Pedersen und Milan gemeinsam bei Mailand-Sanremo

Co-Leader mit vertauschten Rollen

Von Jan Zesewitz

Foto zu dem Text "Co-Leader mit vertauschten Rollen"
Jonathan Milan und Mads Pedersen bei Paris-Robaix (2.UWT) 2025. | Foto: Cor Vos

13.12.2025  |  (rsn) – Mads Pedersen und Jonathan Milan gehen 2026 erneut als “Nicht-Klassement“-Doppelspitze bei Lidl – Trek in die Saison. Während der Däne im vergangenen Jahr auf die Tour de France (2.UWT) zugunsten von Milan verzichten musste und stattdessen den Giro d’Italia (2.UWT) mit vier Etappensiegen und dem Gewinn des Maglia Ciclamino dominierte, soll es im kommenden Jahr andersherum laufen.

“Die Tour steht in meinem Programm, ohne Johnny“, sagte Pedersen beim Medientag von Lidl – Trek. “Es war mein großer Wunsch, die Tour zu fahren, nochmal: Es ist ein klares Ziel seit vielen Jahren, das Grüne Trikot zu gewinnen und es ist ziemlich klar, dass es dann nicht einfach ist, auch Johnny (an den Start) zu bringen. Wer wird viele Punkte holen und ich muss dann gegen ihn sprinten und dann sehen wir wie Idioten aus. Er ist da und ich bin da und wir haben auch noch Ayuso – das wird nicht funktionieren.“

Pedersens Programm sieht die Valencia-Rundfahrt (2.Pro), die Tour de la Provence (2.Pro) und Paris-Nizza (2.UWT) als Vorbereitung auf die Klassiker-Saison vor. Milan soll über die AlUla-Tour (2.Pro) und die UAE-Tour (2.UWT) zu Mailand-Sanremo (2.UWT) kommen. Dort sollen die beiden Stars der deutschen Equipe gemeinsam am Start stehen – eine Ausnahme. Das Rennprogramm zeigt, wie die beiden auch 2026 koexistieren können und dennoch die Ausbeute des Teams maximieren können.

Milan zum Giro „keine schwierige Entscheidung“

Milan geht als “reiner“ Sprinter in die Saison, Pedersen soll seinerseits bei den Klassikern den ersehnten Monument-Sieg einfahren und bei der Tour de France endlich das Grüne Trikot gewinnen. Das ist Milan im vergangenen Jahr gelungen, diese Jahr stehen für ihn Etappensiege beim Giro im Fokus. “Die Entscheidung war nicht so schwierig“, stellte Milan klar. “Klar wäre ich gerne die Tour gefahren, aber ich freue mich auf den Giro, da wird es einige schöne Gelegenheiten für Sprinter geben und wir gehen mit einem Team an den Start, das für mich fahren wird. Wir werden dort mehr oder weniger versuchen, was wir die letzten Jahre gemacht haben, so viele Rennen wie möglich zu gewinnen.“

In den Sprints soll Milan 2026 auch Unterstützung von Neuzugang Max Walscheid bekommen, der den Sprintzug um die erfahrenen Fahrer Simone Consonni und Edward Theuns ergänzen wird. “Für mich ist das wichtigste, dass wir problemlos Positionen wechseln können, das war auch in der Vergangenheit unsere Stärke. Ich bin froh, jetzt Max Walscheid im Team zu haben, er ist ein sehr starker Fahrer. Wir trainieren ab jetzt zusammen und werden auch die ersten Rennen nutzen, um den besten Sprintzug herauszufinden.“

Der Italiener freut sich auf seine Heim-Grandtour, bei der er bereits das Maglai Ciclamino gewinnen konnte. Für den schnellen Mann dürften sich beim Giro mehr Gelegenheiten bieten als bei der eher “sprinterunfreundlichen“ Tour. “Jeder soll glücklich werden in diesem Team und ich bin glücklich mit dem Giro nächstes Jahr“, sagte der Italiener über die Aufteilung zwischen Pedersen und ihm. “Die Tour war eine tolle Erfahrung 2025, nicht nur wegen der Erfolge, ich habe auch unsere Herangehensweise und die Stimmung im Team sehr genossen.“

Lidl – Trek praktiziert mit dem Wechselspiel maximale Fairness und belohnt Pedersen für seine Loyalität im vergangenen Jahr. Der Däne stimmte Milan zu, dass die Entscheidung in der Rennplanung nicht schwierig war. Schwieriger dürfte es für beide werden, sich in einem ausgeglichenen Sprinterfeld und einer hochkarätig besetzen Klassikerkampagne mit Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceunicnk) und Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) durchzusetzen.

Herausforderungen bei den Klassikern

Paris-Roubaix (2. UWT) steht ganz oben auf der Liste von Pedersen, und er hat auch schon einen Plan, wie er Pogacar und van der Poel besiegen kann: „Wenn es taktisch wird, könnte das mein Vorteil werden“, sagte er. “Es hängt vom Rennverlauf ab. Wir dürfen Wout van Aert nicht vergessen. Ganna könnte auch dabei sein. In Roubaix gibt es immer Überraschungen, jemand wird sicherlich einen Platten haben. Es gibt eine Million verschiedene Szenarien. Einerseits ist es toll, dass Tadej dabei ist, andererseits ist es aber auch schrecklich. Nach dem Rennen wissen wir mehr.“

Der Däne will sich auf keinen Fall hinter den großen Namen verstecken und sieht sich auf Augenhöhe: “Ich versteckte mich auch nicht hinter Mathieu, als wir letztes Jahr zusammen bei Gent-Wevelgem unterwegs waren. In Roubaix und Flanders bin ich auch mitgefahren. Wir arbeiten immer mit, auch wenn wir wissen, dass Tadej an den Bergen besser ist als wir. Aber wenn er einen Platten hat, ist er weg – und dann sieht die Sache ganz anders aus.“

Gemeinsam sollen Milan und Pedersen in Sanremo versuchen, die Superstars in die Knie zu zwingen. Beide machen klar, dass sich das Rennen in den vergangenen Jahren – vor allem durch die Anwesenheit Pogacars – stark verändert hat. Die Bergfestigkeit an Cipressa und Poggio wird immer entscheidender. “Sanremo hat sich in den letzten Jahren verändert“, sagte Pedersen. “Ich muss mich in den 10-Minuten-Efforts wie der Cipressa verbessern. Aber wenn Ganna dabei ist, muss ich das auch können – ohne Ganna schlechtreden zu wollen. Er ist ein fantastischer Fahrer, aber ich weiß, dass ich da das gleiche kann wie er. Darum glaube ich noch daran, dass ich dieses Rennen gewinnen kann.

Es ist vorläufig mit Gent – Wevelgem das einzige Rennen, in dem die beiden Leader Seite an Seite fahren werden. Und vielleicht ist die doppelte Power der Schlüssel zum Erfolg für Lidl – Trek.

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