Interview mit Servais Knaven

,,Ich kann Paris-Roubaix noch einmal gewinnen"

06.12.2006  |  2001 gewann Servais Knaven Paris-Roubaix. Seitdem hatte sich der Niederländer bei Quick Step aber immer mehr mit der Helferrolle für seinen Kapitän Tom Boonen begnügen müssen. Bei seinem neuen Arbeitgeber T-Mobile möcht der 35-Jährige wieder auf eigene Rechnung fahren. Im Gespräch mit Radsport aktiv sprach Knaven über die Gründe für seinen Wechsel und seine Ziele für 2007

Servais, die letzten drei Jahre sind Sie für Quick.Step gefahren, die wahrscheinlich beste Klassikermannschaft im Peloton. Jetzt haben Sie sich entschieden, das Team zu verlassen. Spielte dabei Ihre Nichtnominierung für die Flandern-Rundfahrt eine Rolle?

Knaven: Einer der Gründe, weshalb ich das Team verlassen habe, ist tatsächlich meine Nichtberücksichtigung für einige Rennen, bei denen ich zuvor sonst immer am Start stand. Nicht nur ich, sondern auch viele andere Menschen, sind der Meinung, dass ich noch immer in der Lage bin, bei solchen großen Rennen zu starten. Quick.Step war da jedoch anderer Meinung. Im nächsten Jahr hätte ich die selben Probleme gehabt. Wenn ich im Team geblieben wäre, hätte ich wieder zu Hause rumsitzen müssen, während andere bei ,,meinen“ Rennen gefahren wären. Ich möchte diese Rennen aber unbedingt fahren und ich bin mir sicher, dass ich auch gute Resultate abliefern kann.

In der abgelaufenen Saison hatten sie nur wenig gute Ergebnisse. Woran hat es gelegen?

Knaven: Mit meinem Jahr bin ich nicht zufrieden, ich bin aber heiß darauf zu zeigen, dass ich immer noch ein guter Fahrer bin. Ich denke, dass ich viel mehr zu bieten habe, als nur Tempoarbeit im Feld zu verrichten. Das musste ich in den letzten Jahren nämlich meistens tun. Deshalb konnte ich auch keine guten Ergebnisse herausfahren. Ich fuhr wirklich stark, musste aber bereits im ersten Teil der Rennen viel arbeiten. Deshalb sah man mich dann auch nicht mehr, wenn im Finale die Post abging.

Wann ist Ihre Entscheidung, für ein neues Team zu fahren, gefallen?

Knaven: Das stand für mich schon zu Beginn des Jahres fest.

Wie kam dann der Kontakt zu T-Mobile zustande?

Knaven: Ich habe oft mit meinem Kumpel Andreas Klier über einen möglichen Wechsel zu T-Mobile gesprochen. In den Jahren zuvor wollte ich Quick.Step aber nicht verlassen. Im Juli hat mich dann Rolf Aldag, den ich auch sehr gut kenne, angerufen und gefragt, ob ich im kommenden Jahr nicht für T-Mobile fahren wolle. Da stand der Wechsel eigentlich schon so gut wie fest. Mit anderen Teams habe ich dann auch nicht mehr gesprochen.

Was war schlussendlich ausschlaggebend für den Wechsel zu T-Mobile?

Knaven: Ganz wichtig war natürlich die Tatsache, dass ich bereits viele Leute im Team kannte. Rolf Aldag, Tristan Hoffmann, Andreas Klier, sowie einige Pfleger und Mechaniker. Dazu spreche ich ganz gut Deutsch. So war es für mich auch kein großer Schritt nach den langen Jahren bei Quick.Step zu meinem neuen Arbeitgeber zu wechseln. T-Mobile ist ein sehr professionell geführtes Team und ich habe auch eine sehr professionelle Einstellung. Das passt perfekt. Außerdem habe ich bei T-Mobile natürlich die Chance, bei den Klassikern auf eigene Rechnung zu fahren. Ich hatte wirklich kein Problem damit in den letzten Jahren für Tom Boonen zu arbeiten, aber ich habe jetzt ja am eigenen Leib spüren müssen, was passiert, wenn man keine eigenen guten Resultate vorweisen kann.

