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28.09.2025 | (rsn) – Für die Schweiz sind am Sonntag ziemlich erfolgreiche Weltmeisterschaften zu Ende gegangen. Vier Medaillen – ein Mal Gold, ein Mal Silber und zwei Mal Bronze – nehmen die Eidgenossen mit nach Hause und sind im Medaillenspiegel damit auf Rang vier gelistet, gleich auf mit Belgien und Spanien. Ein Wermutstropfen dürften dabei aber die Ergebnisse der Elite Männer sein. Stefan Küng sorgte dort als Zehnter im Einzelzeitfahren für das einzige Top-10-Resultat. Im Straßenrennen war Marc Hirschi als 18. der Beste aus Schweizer Sicht.
“Unter den besten Zehn zu sein wäre schön gewesen, aber das Rennen war hart. Wir müssen jetzt damit zufrieden sein, wie es ist“, sagte der 27-Jährige, der vor einem Jahr beim Heimrennen in Zürich Sechster wurde und 2020 in Imola als Dritter schon mal auf dem Podium stand. Viel vorwerfen lassen kann sich die Mannschaft von Coach Michael Schär, die mit Hirschi, Jan und Fabio Christen, Mauro Schmid und Fabian Weiss nicht – außer vielleicht, dass sie aus der Situation, dass viele andere Nationen mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatten, nicht genug Kapital geschlagen hat.
Die Schweiz war im selben Hotel untergebracht wie die deutsche Mannschaft, die es für das Straßenrennen fast komplett entschärft hatte. “Wir hatten sogar den gleichen Koch, aber von uns sind alle gut durchgekommen, niemand hatte Beschwerden“, sagte Hirschi. ___STEADY_PAYWALL___
In Fabio Christen hatten die Schweizer einen Mann in der frühen Ausreißergruppe postiert. Kurzzeitig machte auch Schmid Anstalten, der Spitze nachzujagen, als die längst weg war. Ob im Rennen ohne Funk Kommunikationsprobleme dafür verantwortlich waren oder die Aktion andere Gründe hatte, blieb zunächst offen. Christen schaffte es wie Fluchtgenosse Marius Mayrhofer bis zum Mont Kigali, ehe die Gruppe auseinanderfiel. Sein Job war erledigt, nun sollten die Kapitäne ran.
“Schon die ersten neun Runden waren hart. Es hätte nicht viel gefehlt und das Feld wäre da schon gerissen. Am Mont Kigali waren wir dann aber ready. Vielleicht haben wir nicht unbedingt damit gerechnet, dass Pogacar gleich geht, aber auf jeden Fall damit, dass etwas passiert“, so Hirschi. Die Auffahrt zum längsten Anstieg des Tages war die Schlüsselszene für das Rennen. Der Move des Slowenen zerlegte das Feld komplett. “Von da an musste fast jeder für sich kämpfen.“
Nach der Mur de Kigali, dem steilen Kopfsteinpflasterpart außerhalb der normalen Runde ein paar Kilometer nach dem Mont Kigali, lief eine etwas größere Gruppe zusammen. “Belgien hat noch mal versucht, da etwas zusammenzuhalten, aber da waren fast alle am Anschlag“, schilderte Hirschi, der genau wie Jan Christen Teil dieser Formation war. Zu diesem Zeitpunkt, 90 Kilometer waren da noch zu fahren, waren dort die ersten Verfolger von Pogacar und Isaac Del Toro (Mexiko) organisiert. “Für mich war das aber schon Überlebenskampf. Am Kopfsteinpflaster (Cote de Kimihurura, d.Red.) war ich sehr müde und es war nur eine Frage der Zeit, bis ich abgehängt werde.“
Vorne Jan Christen, hinten Marc Hirschi. An der Mur de Kigali war die Schweiz noch gut dabei. Am Ende sollte es aber nicht für ein Top-10-Ergebnis reichen. | Foto: Cor Vos
Und so kam es dann auch. Auf jenem Anstieg zum Ende der zehnten Runde gruppierten sich die Verfolger neu. Jan Christen war gut dabei und gehörte für viele Kilometer zur dritten Verfolgergruppe von Pogacar. Um die 50-Kilometer-Marke war er unter anderem gemeinsam mit Del Toro, Toms Skujins (Lettland), Giulio Ciccone (Italien) und Afonso Eulalio (Portugal) – drei Top-10-Finishern – etwa anderthalb Minuten hinter Pogacar. Damit war auch er auf Kurs. 46 Kilometer vor dem Ziel sah man den 21-Jährigen, im Vorjahr noch Vierter des U23-Straßenrennens von Zürich, sogar noch einmal attackieren. Doch danach verliert sich seine Spur.
Erst im Ziel taucht Christen in den Statistiken wieder auf. Und zwar mit knapp zwölf Minuten Rückstand auf den Sieger als 29. und damit Vorletzter der Fahrer, die das Rennen beendeten. “Als ich ihn eingeholt habe, war er extrem müde. Vielleicht hatte er eine Art Hungerast. Wenn du einmal leer bist, kann es ganz schnell gehen. Das haben die Abstände am Schluss dann auch gezeigt“, sagte Hirschi über das Abschneiden seines jungen Teamkollegen.
Der ambitionierte Jüngling dürfte damit kaum so gelassen umgehen wie Hirschi. Doch seine nächste Chance auf Edelmetall ist gar nicht weit weg. Christen wird wie Hirschi und auch Schmid ebenfalls im Straßenrennen der Europameisterschaften am 5. Oktober in Frankreich erneut angreifen.