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17.07.2011 | (rsn) – Mark Cavendish (HTC-Highroad) hat bei der 98. Tour de France seinen Ruf als derzeit bester Sprinter der Welt erneut eindrucksvoll untermauert. Allerdings zeigte sich auf der heutigen 15. Etappe auch, dass sich der Brite auf eine perfekt harmonierende Mannschaft verlassen kann.
Cavendishs HTC-Highroad-Team um den Österreicher Bernhard Eisel, den Eschborner Tony Martin und den australischen Anfahrer Mark Renshaw bereitete seinem Kapitän nicht nur in Montpellier mustergültig den Sprint vor, sondern zeigte sich auf dem 192 Kilometer langen Teilstück, das am Mittag in Limoux gestartet worden war, fast allein für die gesamte Führungsarbeit verantwortlich.
Cavendish hatte so keine Mühe, im Massensprint den US-Amerikaner Tyler Farrar (Garmin-Cervélo) sowie die Italiener Alessandro Petacchi (Lampre-ISD) und Daniel Oss (Liquigas-Cannondale) hinter sich zu lassen und seinen vierten Etappensieg bei dieser Tour einzufahren.
Hinter dem Spanier José Joaquin Rojas (Movistar) und dem Briten Ben Swift (Sky) kam der Pulheimer Gerald Ciolek (Quick Step) als bester deutscher Fahrer auf Rang sieben. Dagegen musste sich André Greipel (Omega Pharma-Lotto) mit Platz 13 zufrieden geben.
"Es ist unglaublich. Die Jungs haben hart für mich gearbeitet. Ich war aus den Pyrenäen noch etwas müde. Es war eine schwere Zielankunft, aber derzeit passt einfach alles bei uns", sagte Cavendish, der mit seinem 19. Tour-Tagessieg seine Führung in der Punktewertung gegenüber Rojas auf nunmehr 37 Zähler ausbauen konnte.
Der Franzose Thomas Voeckler (Europcar) verteidigte sein Gelbes Trikot des Gesamtführenden ebenso wie der Belgier Jelle Vanendert (Omega Pharma-Lotto) das Bergtrikot. Der Kolumbianer Rigoberto Uran (Sky) behauptete seine Führung in der Nachwuchswertung.
Auf der letzten Etappe vor dem zweiten Ruhetag saß gleich der erste Angriff. Der Niederländer Niki Terpstra (Quick Step), der Russe Mikhail Ignatiev (Katjuscha) und die drei Franzosen Mickael Delage (FDJ), Samuel Dumoulin (Cofidis) und Anthony Delaplace (Saur Sojasun) setzen sich bereits nach zwei Kilometern ab und bestimmten bis ins Finale hinein das Rennen.
Nach den kräfteraubenden Tagen in den Pyrenäen ließ es das Feld auf der Fahrt parallel zur Mittelmeerküste bei böigem Wind zunächst langsam angehen, so dass die Ausreißer schnell auf fast vier Minuten davon zogen - zumal Delage als bestplatzierter der Ausreißer im Gesamtklassement bereits 1:48 Stunden Rückstand auf das Gelbe Trikot von Voeckler aufwies.
Die zweitletzte Chance für die Sprinter wollte sich HTC-Highroad nicht entgehen lassen und schickte deshalb früh schon einen Helfer an die Spitze des Feldes, in dem Europcar die Kontrolle übernommen hatte. Nachdem unter dem Tempodiktat der beiden Teams der Rückstand schnell wieder auf 2:30 Minuten geschrumpft war, überließ Cavendishs Team zunächst wieder Europcar die Führungsarbeit. Prompt wuchs der Vorsprung der fünf Ausreißer wieder auf mehr als vier Minuten an.
Etwa zur Rennhälfte machte HTC Highroad im Feld wieder allein das Tempo, und Europcar konnte sich aus den vorderen Positionen zurückziehen. Beim Zwischensprint 47 Kilometer vor dem Ziel in Montagnac lieferten sich Dumoulin und Delage ein packendes Duell, das Delage ganz knapp für sich entschied. Das Feld erreichte rund 1:30 Minuten hinter der Spitze die Wertung. Cavendish sicherte sich als Sechster weitere zehn Zähler vor Rojas und Gilbert.
22 Kilometer vor dem Ziel war bei kräftigem Seitenwind der Rückstand auf unter eine Minute geschrumpft – was Ignatiev zum Anlass nahm, seine Begleiter zu attackieren. Nur Terpstra konnte dem Antritt des Russen folgen, während die drei Franzosen passen mussten.
15 Kilometer vor dem Ziel wurden die drei „D“ - Delage, Dumoulin und Delaplace - eingeholt. 6,5 Kilometer vor dem Ziel gab Ignatiev sein Bemühen auf, Terpstra leistete dagegen weiter Widerstand. Erst auf der langen Zielgerade wurde der 27-Jährige auf den letzten 3.000 Metern nach einer Flucht von 185 Kilometern gestellt. Als Belohnung erhielt Terpstra nach der Etappe die rote Rückennummer des kämpferischsten Fahrers.
Eine letzte Attacke von Philippe Gilbert (Omega Pharma-Lotto) wurde zwei Kilometer vor dem Ziel vereitelt. Im Finale zeigten sich Lampre, Omega-Pharma-Lotto, Garmin-Cervélo und Sky in vorderster Reihe, doch es war der Australier Mark Renshaw, der seinen Kapitän Cavendish wieder einmal mustergültig ins Position fuhr, so dass dieser wie so häufig erst auf den letzten 200 Metern in Erscheinung treten musste.