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28.08.2009 | (rsn) – Nach seinem dritten Platz beim ProTour-Eintagsrennen GP Plouay geht Paul Martens mit großen Ambitionen in die Vuelta a Espana. Einen Tag vor dem Start der Spanien-Rundfahrt hat der Rabobank-Profi allerdings mit einer Erkältung zu kämpfen. „Montag und Dienstag habe ich ein Kratzenn im Hals gespürt und Mittwoch habe ich mich dann im Training sehr schlapp gefühlt. Am Donnerstag war die Nase zu und die Stimme ziemlich mitgenommen“, sagte Martens im Gespräch mit Radsport News.
„Mein Team hat mich schon besorgt gefragt, ob ich starten kann, aber ich habe ganz klar gesagt: Ja“, so der gebürtige Rostocker, der zuversichtlich ist, sich schnell zu erholen. Mut macht ihm der Streckenverlauf der ersten Tage: „Am Samstag im Prolog ist es egal, ob ich 95 oder 100 Prozent gebe, und auf den folgenden beiden Etappen, die nicht so spektakulär sind, habe ich die Gelgenheit, mich einzufahren.“
Die 4. Etappe hat sich Martens aber bereits angestrichen. „Da geht es nach Lüttich und durch mein Trainingsgebiet“, so der in den Niederlanden lebende Klassikerspezialist. „Wenn es mir wieder gut gehen sollte, werde ich da sicher was probieren.“ Die Form stimmt, was neben dem Podiumsplatz beim GP Plouay auch zwei weitere dritte Etappenplätze bei der Tour du Limousin beweisen.
Nach den zahlreichen guten Ergebnissen nicht nur dieses Jahre wäre es eigentlich an der Zeit für einen großen Coup – was auch Martens so sieht: „Ich bin in den letzten Rennen auf hohem Niveau gefahren, es hat halt das letzte Quäntchen gefehlt. Bei der Vuelta habe ich drei Wochen Zeit, das nötige Glück zu erzwingen und auch mal einen ganz großen Sieg zu landen.“
Der wäre nach Martens Meinung nicht nur auf einer der mittelschweren Etappen möglich, sondern vielleicht sogar auf einem der Bergabschnitte. „Die Profile geben nicht immer die Realität wieder“, so der 25-Jährige. „Bei richtig schweren Bergetappen, vor denen auch die Kletterer einen Riesenrespekt haben, hat man manchmal bessere Chancen, erfolgreich zu sein als auf Mittelgebirgsetappen, wo viele sich was ausrechnen und keiner reißen lässt. Außerdem lässt sich nicht so einfach sagen: Auf der und der Etappe probiere ich was. Das hängt einfach auch von der Tagesform ab – wie sind die Beine, wie habe ich geschlafen.“
Auch Martens bewertet die zweite Vuelta-Woche als extrem schwer: „Aber ob sie zuviel für die Fahrer ist, hängt von der Fahrweise ab. Wenn ein Favoritenteam wie Caisse d’Epargne schon gleich im ersten Berg das Feld auseinanderfährt, wird es für viele Fahrer eng mit der Karenzzeit. Aber ich gehe nicht davon aus, dass es in der zweiten Woche schon zu solchen Harakiri-Aktionen kommt.“
Rabobank geht mit zwei Kapitänen in die Vuelta. Robert Gesink für die Gesamtwertung uns Oscar Freire für die Sprintankünfte. „Dahinter haben alle Fahrer die Klasse, ihr Glück in Ausreißergruppen zu versuchen“, so Martens. “Aber unser Hauptaugemerk wird sicherlich Robert gelten. Er hat sich nach seiner verkorksten Tour sehr gut vorbereitet und ist richtig heiß auf das Rennen.“
Martens Leistungen hat Rabobank mit einem neuen Zweijahresvertrag belohnt, auch wenn es in den bisherigen beiden Jahren noch zu keinem Sieg reichte. „Die Teamleitung ist zufrieden mit mir und hat mir schon im Frühjahr signalisiert, dass man mit mir weiter plant. In den kommenden Jahren setzt das Team vor allem in den schweren Klassikerrennen auf mich.“ Martens fühlt sich wohl bei Rabobank, weshalb er auch keine Gespräche mit anderen Mannschaften geführt hat: „Natürlich habe ich, was andere Teams anbelangt, nicht auf taub geschaltet, aber es war schon mein Wunsch, auch künftig in Orange zu fahren.“
Auch 2009 hat sich Martens wieder in den erweiterten WM-Kader des Bundes Deutscher Radfahrer gefahren. In den vergangenen beiden Jahren war er letztlich nicht berücksichtigt worden, diesmal scheinen seine Chancen besser zu stehen. Eine starke Vuelta würde Martens Aussichten sicher weiter verbessern. „Vor zwei Jahren gab es sicherlich Fahrer, die stärker waren als ich. Letztes Jahr war ich schon sehr enttäuscht, dass ich nicht nominiert wurde“, so Martens. „Diesmal gehe ich einfach davon aus, dass ich dabei bin. Ich bin jetzt so selbstbewusst zu sagen: Auf schweren Strecken wie der von Mendrisio gibt es keine neun Fahrer in Deutschland, die stärker sind als ich.“