Haben Sie mit der Teamleitung bereits über Ihren Rennplan für 2007 gesprochen?

Knaven: Ja. Ich werde mit der Katar- Rundfahrt in die Saison starten und danach die Mallorca Challenge und die Algarve Rundfahrt bestreiten. Im Anschluss kommen dann Omloop Het Volk und Tirreno-Adriatico. Dann stehen die Klassiker in Belgien und natürlich Paris-Roubaix auf dem Programm.

Im Jahr 2001 haben sie Paris-Roubaix gewonnen. Sind Sie noch immer in der Lage, ein solch großes Rennen zu gewinnen?

Knaven: Um es kurz zu fassen, ja.

Als welchen Fahrertyp würden Sie sich beschreiben?

Knaven: Ich komme sehr gut mit den Klassikern zurecht. Ich bin jetzt schon 13 Jahr Radprofi und habe viel Erfahrung gesammelt. Mit dieser Erfahrung kann ich dem Team eine große Hilfe sein. Dazu bin ich ein Fahrer, der viel in Fluchtgruppen unterwegs war. Deshalb kenne ich auch die Taktiken in Fluchtgruppen. So weiß ich auch sehr gut, was man tun muss, um eine Ausreißergruppe rechtzeitig wieder einzuholen. Es ist wichtig, den Ausreißern einen Schritt voraus zu sein.

Neben Andreas Klier werden sie bei den Kopfsteinpflasterklassikern wahrscheinlich der Kapitän bei T-Mobile sein und gegen ihre Ex-Teamkameraden fahren. Was wird das für ein Gefühl sein?

Knaven: Ich freue mich darauf. Ich kenne die Art und Weise, wie sie die Rennen bestreiten und weiß über ihre Schwachpunkte Bescheid. Das kann von großer Bedeutung sein. Auf der anderen Seite denke ich, dass wir mit Andreas Klier, Bernhard Eisel, Roger Hammond, Marcus Burghhardt und mir ein starkes Team für die Klassiker haben.

In den letzten Jahren waren Sie Helfer von Tom Boonen. In der nächsten Saison werden sie einer der Teamkapitäne sein. Wird das eine große Umstellung oder sehen Sie das auch als Chance?

Knaven: Natürlich sehe ich es als Chance. Das Team hat viel Vertrauen in mich. So habe ich zum Beispiel schon mein Rad für Paris-Roubaix und auch mein Zeitfahrrad. Da mir T-Mobile trotz meiner 35 Jahre, einen Zweijahres-Vertrag gegeben hat, gibt mir das Extramotivation um bei "meinen“ Rennen sehr gute Leistungen zu bringen. Darüber hinaus will ich aber auch ein guter Teamkamerad sein.

T-Mobile hat viele seiner so genannten Stars verloren. Warum sollte 2007 trotzdem ein erfolgreiches Jahr für das Team werden?

Knaven: Jeder hier ist sehr motiviert. Außerdem hatten viele Fahrer mit der gleichen Situation wie ich zu kämpfen: Sie fuhren starke Rennen, aber mussten sich meistens in den Dienst ihrer Kapitäne stellen. Wir haben viele junge, talentierte Fahrer im Team. Da können einige im nächsten Jahr den großen Durchbruch schaffen.

Sie sind mittlerweile 35 Jahre alt. Sehen Sie sich als eine Art Mentor für die jüngeren Fahrer?

Knaven: Wenn man 35 Jahre alt ist, dann hat man viel Erfahrung. Wenn man will, dann kann man für andere auch eine Art Mentor sein. Nicht jeder will das sein, weil viele Fahrer nur an sich selbst denken. Ich bin da anders. Ich mag es, jungen Fahrern so viele Hilfestellungen wie möglich zu geben.

Wie lange wollen Sie noch Radprofi sein?

Knaven: Ich bleibe zumindest noch die nächsten beiden Jahre im Peloton. Danach muss man schauen.

Sie haben schon Paris-Roubaix, aber auch eine Etappe bei der Tour de France gewonnen. Gibt es noch einen Traum, den Sie sich in ihren letzten Profijahren noch einmal erfüllen möchten?

Knaven: Wenn ich noch einmal Paris-Roubaix gewinnen könnte, wäre das großartig. Mit Servais Knaven sprach Christoph Adamietz

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