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20.05.2025 | (rsn) – Es passt schon ins Bild. Auch wenn die Dominanz von Lidl – Trek aus der ersten Giro-Woche in den vergangenen Tagen nicht mehr ganz so präsent ist, verwundert es doch kaum, dass sich die US-amerikanische Mannschaft mal wieder einen Etappensieg gesichert hat. Auf der 10. Etappe der Rundfahrt ist es bereits der vierte für die Männer in Blau, Gelb und Rot. Allerdings war es nicht Mads Pedersen, der wieder zugeschlagen hat. Auch nicht Giulio Ciccone oder Mathias Vacek, die zumindest auf dem Papier die weiteren Lidl-Anwärter auf einen Tagessieg gewesen wären.
Vacek, Tschechischer Zeitfahrmeister, ging den Kampf gegen die Uhr auch noch ziemlich motiviert an. Mindestens mal als Geheimfavorit war der 22-Jährige ins Rennen gestartet, obwohl das Zeitfahren keine herausstechende Qualität des Youngsters ist, der zu Beginn des Giros noch im Weißen Trikot unterwegs war.
Das liegt aber vor allem daran, dass bei Vacek nichts so wirklich heraussticht – er ist einfach überall sehr gut. Ob Anfahrer für Pedersen, hügeliges Terrain, unbefestigte Straßen, oder eben auch Zeitfahren: In allen Bereichen hat er im Laufe der bisherigen Rundfahrt bereits überzeugt. In der aktuellen Form ist ihm vieles zuzutrauen.
Und dennoch war es nicht er, der Lidl – Trek den nächsten Sieg brachte. Vacek kam am Ende mit mehr als zweieinhalb Minuten Rückstand ins Ziel. Er war einer der Ersten, der durch den einsetzenden Regen beeinträchtigt wurde, nachdem er an der erste Zwischenzeit noch auf Rang zwei gelegen hatte.
Als klar war, dass es nicht reichen würde, um das Zeitfahren zu gewinnen, nahm er raus. Kräfte schonen für die kommenden, schweren Tage. Auch wenn es stark nach Phrase klingt: Bei Lidl steht das Team im Vordergrund. Wer keine eigenen Chancen hat, der hängt sich für die anderen rein. Und einen gibt es dieser Tage immer, der irgendetwas reißen kann. Pedersen als Kapitän geht mit dieser Einstellung voran. Seine Leute folgen seinem Beispiel.
“Ich muss den Spagat zwischen Mads und Cicco (Ciccone) machen“, sagte etwa Patrick Konrad nach seinem Zeitfahren zu RSN. “Mit Ciccone haben wir einen großen Sprung im GC gemacht und sind jetzt da, wo wir sein wollen. Dann wollen wir mit Mads auch noch die eine oder andere Etappe gewinnen und natürlich haben wir auch noch Ciclamino“, so der Österreicher.
“Für mich war das heutige Zeitfahren eher ein Vorbelastungstag für die kommende Woche. Morgen wird es schon sehr schwer. Entsprechend habe ich es heute entspannt angehen lassen.“ Konrad war es also auch nicht, der Lidl den vielleicht nicht unbedingt eingeplanten Sieg schenkte.
Da es weitestgehend eben gegen die Uhr ging, kommen auch Jacopo Mosca und Carlos Verona nicht in Frage, Sören Kragh Andersen ist bereits mit einem gebrochenen Handgelenk ausgeschieden. Bleibt nur noch einer. Und auch der ist eigentlich nicht dafür bekannt, Rennen zu gewinnen. Daan Hoole hatte zuvor einen Sieg als Profi gefeiert: die Niederländische Zeitfahrmeisterschaft.
Auch Hoole kam nicht umhin, seine Mannschaft zu loben. “Das ganze Team ist bei diesem Giro stark und ich habe gehofft, dass ich heute hier auch ein gutes Ergebnis holte“, sagte er gegenüber RSN, als noch offen war, ob er sich überhaupt durchsetzen würde.
Später kamen folgende Worte hinzu: “Es fühlt sich surreal an. Eine Etappe des Giros zu gewinnen ist unglaublich. Das ist etwas, wovon man sehr oft träumt! Ich wusste nicht, dass ich das eines Tages erreichen würde. Ich bin einfach superglücklich und stolz.“
Es ist der größte Erfolg in der Karriere des 26-Jährigen. Und da der nun abgehakt ist, wird sich auch Hoole noch mehr als zuvor in den Dienst der Mannschaft stellen und hier und da noch ein paar Extra-Watt herausholen, um auch die Kollegen zum nächsten Sieg zu führen. Erfolg ist eine Kettenreaktion.