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06.07.2013 | (rsn) - Viel wollten die Geschlagenen unter den Top-Favoriten auf den Tour-Sieg nach der ersten Bergankunft in Ax-3-Domaines nicht sagen. Cadel Evans (BMC) verbarrikadierte sich im Team-Camper und Alberto Contador (Saxo-Tinkoff) drehte rund 500 Meter hinter dem Zielstrich auf einer nicht ganz so stark von Zuschauern und Reportern bevölkerten Straße Ehrenrunden. ‚Bloß nicht anhalten‘, war die Devise, denn sonst hätte er sich aus der Umklammerung von Mikrofonen und TV-Kameras wohl kaum noch befreien können.
Nur für einen kurzen Kuss von seiner Frau stoppte der Spanier, doch als sich die hinter ihm her rennende Journalisten-Schar wieder näherte, rollte er auch schon wieder los und das Spielchen ging weiter: Insgesamt vier Mal fuhr der Spanier auf und ab, immer mit etwas Vorsprung auf die Zitat-Jäger. Schließlich gewann der zweifache Tour-Sieger und schaffte es in den bereitstehenden Mannschaftswagen, ohne zu seiner schmerzhaften Niederlage Stellung bezogen zu haben.
Doch der Sieg gegen die Medienvertreter blieb in den Pyrenäen der einzige Erfolg für Contador. 1:45 Minute hatte er zuvor auf den letzten 4,5 Kilometern am Plateau de Bonascre gegenüber dem neuen Dominator der 100. Tour de France, Chris Froome (Sky), verloren - und in den Augen vieler damit auch schon die gesamte Tour.
Doch damit nicht genug. Die ganze Welt konnte auch sehen, dass Contador selbst im eigenen Team an diesem Tag nicht der Stärkste war. Sein tschechischer Edelhelfer Roman Kreuziger schien schneller zu können, wartete aber brav auf seinen Kapitän und zog ihn den Berg hinauf. Immer wieder entstand dabei eine kleine Lücke von einem halben bis ganzen Meter, die sich jeweils erst wieder schloss, als Kreuziger langsamer machte.
Ob der Gewinner des Amstel Gold Race deshalb in den kommenden Tagen freie Fahrt bekommen würde, um das Tour-Podium angreifen zu können, fragte Radsport News den Saxo-Tinkoff-Teamchef Bjarne Riis im Ziel. Doch der verneinte: „Wir bleiben erst einmal bei unserem Plan und ändern ihn nicht.“ Riis war angesichts der Niederlage nicht gut gelaunt. „Froome war stark“, musste er anerkennen. „Ich habe mit dem Angriff von ihm gerechnet. Aber ich hatte auch gehofft, dass Alberto stärker ist.“
Doch auch wenn Contador das nicht war und alle Welt Froome bereits als ‚sicheren Tour-Sieger‘ sieht - Riis glaubt noch an die Chancen seines Schützlings. „Wir haben etwas Zeit verloren. Das ist natürlich nicht gut, aber die Tour ist noch lang und wir geben nicht auf. Natürlich ist das Ziel immer noch der Sieg.“ Dass Sky mit der Doppelspitze Froome/Porte zu stark sei, glaubt er jedenfalls nicht. „Ja, Sky ist stark. Aber wir sind es auch und werden weiterkämpfen.“
Contador-Fans werden in den kommenden Tagen immer wieder an die Vuelta des vergangenen Jahres denken. Auch dort schien Contador bereits geschlagen, bevor er das Rennen auf der 17. Etappe mit einem Parforceritt auf den Kopf stellte.