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12.07.2006 | (Ra) - Bei der Tour 2006 gab es von den den Sprintern McEwen und Freire abgesehen mit T-Mobile bisher einen großen Sieger, dafür aber gleich eine ganze Reihe von Verlierern. Einige der Favoriten in der Gesamtwertung, vor allem aber viele der Bergspezialisten haben am Samstag beim ersten großen Zeitfahren schon derart große Rückstände aufgebrummt bekommen, dass sie zumindest vorerst in der Gesamtwertung keine Rolle mehr spielen. Aber jetzt stehen die Pyrenäen-Etappen auf dem Programm (die Etappe von Cambo-les-Bains nach Pau ab 13 Uhr im Radsport aktiv Live Ticker) und für viele der Enttäuschten und Enttäuschenden ist Wiedergutmachung angesagt.
Wo ist Discovery? fragten sich viele Beobachter in der ersten Tour-Hälfte. Vom dominierenden Team der vergangenen Jahre war bisher nicht viel zu sehen. Im Zeitfahren, bisher immer eine Domäne von Discovery, musste Teamchef Johan Bruyneel einen regelrechten Einbruch seiner Topfahrer registrieren. Eine bittere Erfahrung für den ehrgeizigen Belgier, der Lance Armstrong zu seinen sieben Toursiegen geführt hat.
Aber mit der heutigen ersten Bergetappe soll alles besser werden. In den Pyrenäen will Discovery Channel mit allem, was es hat angreifen. „Es gibt nur eine Möglichkeit, die verlorene Zeit wieder gutzumachen: attackieren, so dass kein Team das Rennen kontrollieren kann“, sagte Bruyneel. „Wir müssen aggressiv sein - abwarten und schauen, was passiert, ist nach dem Ergebnis des Zeitfahrens keine Option mehr für uns.“
Trotz der schweren Niederlage vom Samstag hat Bruyneel noch mehrere Fahrer in Schlagweite zum Gesamtführenden Serhiy Honchar: Paolo Savoldelli mit 2:10 Minuten Rückstand und George Hincapie mit 2:30 Minuten. Aber auch die in den Bergen stärker einzuschätzenden Yaroslaw Popovych und Jose Acevedo liegen noch nicht aussichtslos zurück. Bruyneel zielt mit seiner Angriffsstrategie vor allem auf T-Mobile und Andreas Klöden. „T-Mobile ist zweifellos das stärkste Team. Andreas Klöden ist der beste von ihnen, aber sie haben auch noch andere gute Fahrer.“
Ein Team mit starken Bergfahrern stellt traditionell Euskaltel. Die Profis des baskischen Rennstalls sind immer dann besonders stark, wenn die Tour in die Nähe ihrer Heimat kommt. Aber nicht nur deshalb wird man auf den Pyrenäen-Etappen Iban Mayo auf der Rechnung haben müssen. Der 29-jährige Kletterspezialist hat zuletzt bei der Dauphiné aufsteigende Form bewiesen. Teammanager Julien Gorospe glaubt, dass Mayo, der in den letzten Jahren die großen Erwartungen nicht mehr erfüllen konnte, auf den Punkt topfit ist. „Es war extrem wichtig für Ivan, dass er bei der Dauphiné eine Etappe gewonnen hat“, so Gorospe. „Er ist jetzt ein ganz anderer Fahrer.“ Da scheint auch der große Abstand von bereits über sechs Minuten nicht weiter zu stören. „Sollte er eine der Pyrenäen-Etappen gewinnen, wird er in der Gesamtwertung einen großen Sprung nach vorn machen“, sagte der Euskaltel-Chef, der auf die Unterstützung der vielen baskischen Radsportfans baut. „Wir schauen nur von Tag zu Tag.
Ein Sieg auf einer Bergetappe wäre auch für Mickael Rasmussen für’s Erste genug. Der Bergkönig des letzten Jahres hat bereits 7:40 Minuten Rückstand auf das Gelbe Trikot und hat das Gesamtklassement schon abgeschrieben. Deshalb registrierte er auch Journalistenfragen zum Verhältnis zwischen ihm und seinem Kapitän mit Unverständnis. „Da wird ein Konflikt zwischen Denis und mir konstruiert, den es gar nicht gibt“, regte sich Rasmussen auf. „Ich werde gefragt, ob ich mich für Menchov opfere. Solche Sachen besprechen wir im Team. Außerdem hat man im letzten Jahr gesehen, dass Savoldelli und Hincapie Etappen gewonnen haben, obwohl sie Helferdienste für Armstrong verrichteten. Ich werde Menchov auch nicht den Berg hochschieben müssen.“
Ein weiterer Kandidat auf einen Etappenerfolg ist Gilberto Simoni. Für den zweimaligen Giro-geht die Tour mit den Pyrenäenanstiegen erst richtig los. „Ich fühle mich sehr gut. Heute wird es nicht mehr als ein „warm up“ für die Etappe nach Pla-de-Beret sein“, sagte Simoni, der auf die Unterstützung von José Angel Gomez Marchante, David Cañada und Riccardo Ricco bauen kann.
Ein weiterer Italiener möchte sich rehabilitieren. Damiano Cunego landete beim Zeitfahren ebenfalls unter ferner liefen. Allerdings hat der Giro-Sieger von 2004 von Anfang an keine Ambitionen in der Gesamtwertung und konzentriert sich bei seiner ersten Tour-Teilnahme auf Etappensiege. Ob dem 24-jährigen „kleinen Prinzen“ der schon heute gelingt, ist aber fraglich: Vom letzten Anstieg, dem Col de Marie-Blanque, geht es noch 45 Kilometer bergab ins Ziel.