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01.12.2012 | (rsn) - Sandy Casar (FDJ-BigMat) ist davon überzeugt, dass Doping im vergangenen Jahrzehnt den Radsport in einem derartigen Ausmaß verfälscht hat, dass es sauberen Fahrern kaum mehr möglich ist, ihren wahren Wert einzuschätzen. Der 33 Jahre alte Franzose, einer der besten Rundfahrtspezialisten seines Landes, macht dem Radsport-Weltverband UCI im Zusammenhang mit dem Fall Armstrong zudem schwere Vorwürfe.
„Was mich am meisten schockiert hat, ist das Ausmaß, in dem Armstrong und seine Teamkollegen von den Institutionen möglicherweise geschützt wurden. Ich finde, das ist schlimmer als der Betrug an sich. Und ehrlich gesagt, hat die UCI nur das Minimum getan, um ihn zu stoppen“, sagte Casar im Gespräch mit der Zeitung Quest France. Die Bilanz des Routiniers zu den vergangenen 15 Jahren fällt vernichtend aus: „Der Radsport hat seine Glaubwürdigkeit komplett verloren. Ob du ehrlich bist oder nicht, niemand glaubt uns mehr.“
Dabei zeigte sich Casar überzeugt davon, dass die Chancen im Radsport in Folge des Anti-Doping-Kampfs mittlerweile gerechter verteilt sind. „Jetzt können Neoprofis Rennen gewinnen. Ich konnte das damals nicht”, so Casar, der im Jahr 2000 Profi wurde und als große französische Rundfahrt-Hoffnung galt, nachdem er im Jahr 2002 Paris-Nizza auf Platz zwei beendete.
„Am Anfang meiner Karriere, dachte ich, ich wäre nicht auf diesem Niveau. Bei meinem ersten Flèche Wallonne musste ich viel Prügel einstecken. Am Abend schickte mich mein Sportlicher Leiter nach Hause und sagte mir, es sei nutzlos, noch am Sonntag bei Lüttich-Bastogne-Lüttich zu starten. In diesem Moment dachte ich, ich fahre zwei Jahre und höre dann auf. Viel mehr schien nicht drin zu sein für mich.“
Doch Casar entwickelte sich trotzdem zu einem sehr guten Rundfahrer, gewann in seiner Karriere drei Tour-Etappen und wurde Elfter der Frankreich-Rundfahrt 2009, 17:16 Minuten hinter Alberto Contador. Sein bestes Ergebnis bei einer dreiwöchigen Rundfahrt gelang ihm im Jahr 2006, als er Sechster des Giro d’Italia wurde.
Auf die Frage, ob er ein großer Chamipon hätte werden können, wenn es kein Doping im Peloton gegeben hätte, antwortete Casar: „Wir können nicht wissen, was unter anderen Umständen geschehen wäre. Eines der schreckliche Dinge beim Thema Doping ist, dass wir nicht wissen, wer wirklich gut war und wer nicht."