08.07.2011 | Le Mans (rsn) – Philippe Gilbert sieht Grün und André Greipel kein Land mehr? In der ersten Tour-Woche haben sich im Team Omega
Pharma – Lotto die Verhältnisse verschoben. Grund ist die veränderte Punktewertung, durch die bergfeste Sprinter und schnelle Klassikerfahrer bevorzugt werden. Auch bei HTC-Highroad änderte
man deshalb die Ziele. Mark Cavendish widmet sich künftig wieder
dem, was er am besten kann: dem Spurt um Tagessiege. Schon heute auf der 7. Etappe von Le Mans
nach Chateauroux könnte der ManXman wieder zuschlagen.Auch Greipel hat den heutigen Freitag ganz dick in
seinem Kalender angekreuzt. Das erste richtig flache Etappenende sollte ihm
auf den Leib geschneidert sein. Um die nötige Frische zu haben, ließ er gestern auf der
6. Etappe nach Lisieux abreißen und kam mit 12:26 Minuten Verspätung ins Ziel.
Für die heutige Etappenankunft in Chateuroux hat ihm Teamkollege Gilbert seine
Unterstützung zugesagt. „In Chateauroux fahre ich für André“, kündigte der
Belgier an, der am Cap Fréhel die Teamabsprache brach und auf eigene Rechnung
fuhr, statt Greipel den Spurt anzuziehen. Vielleicht hätte der Hürther
gewonnen? Als es zur Sache ging, lag Cavendish, der spätere Etappensieger noch
hinter dem Deutschen. Greipel: „Philippe brachte die Leute mit, die später
mit mir gesprintet sind.“
Eigenmächtig entschied der dreifache Sieger der
Ardennenwoche, ums Grüne Trikot kämpfen zu wollen. Vermutlich hat er sogar
beste Chancen, es zu holen. Doch dazu braucht er alle Punkte, die er kriegen
kann. Man darf gespannt sein, wie sich Gilbert heute entscheidet. Schließlich hat er sich auch schon den Unmut seines Mannschaftskollegen Jurgen van den Broek
zugezogen hatte, als er ihm im Anstieg zur Mur de Bretagne hinterherfuhr und so
Cadel Evans heranführte. Van den Broek beschwerte sich danach: „Philippe hat das Loch, das ich
gerissen hatte, wieder geschlossen.“
Top-Favorit für den heutigen Tag (Live-Ticker Radsport News ab 12.10 Uhr) ist allerdings Cavendish, der
gestern ebenfalls vor dem letzten Hügel in Lisieux raus nahm (+ 1:44). Der Brite hat gemerkt,
dass es mit nach den neuen Regeln mit dem Grünen Trikot wohl nichts werden wird. Da es nur noch einen
Zwischensprint pro Etappe gibt, bei dem man mit 25 Punkten aber fast halb so
viel Punkte wie bei einem Etappensieg (45) gewinnen kann, sind die bergfesten
schnellen Männer wie Thor Hushovd (Garmin-Cervélo), aber auch Gilbert
im Vorteil.
„Die echten Sprinter kommen mit ihren Etappen-Erfolgen den anderen nur
nah. Wenn die in den Bergetappen bei den Zwischensprints punkten, ziehen die
Bergfesten wieder davon“, hat HTC-Chef Rolf Aldag analysiert.
Er könnte Recht haben. Denn für die ganz schnellen Männer
gibt es neben heute nur noch in Lavaur (11. Etappe) und in Montpellier (15.)
realistische Siegchancen.