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22.10.2025 | (rsn) – Vor allem für die deutschen Sprinterinnen stellen die am Mittwoch in Santiago de Chile beginnenden UCI-Bahn-Weltmeisterschaften (22. – 26. Oktober) die erste echte Standortbestimmung nach der Bronzemedaille im Teamsprint bei den Olympischen Spielen von Paris 2024 dar. Bei der im vergangenen Herbst folgenden Weltmeisterschaft im dänischen Ballerup ging das ersatzgeschwächte deutsche Team – die Olympia-Starterinnen ließen dort aus - leer aus. In der Saison 2025 standen bisher lediglich die EM im belgischen Heusden-Zolder sowie im März ein Nationencup in der Türkei auf dem Programm.
“Ja es wird eine Standortbestimmung. Wo stehen wir, haben wir es geschafft, die Lücke zu schließen?“, blickte Kurzzeit-Bundestrainer Jan van Eijden in einer Pressemitteilung von German Cycling auf die Welttitelkämpfe voraus. Ohne die schwangere Emma Hinze wird es für die Teamsprinterinnen gegen starke Nationen wie Großbritannien, Neuseeland oder China jedoch nicht einfach im Kampf um eine Medaille. Lea Sophie Friedrich, Pauline Grabosch und Alessa Pröpster holten sich dafür in Frankfurt/Oder den letzten WM-Schliff. Dagegen konnte Clara Schneider nach einer Virusinfektion die Reise nach Chile nicht antreten.
“Wir haben trainingsmethodisch einiges verändert, ich bin gespannt, wo es uns hinführen wird“, sagte Friedrich, die ihren Fokus diesmal auf die Einzeldisziplinen richten wird. Nach Olympia habe sie sich schwer getan im Training, wie die 25-Jährige zugab. “Bei der EM habe ich mich noch nicht wirklich im Wettkampfmodus gefühlt“, so Friedrich, die sich wünschte, “gut durch die Quali zu kommen und um die Medaillen zu fahren.“
Bei den Männern werden Nik Schröter, Luca Spiegel und Maximilian Dörnbach voraussichtlich den Teamsprint bestreiten. Dörnbach und Spiegel sind außerdem fürs Keirin vorgesehen, neben Dörnbach startet Henric Hackmann im 1000-Meter-Zeitfahren. Das Sprintturnier besetzt Bundestrainer van Eijden endgültig erst vor Ort.
Nachdem der deutsche Bahnvierer der Männer bei der WM in Ballerup mit Bronze erstmals seit 22 Jahren wieder eine Medaille hatte einfahren können, sollen nun “die nächsten Schritte“ folgen, wie Bundestrainer Luca Schädlich ankündigte.
Dafür sorgen sollen Benjamin Boos, Felix Groß, Ben Felix Jochum, Moritz Binder und Max-David Briese, die für den Vierer vorgesehen sind. Boos, Briese und Jochum gewannen im Sommer zusammen mit Bruno Keßler Silber bei der U23-EM in Apeldoorn. Keßler musste für Chile wegen einer Erkrankung passen.
Auf einem WM-Treppchen höher landete in Dänemark der deutsche Frauenvierer. Lisa Klein, Mieke Kröger, Franziska Brauße, Laura Süßemilch und Lena Charlotte Reißner gewannen Silber und wollen nun auch in Chile wieder aufs Podest. Zum Aufgebot gehört noch Messane Bräutigam, der im Februar bei der EM in Zolder ein guter Einstand in der Eliteklasse gelungen war. “Ich denke, wir sind gut drauf. Die ersten Trainingseinheiten verliefen gut“, berichtete Olympiasiegerin Brauße aus dem Trainingslager in Frankfurt/Oder. Zuvor hatten die Deutschen in Livigno ein Höhentrainingslager absolviert.
“Wir sind sehr motiviert für die WM“, sagte Brauße, die in Ballerup als Vierte nur knapp das Podium in der Einerverfolgung verpasst hatte. In Chile bekommt es die 26-Jährige wieder mit der Britin Anna Morris und der US-Amerikanerin Chloe Dygert zu tun, die vor Jahresfrist Gold und Silber holten.
Für den einzigen deutschen WM-Titel sorgten damals Roger Kluge und Tim Torn Teutenberg, die im Madison sensationell die Goldmedaille gewannen. Teutenberg wird wegen Verpflichtungen für sein Team Lidl - Trek in Santiago nicht dabei sein können, für ihn wird Moritz Augenstein bei seinem WM-Debüt in der Elite an der Seite von Routinier Kluge antreten. “Einen besseren Partner als ihn kann man sich nicht wünschen“, meinte der 28-jährige Augenstein, der zudem für das Omnium und das Ausscheidungsfahren vorgesehen ist. Der elf Jahre ältere Kluge wird zusätzlich im Punktefahren antreten.
“Die letzten Trainingseinheiten liefen gut, und ich gehe optimistisch in diese WM. Ich freue mich auf eine neue Bahn, auf ein neues Land. Im Madison starte ich mit einem neuen Partner. Das war in der Vergangenheit immer ein gutes Omen. Wenn wir gut in den Wettkampf reinfinden, ist sicherlich alles möglich. Eine Medaille ist das klare Ziel“, kündigte der routinierte Brandenburger selbstbewusst an.