Glosse

Spanische Methoden

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Alberto Contador (Saxo Bank) bei der Algarve-Rundfahrt Foto: ROTH

16.02.2011  |  (rsn) – Am Fall Contador kam einem bis vorgestern schon so einiges spanisch vor: Von der späten und unwilligen Bekanntgabe des positiven Clenbuterol-Tests durch die UCI über die offensichtliche Klüngelei zwischen dem Weltverband und dem mal wieder auffälligen A.C. bis hin zur massiven Einmischung der spanischen Politikprominenz.

Die bisher bekannt gewordenen Einzelheiten aus dem Urteil des Spanischen Radsportverbandes aber verleihen der ganzen Angelegenheit eine noch pikantere Note. Selbst der Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA sucht vergeblich nach vergleichbaren Fällen. Generaldirektor David Howman nahm erstaunt eine neue Methode der alten spanischen Praxis zur Kenntnis, einen unter massivem Dopingverdacht stehenden Sportler doch noch irgendwie davonkommen zu lassen.

Und das ging so: Der Spanische Verband, dessen Präsident sich schon mal von der Unschuld Contadors überzeugt zeigte, bevor er überhaupt Einblick die Dokumente genommen hatte, ringt sich dazu durch, dem Fahrer vorzuschlagen, doch für ein Jahr auszusetzen. Ja, man glaube Contador, dass er willentlich/wissentlich nichts Verbotenes zu sich genommen habe, und ja, die Mikromengen an Clenbuterol hätten ja gar keine leistungssteigernde Wirkung gehabt. Aber nun ja, da gäbe es nun mal diese ärgerlichen positiven Proben – übrigens gleich vier davon, wie erst vor einigen Tagen bekannt wurde. Deshalb schlage man dem verdienten Sporthelden des Landes einen Kompromiss vor: nämlich für ein Jahr mit dem Radeln auszusetzen. Was er, Contador, denn davon halte? Die Antwort erfolgte prompt: Nichts! Woraufhin der Verband – bildlich gesprochen – einmal kräftig durchatmete und mitteilte: Ist recht. Wir ja eigentlich auch nicht, weshalb die Angelegenheit damit für uns erledigt ist.

Nach jetzigem Informationsstand hat Contador keine Indizien und schon gar keine Beweise für seine verwegene These vom verseuchten spanischen Steak vorbringen können. Das schien den Verband aber nicht weiter zu stören; ganz so einfach wird es sich zumindest die WADA wohl nicht machen. Die Angelegenheit könnte für den dreifachen Toursieger also noch so zäh werden wie ein altes Stück baskisches Rindfleisch.

Contador selber ahnt wohl auch schon, was da noch auf ihn zukommen wird. Mit seiner auf den Freispruch folgenden Ankündigung, den Giro d’Italia bestreiten zu wollen, folgt er vielleicht der sogenannten Valverde-Maxime: Solange ich noch fahren darf, nehme ich so viel mit wie irgend möglich.

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