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07.04.2013 | (rsn) - 17 Kilometer vor dem Ziel von Paris-Roubaix konnte die Ausgangsposition für die Omega Pharma - Quick-Step-Mannschaft in Abwesenheit von Kapitän Tom Boonen besser kaum sein: Mit dem Belgier Stijn Vandenbergh und Zdenek Stybar hatten die „Hellblauen“ zwei Mann in der dem Ziel entgegen fahrenden vierköpfigen Spitzengruppe, und speziell Stybar wirkte bärenstark. Der Tscheche war der Einzige, der Fabian Cancellara (RadioShack-Leopard) bei dessen Attacke zuvor hatte folgen können - und das mit einer beeindruckenden Leichtigkeit. „Ich hatte perfekte Beine“, so der Tscheche später.
Doch diese perfekten Beine brachten ihm nichts, denn auf dem berühmten Kopfsteinpflaster-Abschnitt Carrefour de l’Arbre (Sektor 4) zerplatzte der Traum vom Roubaix-Sieg innerhalb von wenigen Minuten gleich für beide Omega-Pharma-Profis. „Eigentlich war alles ideal, aber dann hatten wir mal wieder Pech“, erklärte der Sportliche Leiter Wilfried Peeters nach dem Rennen. „Vandenbergh touchierte einen Zuschauer und stürzte, und kurz danach ging auch Styby wegen eines Zuschauers fast zu Boden.“
Vandenbergh bemühte sich anschließend, die Schuld nicht beim Fan zu suchen. „Ich habe mich für den Fahrbahnrand anstatt des Kopfsteinpflasters entschieden und war dann zu nah am Publikum“, gab der Belgier zu Protokoll. Doch der Frust saß auch bei ihm tief, hatte er sich doch zu diesem Zeitpunkt große Chancen ausgerechnet: „Ich habe mich sehr gut gefühlt, als ich mit Sep Vanmarcke vorne war. Ich bin nur 90 Prozent gefahren und habe ihm ins Gesicht geschaut: Er war am Leiden - und am Ende wurde er Zweiter...“
Stybar entging nach seiner Kollision zwar einem Sturz, verlor das Rennen aber trotzdem auf dieselbe Art und Weise wie sein Teamkollege. „Da war ein Fotograf oder so, und ich habe ihn mit meinem rechten Schalthebel getroffen. Dann bin ich aus dem Pedal gerutscht, und bevor ich wieder drin war, hatte ich auch schon Fabians Hinterrad verloren. Und wenn Du auf dieser Strecke einmal ein Loch von fünf bis zehn Sekunden hast, dann ist es vorbei - gerade nach 240 Kilometern“, sagte er.
Nach dem Vorfall fiel Stybar, der moralisch gebrochen wirkte, in die nächste Verfolgergruppe zurück und wurde am Ende Sechster, Vandenbergh landete auf Platz 20. Dennoch gab sich vor allem der Stybar zufrieden: „Ich kann glücklich sein, denn ich war wirklich nah dran. Ich werde zurückkommen, und hier hoffentlich gewinnen“, blickte er bereits voraus.
Doch das Pech der beiden war noch nicht genug für Omega Pharma - Quick-Step, denn bereits zuvor hatte Kapitän Sylvain Chavanel seine Siegchancen ohne eigenes Verschulden eingebüßt. „Ich war gut drauf und alles war unter Kontrolle. Doch plötzlich ging die vordere Schaltung nicht mehr, als ich auf dem kleinen Kettenblatt war. So konnte ich auf die Angriffe nicht reagieren, und als ich das Rad wechselte, war es schon zu spät“, ärgerte sich der Franzose.
Den Tag gerettet hat für die belgische Mannschaft unterdessen Niki Terpstra, der Dritter wurde. „Glücklicherweise hatte er am Ende noch die Kraft für einen wirklich starken Sprint“, lobte Peeters den Niederländischen Meister. „Denn diesen Podestplatz hat sich das Team heute mehr als verdient. Wir waren immer bei der Musik.“ Das sahen auch seine Fahrer so: „Wir haben einen sehr guten Job gemacht. Ab Kilometer 0 war immer einer von uns in der Spitzengruppe“, bemerkte Stybar.
Die Leistung der gesamten Mannschaft stimmte, aber am Ende zählt bei Paris-Roubaix eben auch das Glück, wie Chavanel abschließend einmal mehr feststellen musste: „Ich hatte mal wieder viel Pech, aber so ist Paris-Roubaix eben - das muss man akzeptieren.“