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08.12.2025 | (rsn) – Unter den aufstrebenden Talenten im österreichischen Radsport galt Marco Schrettl (Tirol KTM Cycling Team) seit seinen Juniorentagen als heiße Aktie. Gemeinsam mit Alexander Hajek gehörte er zu den ersten Junioren im Nachwuchsteam von Bora – hansgrohe, dem Team Auto Eder und hatte schon einen Vorvertrag in der Tasche, doch der Aufstieg in die WorldTour gelang erst, nachdem dieser ausgelaufen war.
Für die nächsten drei Jahre wird der Tiroler im Aufgebot des XDS - Astana Teams stehen, verdiente sich diesen Platz mit starken Ergebnissen in der abgelaufenen Saison, die auch einem Umdenkprozess im Kopf des 22-Jährigen zu verdanken war. "Ich habe mir im Winter echt viel durch den Kopf gehen lassen und ein wichtiger Punkt war es für mich, die Nervosität abzulegen. Das habe ich geschafft und jetzt gehe ich anders in die Rennen. Das macht viel aus", erzählte er bereits im Frühjahr gegenüber radsport-news.com. ___STEADY_PAYWALL___
Immer wieder warf er zuvor gute Ergebnisse weg, weil er einfach zu früh in die Offensive ging, seine Körner nicht für den richtigen Moment aufsparte oder auch mit dem Druck teilweise nicht umgehen konnte. Vor dem letzten U23-Jahr stand er somit am Scheideweg, wusste, er müsse sich beweisen, damit es doch noch mit dem Aufstieg in die höchste Liga des Radsports klappt.
Auf dem Weg zur Medaille in Kigali | Foto: Cor Vos
Unter zahlreichen Topergebnissen fand sich auch der Sieg bei der Trofeo Citta di San Vendemiano, einem prestigeträchtigen Nachwuchsrennen für U23-Fahrer in Italien. Wenig später holte er sich dann noch die Gesamtwertung beim Orlen Nations Grand Prix in Polen.
In der zweiten Saisonhälfte hatte er sich nicht nur die Weltmeisterschaften, sondern davor auch die Tour de l’Avenir als großes Ziel auserkoren. Mit einem dritten Platz im Prolog begann die Rundfahrt nahezu perfekt für den Tiroler, der aber dann nicht wie erhofft um die Top Ten mitkämpfen konnte. “Alle hatten mehr von mir erwartet, als ich rausgeholt habe und ich muss gestehen, das war ein mentaler Knacks für mich. Als ich nach Hause kam, war ich so gar nicht motiviert und musste mich fast schon aufs Rad zwingen“, erinnerte er sich.
Doch Schrettl ließ sich nicht unterkriegen und legte alles in das WM-Straßenrennen der U23 von Kigali, zählte dort zu den stärksten Fahrern des Tages und belohnte sich mit der Bronzemedaille, der ersten für Österreich in dieser Altersklasse seit 1997: “Es war ein brutales Gefühl bei der Siegerehrung, wobei ich das noch immer nicht realisieren kann. Die ganze Zeremonie hatte ich einfach nur Gänsehaut. Ich werde etwas Zeit benötigen, um das zu verdauen.“
Der Jubel über Bronze war riesig | Foto: Cor Vos
Und die Zeit dafür nahm er sich auch. Schrettl bestritt nach den Weltmeisterschaften kein Rennen mehr, hätte durchaus zum Kreis der Medaillenkandidaten bei den Europameisterschaften gezählt oder auch bei Piccolo Lombardia. “Da ich danach nichts mehr gefahren bin, konnte ich den Erfolg von Kigali so richtig einsinken lassen, habe mir keinen Stress gemacht und irgendwie ist der Druck der ganzen Saison da von den Schultern gefallen“, blickte Schrettl zurück.
So genoss er schon am Flughafen in Wien nach seiner Rückkehr einen ersten Empfang mit seiner Familie und Freunden, zu Hause besuchten ihn dann seine Kollegen und es wurde gefeiert. Es folgte ein Ehrenanstoß beim örtlichen Fußballverein, wo sein Bruder spielt. Schrettl ist seit Kindertagen bei dem Verein, schaut noch immer jedes Heimspiel am Platz, wenn er vor Ort ist.
Auf dem Podium neben Jan Huber und Lorenzo Finn | Foto: Cor Vos
“Das waren richtig lässige Erfahrungen“, bilanzierte er und gönnte sich damit vor dem neuen Karrierekapitel WorldTour eine mehr als verständliche Pause. Drei Jahre nun hat er Vertrag bei Astana, das Team durfte er schon beim ersten Camp in Montecatini in Italien kennenlernen, ehe nun bis Weihnachten in Spanien mit den neuen Kollegen seine Trainingsrunden drehen wird.
“Es ist echt eine coole Truppe mit vielen jungen Fahrern, der Spaß am Radsport steht im Vordergrund. Ich freue mich auf die ersten Rennen, wo ich viel probieren kann. Man will mich überall einsetzen, mir Möglichkeiten geben und damit auch all die Einsatzgebiete zeigen, die auf mich warten können“, so Schrettl abschließend.