poel, Ganna und Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) im zweiten Feld wiederfanden. Das wurde von Alpecin angeführt und wies zeitweise einen Rückstand von drei Minuten auf die rund 50 Spitzenreiter auf. Vorn war man sich aber nicht einig und so lösten sich nach 50 Kilometern Dries de Bondt (Decathlon – AG2R), Julius van den Berg (EF Education – EasyPost) und Rory Townsend (Q36.5).

Das Trio fuhr maximal 45 Sekunden Vorsprung heraus, wurde aber zwölf Kilometer später wieder eingeholt. Da lag das zweite Feld nur noch 1:15 Minuten zurück, nach 100 gefahrenen Kilometern konnte Alpecin die Situation für seinen Kapitän dann bereinigen. Wenig später, an der 100-Kilometer-Marke, setzten sich Casper Pedersen und Aimée de Gendt (Cofidis) ab. Märkl scheiterte bei seinem Versuch, nach vorn aufzuschließen.

Das Streckenprofil der E3 Saxo Classic | Foto: Veranstalter

Am Taaienberg 80 Kilometer vor dem Ziel läutete Mads Pedersen mit seiner Attacke die entscheidende Phase ein. Van der Poel konnte dem Dänen folgen, Ganna, der aber oben als einziger wieder herankam. Das Trio holte die beiden Spitzenreiter schnell ein, dahinter bildete sich eine Sechsergruppe mit den beiden Bremsklötzen Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) und Stuyven, die hinter Matteo Trentin (Tudor), Jorgenson, Wellens und Küng hingen.

So wuchs der Abstand zwischen beiden Gruppen auf über eine Minute an. Vorn wurde gut zusammengearbeitet und die beiden Außenseiter überstanden sogar den Paterberg 43 Kilometer vor dem Ziel. Bei den Verfolgern hingegen gingen Tarling und Trentin über Bord. Kurz danach war am Oude Kwaremont aber Schluss für die beiden frühen Ausreißer, als van der Poel das Tempo erhöhte und schließlich alle Begleiter abschüttelte. Mads Pedersen blieb am längsten dran, verlor auf dem Kopfsteinpflaster trotzdem letztendlich 19 Sekunden auf den Niederländer.

Der Abstand blieb lange Zeit stabil und auch Ganna folgte nur 35 Sekunden hinter dem Spitzenreiter. Erst eingangs der letzten 25 Kilometer baute der Vorjahressieger seinen Vorsprung langsam, aber sicher weiter aus. Eingangs der letzten zehn Kilometer wurden de Gendt und Casper Pedersen von Jorgenson, Wellens, Stuyven und Küng eingeholt. Van der Poel lag inzwischen schon mehr als eine Minute vorn und fuhr vor Pedersen und Ganna einem überlegenen Sieg entgegen.

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