--> -->
15.09.2025 | (rsn) – Die Straßenrennen bei den Weltmeisterschaften 2025 in Ruanda haben es in sich. Vor allem die nackten Zahlen sprechen bereits Bände und suggerieren Titelkämpfe, die nur unter reinen Bergspezialisten und Bergspezialistinnen ausgefochten werden dürften:
5.475 Höhenmeter gilt es für die Elite-Männer zu erklimmen, 3.350 für die Elite-Frauen - zum Vergleich: Die Königsetappe der Tour de France Femmes zum Col de la Madeleine Anfang August führte über 3.520 Höhenmeter, die tagsdrauf nach Chatel über 2.820. Bei den Männern übertrifft der WM-Kurs in Sachen Höhenmeterakkumulation sogar alles, was die drei Grand Tours in diesem Jahr auf einer Etappe zu bieten hatten.
Es ist also klar: Diese WM wird richtig schwer! Allerdings könnten die reinen Höhenmeterangaben auch etwas täuschen. Denn die Höhenmeter verteilen sich erstens auf eine deutlich längere Distanz, als bei den Hochgebirgsetappen von Giro, Tour und Vuelta. Und zweitens werden sie nicht durch extrem lange Anstiege gesammelt, sondern fast ausschließlich durch die Summe an vielen kurzen Rampen.
Einzig der Mont Kigali ist mit 5,9 Kilometern Anstiegslänge und durchschnittlich 6,9 Prozent ein echter Berg. Er wird allerdings einzig und allein im Straßenrennen der Elite-Männer auf deren Extraschleife (siehe unten) einmal überquert.
Natürlich haben reine Sprinter und Sprinterinnen auf diesen Strecken keine Chance, doch die Wahrheit ist wohl, dass es trotzdem nicht nur eine WM für Bergflöhe wird, sondern eine für Fahrer und Fahrerinnen, die über lange Distanz mit unzähligen harten Kurzbelastungen bestehen – und gleichzeitig aber eben auch die Höhenmetermasse verdauen können. Außerdem spielen die Höhenlage, Start und Ziel liegen rund 1.500 Meter über dem Meer, sowie das Kopfsteinpflaster von Kimihurura eine wichtige Rolle.
Herzstück der Weltmeisterschaften ist in den Straßenrennen ein 15,1 Kilometer langer Rundkurs. Abgesehen von der Männer-Elite bestreiten alle Klassen ihre Rennen ausschließlich auf dieser Runde. Frauen-Elite und U23-Männer müssen elf Mal herumfahren, U23-Frauen und Junioren acht Mal und die Juniorinnen fünf Mal. Die Männer-Elite fährt zunächst neun Runden, schiebt dann eine große Schleife über den "Extension Circuit" ein und muss anschließend noch sechs Mal um den "Local Circuit" fahren.
Der WM-Rundkurs beginnt und endet am Convention Center, wo auch die Einzelzeitfahren zu Ende gehen. Nach dem Startschuss sind zu Beginn jedes Rennens die ersten 1,5 Kilometer neutralisiert, weshalb die Gesamtdistanzen eben jene 1.500 Meter kürzer sind, als die Rundenlänge von 15,1 Kilometern mit der Zahl der Runden multipliziert ergeben würde.
Die Streckenkarte des "Local Circuit" – die Anzahl der Runden hängt von der Altersklasse ab, hier im Beispiel die 11 für Frauen und U23-Männer. | Grafik: UCI
Zunächst geht es auf der ersten Hälfte der Runde tendenziell abschüssig gen Norden zum Golfplatz von Kigali – wenn auch mit einigen kurzen Gegenwellen. Nach einer Umrundung des Golfplatzes auf einer erst kürzlich asphaltierten Straße beginnt dann der erste der zwei Anstiege der Runde: 800 Meter lang und im Schnitt 8,1 Prozent steil, aber auf Asphalt – der sogenannte Cote de Kigali Golf. Auf der Kuppe biegt die Strecke links ab in die Avenue KG 7 zur ersten Verpflegungsstelle und man ist dem Ziel bereits sehr nah.
Dann aber folgt eine rasante Abfahrt die KN 5 Road hinunter, zunächst der Zielgeraden entgegengesetzt und dann weiter hinunter an den Fuß des Kimihurura-Anstiegs, der nach einer scharfen Linkskehre beginnt. Zunächst steigt das insgesamt gut zu fahrende Kopfsteinpflaster noch gemäßigt an und führt rechts ums Eck. Dann aber wird es für rund 200 Meter deutlich steiler, bevor sich die Straße anschließend bei ihrer Durchschnittssteigung von 6,3 Prozent auf den insgesamt 1,3 Kilometern einpendelt.
Oben angekommen geht es zurück auf Asphalt und links herum unter der Flamme Rouge hindurch kurz bergab zurück zur KN 5 Road, die schließlich auf den letzten 500 Metern zum Zielstrich vor dem Convention Center Kreisverkehr nochmal unangenehm ansteigt.
Streckenprofil für das Straßenrennen der U23-Frauen in Kigali. | Grafik: UCI
Streckenprofil für das Straßenrennen der Junioren in Kigali. | Grafik: UCI
Streckenprofil für das Straßenrennen der U23-Männer in Kigali. | Grafik: UCI
Streckenprofil für das Straßenrennen der Juniorinnen in Kigali. | Grafik: UCI
Streckenprofil für das Straßenrennen der Frauen in Kigali. | Grafik: UCI
Das die WM beschließende Straßenrennen der Elite-Männer ist das einzige, das nicht ausschließlich auf dem 'Local Circuit' ausgetragen wird, sondern nach neun Runden dort noch eine verlängerte große Schleife dreht. Die beginnt ebenfalls mit der lokalen Runde inklusive Golfplatz-Steigung, biegt dann aber nicht in die Kimihurura-Steigung ein, sondern führt stattdessen rechts zur vom Einzelzeitfahren der Männer bekannten Cote de Péage (1,8 km bei 5,9%) hinauf – unweit des deutschen Teamhotels.
Von dort geht es westlich auf der KN 1 Road aus dem Stadtkern Kigalis hinaus und flach bis zur Provinzgrenze, bevor dann der 5,9 Kilometer lange und im Schnitt 6,9 Prozent steile Anstieg am Mont Kigali beginnt. Der führt übrigens nicht bis ganz auf den Gipfel des 1.852 Meter hohen Berges, sondern die Kuppe des Anstiegs liegt in 1.771 Metern Höhe.
Es folgt eine kurvige, aber schnelle Abfahrt zurück in Richtung Stadtzentrum und an den Fuß der von der Tour du Rwanda berühmten 'Mur de Kigali' – einer 400 Meter langen und im Schnitt 11 Prozent steilen Kopfsteinpflasterrampe, die bei der UCI-Rundfahrt Jahr für Jahr für atemberaubende Bilder mit riesigen Zuschauermassen sorgt.
Von der Mur geht es wellig durchs Stadtzentrum und ohne große weitere Steigung zum Kreisverkehr auf der Kuppe der Cote de Péage. Die Abfahrt hinunter wird dann der Einstieg zur Kimihurura-Steigung wieder erreicht und von dort an ist man wieder auf dem 'Local Circuit' unterwegs, der nach der folgenden Zielpassage noch sechs Mal umrundet werden muss.
Streckenprofil für das Straßenrennen der Männer in Kigali. | Grafik: UCI
Die Streckenkarte des WM-Straßenrennens der Männer in Kigali. | Grafik: UCI