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24.07.2008 | Der eine lag fix und fertig im Ziel auf dem Rücken, der andere legte sich erst mal zum Aufwärmen ins Bett. Bernhard Kohl und Stefan Schumacher haben auf der Königsetappe der 95. Tour de France alles gegeben.
Der Österreicher klappte nach dem legendären Anstieg nach L'Alpe d’Huez regelrecht zusammen. Nicht mal die Schuhe konnte Bernhard Kohl sich alleine öffnen. Ein Wort brachte er schon gar nicht raus. Alles, wirklich alles hatte der Gerolsteiner-Kapitän auf den 21 Kehren hinauf in die Skistation aus sich heraus geholt. „Ich bin mehrmals übers Limit gegangen“, sagte er, als er wieder reden konnte.
Der Einsatz hat sich gelohnt.
Als Zehnter nach den 210,5 Kilometern mit Start in Embrun büßte Kohl nur gegenüber dem neuen Spitzenreiter Carlos Sastre Zeit ein. Mit 1:33 Minuten Rückstand ist Koxi nun Dritter hinter dem Spanier und dem Luxemburger Fränk Schleck (CSC-Saxo Bank).
Außerdem stockte er bei den Bergwertungen sein Konto auf 125 Zähler auf, so dass ihm das Bergtrikot nicht mehr zu nehmen ist. Auf den Plätzen zwei und drei haben Carlos Sastre und Fränk Schleck (beide CSC-Saxo Bank) haben bereits je 45 Punkte Rückstand auf den Klagenfurter. In Paris wird Kohl am Sonntag zum Bergkönig der Tour 2008 gekürt. Dazu liegt er weiter aussichtsreich im Gesamtklassement. „Ich will in Paris unbedingt auf dem Podium stehen. Diese Chance habe ich genutzt“, freut sich der 26-Jährige. Er muss nur noch heil ankommen.
Was wäre aber gewesen, wenn er zu Beginn des Anstiegs nicht jede Attacke mitgegangen wäre? Sobald Andy oder Fränk Schleck, Vladimir Efimkin (Ag2r), Alejandro Valverde (Caisse d'Epargne) loslegten, klemmte sich Kohl an ihr Hinterrad. Hätte er nicht warten sollen, was Cadel Evans (Silence-Lotto) macht? Der Australier will doch die Tour gewinnen. Vermutlich wollte Kohl um jeden Preis die Chance nutzen, das Gelbe Trikot zu erobern. Dabei rieb er sich völlig auf.
Ebenso wie sein Teamkollege Stefan Schumacher. Mit 18:52 Minuten Rückstand erreichte der Nürtinger das Ziel, völlig ausgepumpt und mit den Kräften am Ende. Er hatte sich auf dem Anstieg zum Galibier so sehr verausgabt, dass er sich im Hotel erst mal ins Bett legen musste, um sich aufzuwärmen.
Weil er als Erster auf dem legendären Pass angekommen war, erhielt er den Ehrenpreis "Souvenier Henri Degrange". Außerdem schnappte der WM-Dritte der Konkurrenz wichtige Punkte weg und sicherte so vorzeitig das Bergtrikot seines Kapitäns. In der Gesamtwertung ist Schumi auf Platz 26(+ 40:08 Min.) wieder bester Deutscher.
Wirklich zählt aber, dass er sich als großer Kämpfer bei der Tour einen Namen gemacht hat.