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28.05.2010 | (rsn) – Der Giro d`Italia geht in die heiße Phase. Die letzten drei Etappen können allesamt über Rundfahrtsieg oder Niederlage entscheiden. Am Freitag und Samstag stehen zwei extrem schwere Bergetappen an, am Sonntag endet die Rundfahrt mit einem 15 Kilometer langen Einzelzeitfahren.
Die 19. Etappe führt kurz vor dem Ziel über den gefürchteten, im Schnitt 10 Prozent steilen Mortirolo und geht mit einer Bergankunft in Aprica zu Ende. Am Samstag folgt dann die Königsetappe der Rundfahrt über das Dach des Giros, den Gavia-Pass in 2618 Metern Höhe. Ob diese Steigung genommen werden kann, ist noch nicht ganz sicher, da für das Wochenende schlechte Witterungsbedingungen erwartet werden. Entlang der Straßen des Gavia-Passes türmt sich der Schnee. Neben dem Gavia-Pass stehen mit dem Forcola di Livigno in 2315 Metern Höhe und dem Passo di Eira in 2211 Metern Höhe zwei weitere Hammerberge im Profil. Doch nicht genug: Nach dem Gavia-Pass steht noch die Bergankunft auf dem Passo del Tornale in 1883 Metern Höhe an.
Angesichts dieser beiden Klettertorturen scheint das 15 Kilometer lange, hügelige Einzelzeitfahren von Verona nicht mehr groß ins Gewicht zu fallen. Oder wird es das Zünglein an der Waage sein?
Ivan Basso (Liquigas), derzeit Gesamtzweiter muss auf jeden Fall in den Bergen in die Offensive gehen. Seine Zeitfahrqualitäten reichen nicht aus, um dem führenden Spanier David Arroyo (Caisse d`Epargne) im Kampf gegen die Uhr die benötigten 2:27 Minuten abzuknöpfen. Außerdem sitzt ihm der Gesamtvierte Cadel Evans (BMC), ein Zeitfahrspezialist, im Nacken. „Meine 42 Sekunden Vorsprung auf Evans könnten nicht ausreichend sein. Ich muss noch Zeit gutmachen“, kündigte Basso an, der jedoch anfügte. „Zunächst einmal müssen wir Arroyo loswerden.“
Basso erwartet, dass in den Bergen das Klassement noch einmal kräftig durcheinander gewirbelt wird. „Der Giro ist noch lange nicht vorbei. Es kann viel passieren. Vielleicht hängt mich ja Evans auch am Berg ab.“ Dies würde Evans natürlich in die Karten spielen, denn dieser weiß, dass es schwer werden wird, im kurzen Zeitfahren 42 Sekunden auf Basso gutzumachen. „Ich habe einmal die Tour um 23 Sekunden verloren. Daher weiß ich, dass jede Sekunde zählt“, so der Weltmeister.
Auch für den Gesamtführenden Arroyo wird es wohl ein Sekundenspiel werden. Der Spanier schlug sich auf den letzten Etappen tapfer und geht mit einem Vorsprung von 2:27 Minuten auf Basso und 3:09 auf Evans auf die letzten drei Etappen. „Verona kommt immer näher. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass ein Traum wahr werden könnte“, so der Caisse d`Epargne-Profi, der jedoch anfügte. „Ich bin auch Realist. Die nächsten Tage werden richtig schwer. Den Mortirolo bin ich noch nie gefahren. Ich denke, an diesem Berg wird sich der Gesamtsieg entscheiden.“ Dennoch ist Arroyo zuversichtlich: „Meine Bestform bei großen Rundfahrten erreiche ich immer in der letzten Woche.“ Ob Bestform genügt, um die Angriffe von Basso und Evans abzuwehren? Die nächsten drei Tage werden es zeigen.