Belgier nach Hattrick auf Rekordkurs

Evenepoel demütigt Pogacar und wird erneut Zeitfahr-Weltmeister

Von Guido Scholl

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Der Belgier Remco Evenepoel gewinnt zum dritten Mal in Folge die Zeitfahrweltmeisterschaften. | Foto: Cor Vos

21.09.2025  |  (rsn) - Mit einer Demonstration purer Stärke hat der Belgier Remco Evenepoel die Zeitfahrweltmeisterschaften in Ruanda gewonnen und damit den Hattrick in dieser Disziplin perfekt gemacht. Silber ging nach 40,6 Kilometern an den Australier Jay Vine, der aber mit 1:14 Minuten schon einen deutlichen Rückstand aufwies. Die Bronzemedaille sicherte sich etwas überraschend Evenepoels Landsmann Ilan Van Wilder mit 2:36 Minuten Rückstand.

Der alte und neue Zeitfahrweltmeister überholte auf dem bergigen Kurs in Kigali sogar den zweieinhalb Minuten vor ihm gestarteten Tadej Pogacar, der sich dadurch gegen Ende eine Weile an Evenepoels Tempo orientieren konnte. Dennoch verpasste der erfolgsverwöhnte Slowene den Bronzerang um eine Sekunde. Auch sein mexikanischer Teamkollege Isaac Del Toro (+2:40) kam Pogacar als Fünfter unerwartet nahe.

Auf Platz sechs beendete der Norweger Andreas Leknessund (+2:57) den Kampf gegen die Uhr, der die Fahrer zwischenzeitlich auf eine Höhe von 1653 Metern brachte. Siebter wurde der Australier Luke Plapp (+3:03) vor Bruno Armirail (+3:06) aus Frankreich und Thymen Arensman (+3:39) aus den Niederlanden. Der Schweizer Stefan Küng wurde Zehnter mit 3:48 Minuten Rückstand. Der einzige deutsche Starter, Miguel Heidemann, belegte in der Endabrechnung Platz 17 – 4:52 Minuten hinter dem alles überragenden Sieger.

"Gleich im ersten flachen Teil habe ich gemerkt, dass die Beine sich gut gedreht haben. Ich konnte mein Tempo halten, ohne übers Limit zu gehen“, rekapitulierte Evenepoel seinen fabelhaften Auftritt. Sowohl in den Flachstücken als auch bergauf und in den Abfahrten war gegen den künftigen Red-Bull–Bora–hansgrohe-Profi kein Kraut gewachsen.

Pogacar räumte seine deutliche Niederlage unumwunden ein. Er selbst habe alles gegeben, aber es sei "unfassbar, wie gut er (Evenepoel, d. Red.) in dieser Disziplin ist“. Die Sekunde Rückstand aufs Podium bezeichnete der Slowene als "bittersüß". Pogacar will sich nun am kommenden Sonntag im Straßenrennen bei Evenepoel revanchieren. "Ich hoffe, dass er sich zu 100 Prozent auf heute konzentriert hat und dann am Sonntag nur bei 99 ist“, sagte der Viertplatzierte mir einem etwas gequält wirkenden Grinsen.

Nach dem Australier Michael Rogers (2003 bis 2005) und dem Deutschen Tony Martin (2011 bis 2013) ist Evenepoel erst der dritte Radprofi in der Geschichte der 1994 eingeführten Zeitfahrweltmeisterschaft, der sie dreimal in Folge gewinnt. Schon vor dem Rennen hatte der Belgier angekündigt, auch die Bestmarke von vier WM-Titeln insgesamt anzupeilen, um mit Martin und dem Schweizer Fabian Cancellara gleichzuziehen. Nach dem vollendeten Hattrick präzisierte Evenepoel dies: "Nächstes Jahr muss ich einen drauf setzen, denn ich will der Erste sein, der viermal in Serie gewinnt."

So lief die Zeitfahr-WM der Männer:

Der Belgier Florian Vermeersch sorgte als 18. Starter für die erste Richtzeit. Sein Wert von 54:49 Minuten hielt ihn allerdings nicht allzu lange im Hot Seat. Nachdem der Südafrikaner Byron Munton die Bestzeit nur um einen Wimpernschlag verfehlt hatte, unterbot der direkt dahinter gestartete Kanadier Michael Leonard Vermeersch um 1:10 Minuten. Leonards Zeit an der Spitze des Tableaus war dann noch kürzer – Van Wilder war noch einmal um 1:17 Minuten schneller.

Als erster Fahrer kam Luke Plapp (Australien) der neuen Bestzeit nahe und erreichte die Linie mit 27 Sekunden Rückstand. Der Norweger Andreas Leknessund kam mit 21 Sekunden Abstand sogar noch näher an Van Wilder heran. Kurz darauf wurde aber bereits deutlich, dass ein anderer Belgier noch wesentlich schneller sein würde: Evenepoel passierte die erste Zeitnahme nach 10,6 Kilometern mit unglaublichen 44 Sekunden Vorsprung auf Del Toro und Pogacar, die dort fast gleichauf lagen.

Das Streckenprofil der Zeitfahr-WM der Männer | Foto: Veranstalter

Auch im Anstieg zur zweiten Messung ließ der Belgier nicht nach und baute auf 1:17 Minuten aus – auf Vine, wohlgemerkt. Denn Pogacar hatte dort bereits 1:42 Minuten auf Evenepoel eingebüßt. Daraus wurden bis zum dritten Checkpoint 1:58 Minuten. Vine war dort bereits auf Silberkurs, wenn auch mit 1:24 Minuten Abstand.

Als Vine im Ziel die neue Bestzeit setzte, hatte Evenepoel den zweieinhalb Minuten vor ihm gestarteten Pogacar schon im Blickfeld. Auf der Kopfsteinpflasterrampe kurz vor dem Ziel zog der Belgier am vierfachen Tour-de-France-Sieger vorbei und distanzierte ihn bis zum Ziel noch um sieben Sekunden, obwohl er auf den letzten Metern ausrollen ließ, um drei Finger in die Höhe zu strecken – als Zeichen seines Hattricks. Pogacar hingegen kämpfte bis zum letzten Meter um die Bronzemedaille, verpasste sie aber um eine Sekunde.

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