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23.07.2011 | (rsn) - Unsere Experten beantworten nach jeder Tour-Etappe eine Frage zum Rennen. Das entscheidende Einzelzeitfahren von Grenoble kommentiert der ehemalige Weltklassezeitfahrer Michael Rich, der mittlerweile unter anderem für den Rad-Hersteller Canyon tätig ist und dabei das Team Omega Pharma-Lotto betreut.
Hat Andy Schleck die Tour verloren, weil er den Kurs des Zeitfahrens nicht abgefahren ist?
Rich: Zunächst einmal war ich regelrecht schockiert, als ich gehört habe, dass die Schlecks die Zeitfahrstrecke sich im Vorhinein nicht angeschaut haben. Heute lief das sicher sehr unglücklich, weil sie aufgehalten wurden und erst in Grenoble ankamen, als die Strecke schon gesperrt war.
Während der Tour ist es aber auch sehr stressig. Solche Streckenbesichtigungen sollte man im Vorfeld erledigen. So hat es Evans gemacht. Er ist die Strecke schon vor der Dauphiné abgefahren und ist sie dann bei der Rundfahrt auch im Rennen gefahren, und das bei Regen. Das bringt einen ganz großen Vorteil, wenn man die Strecke im Renntempo, und dazu noch bei Regen, abfährt. Was, wenn es heute auch bei den Favoriten geregnet hätte?
Ich denke, dass die Nicht-Besichtigung circa 30 Sekunden ausgemacht haben dürfte, maximal eine Minute. Über den großen Zeitabstand von 2:31 Minuten war ich schon sehr überrascht.
Es war aber auch kein gutes Zeitfahren der Schlecks. Ich hatte erwartet, dass Evans nach dem Zeitfahren gut 20 Sekunden vor Andy liegen würde. Mit solch großen Abständen hätte ich nicht gerechnet. Da hätte Andy sich die Strecke zehn Mal anschauen können, den Abstand hätte er dadurch nicht entscheidend kleiner halten können.
Wollen die Schlecks in Zukunft die Tour gewinnen, müssen sie sich unbedingt im technischen Bereich verbessern. Am Berg sind die Fahrer fast auf einem Niveau, und in Zukunft könnte es auch wieder zwei lange Zeitfahren geben.
Der Gesamtsieg von Evans geht absolut in Ordnung. Er war jeden Tag da, hat in den Bergen nicht nur hinten draufgelegen, sondern selbst das Tempo bestimmt.