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01.11.2025 | (rsn) – Der Fall Oier Lazkano schlägt in der Radsportwelt weiter hohe Wellen. Das Team Red Bull – Bora – hansgrohe hat sich nach dem Bekanntwerden von Auffälligkeiten im Biologischen Pass vom Spanier getrennt.
Die Werte stammen aus den Jahren 2022 bis 2024, als Lazkano noch bei Movistar unter Vertrag stand, ehe er zu Red Bull wechselte. Das wirft Fragen auf: Wusste der deutsche Rennstall von den Auffälligkeiten? Warum hat der Fahrer seit April kein Rennen mehr bestritten? Und warum will Movistar nichts aufgefallen sein? Der Dopingexperte Peter van Eenoo lieferte im Gespräch mit der HLN Erklärungen.
“Alle biologischen Werte schwanken bei jedem“, sagte er zur langen Dauer des gesamten Prozesses. “Wenn eine Schwankung über das normal erwartbare Maß hinausgeht, dann wird der Pass an einen Sachverständigen geschickt. Dieser schaut sich die Werte an und auch alle möglichen Erklärungen – etwa ein Höhentraining. Erst wenn die einzig mögliche Erklärung Doping ist, wird der Pass weitergeschickt und zwei andere Experten untersuchen den Fall unabhängig voneinander. Erst wenn sie sich einig sind, wird der Prozess in Gang gebracht.“
Diese sehr genaue Untersuchung, die sich eben auch vom Vorgehen bei einem positiven Dopingtest unterscheidet, erklärt den langen Zeitraum im Fall Lazkano. Dessen Ex-Team Movistar weist jede Verantwortung von sich mit dem Verweis auf die ausschließlich negativen Dopingkontrollen des Spaniers.
Und Red Bull – Bora – hansgrohe? Können die Raublinger bei der Verpflichtung Lazkanos im vergangenen Jahr nichts von den Auffälligkeiten gewusst haben? “Wenn Teams Fahrern einen Vertrag anbieten, können sie Blutwerte messen oder abfragen und auf diese Weise Schlüsse ziehen“, erklärte van Eenoo. “Das tun sicher viele Teams, aber ich weiß es in diesem speziellen Fall nicht. Der Biologische Pass selbst fällt unter die Datenschutzbestimmungen. Darauf hat nur der Sportler selbst Zugriff.“
Michael Rasmussen – Ex-Profi mit Doping-Vergangenheit – reichen diese Begründungen nicht aus. Der Däne, der heute als Radsportexperte tätig ist, kritisierte sowohl das deutsche Team als auch den Vorgang insgesamt. “Drei Jahre Prozessdauer sind eine sehr lange Zeit“, hielt er auf X fest.
Den Ärzten bei Red Bull warf er vor, entweder die Verdachtsmomente übersehen oder sie ignoriert zu haben – für Rasmussen das größere Problem. Dann nämlich könnte es seiner Meinung nach noch mehr Fahrer geben, die mit Unregelmäßigkeiten im Biologischen Pass im Peloton herumfahren. Dieser Auffassung widerspricht aber van Eenoo indirekt mit seiner Erklärung, wonach erst am Ende eines längeren Prozesses Auffälligkeiten ferstgestellt werden können.
Red Bull - Bora - hansgrohe trennte sich mit einem kurzen Statement von Lazkano und verwies darauf, dass die Auffälligkeiten aus der Zeit vor der Verpflichtung des Fahrers stammten. Aber auch Movistar will nichts gewusst haben. Der Fall Lazkano weist noch einige blinde Flecken auf, die der Aufklärung bedürfen.